Die 25-jährige Künstlerin Zaho de Sagazan verspricht: Wo sie auftritt, wird geweint und getanzt. Auf ihrem Debut-Album „La symphonie des éclairs” („Die Sinfonie der Blitze“) mischt sie Chansons und elektronische Musik. „Ich mag Barbara, ich mag aber auch Kraftwerk”, erklärt sie dem Münchner Publikum in der Muffathalle. Das ist, zumindest was das Alter betrifft, näher an diesen beiden Vorbildern dran als an der jungen Französin.
Barbara, legendäre französische Chanson-Sängerin, ist ein knappes Jahr vor der Geburt Sagazans gestorben und auch die deutschen Elektropioniere verdienen durch die Augen einer französischen Mittzwanzigerin ohne Zweifel das Label „retro“. Zaho de Sagazan steht glaubhaft für beide Musikstile, mischt sie gekonnt und wurde damit innerhalb kürzester Zeit in ihrem Heimatland zum absoluten Star. Ein Besuch auf dem letzten Konzert ihrer ausverkauften ersten Deutschlandtour lässt ahnen, warum.
Die Songs auf Sagazans’ Debutalbum handeln von menschlichen Makeln. Das Rauchen, das sie einfach nicht lassen kann, die Tränen, die immer im ungünstigsten Moment kommen. Und natürlich um den menschlichsten aller Makel: die Liebe. „Jedes Liebeslied auf diesem Album ist meiner Vorstellungskraft entsprungen”, sagt Sagazan. Ihr selbst sei bis dato wenig romantische Liebe vergönnt gewesen, sagt sie. Aber träumen könne sie ja trotzdem von der großen Liebe - und manchmal träumt sie auch nur von der körperlichen, so man ihren Texten glaubt. „Hab‘ Sex mit mir”, singt sie dann frei heraus, mantraartig und mit breitem, französischen Akzent.
Musik wie ein Unwetter über dem Atlantik
Aufgewachsen ist Sagazan in einer Künstlerfamilie in Saint-Nazaire an der französischen Atlantikküste. Das stürmische Meer steckt drin in ihrer Musik. Ein Unwetter braut sich zusammen, entlädt sich in der „Sinfonie der Blitze”, Sagazans größtem Hit, fast 60 Millionen Streams auf Spotify. „Über den Wolken scheint immer die Sonne”, singt sie und klingt dabei so wenig kitschig, wie der Satz es zulässt. „Aber wäre ich ein Vogel, würde ich im Sturm tanzen.” Der reinste Coming-of-Age-Stoff, das Lied handelt von Menschen, die zu viel fühlen. Zaho de Sagazan beschreibt sich als hochsensibel. Das sei sehr anstrengend gewesen für sie selbst und ihre Familie, ständig habe sie angefangen zu weinen, bis sie lernte, ihre Gefühle zu kanalisieren. Mit den Fingern auf den Tasten ihres Klaviers ordnet sie jetzt ihre Welt.

In Frankreich ist sie ein absoluter Superstar, trat 2024 bei Olympia und den Filmfestspielen in Cannes auf, wurde als Künstlerin des Jahres bei den „Victoires de la musique”, den französischen Chanson-Grammys ausgezeichnet, ist das Gesicht der jungen Musikszene. In Deutschland ist sie (noch) eine Entdeckung des Feuilletons. Das Publikum in der Muffathalle ist deshalb durchweg zugewandt, zum Tanzen allerdings wollte es mehrmals aufgefordert werden. „Ne te regarde pas”, ruft Sagazan wieder und wieder, „schau dich nicht an.” Dazu wabert der Bass wie die aufbrandende Flut des atlantischen Ozeans.
Mit Bowie und Nena - aber ohne Allüren
Die Intensität der Musik ebbt ab und nimmt wieder Fahrt auf. Elektro-Chanson: Zwei Genres, die sich schlecht auf Platte bannen lassen. Live dafür umso mehr ein Erlebnis. Die Stimme der jungen Künstlerin klingt voller und samtiger als auf der Studioaufnahme. Dazu Maschinen-Musik, stampfender 80er-Jahre-Bass, singende Synthesizer, viel Reverb auf der Stimme der Sängerin. In der Zugabe bedient sie die 80er-Retro-Vibes, gibt Bowies „Modern Love“ und Nenas „99 Luftballons“ einen modernen französischen Anstrich. Die meisten ihrer originalen Lieder kommen mit wenigen Wörtern aus. Die Wiederholung, eine weitere Parallele von Barbara und Kraftwerk. Das Popstar-Sein für Sagazan scheinbar das Natürlichste der Welt. Sie besingt einen Vogel, der die Wolken durchbricht. Genauso frei und schwerelos singt, tanzt und weint sie sich ins Herz des deutschen Publikums.
Als Hochsensible besonderer Ausprägung bin ich natürlich erfreut, dass Sie uns diese außergewöhnliche Künstlerin vorgestellt haben. Tatsächlich ist sie in Deutschland derzeit noch recht unbekannt, was sich aber schnell ändern wird. Es ist immens wichtig, dass sie über ihre Hochsensibilität spricht, denn es bedarf in Zukunft aller Menschen, die tiefempfindend sind. Vor allem sind medizinische und therapierende Fachpersonen, aber auch die Gesellschaft dazu aufgerufen, sich mit Hochsensibilität zügig und intensiv vertraut zu machen. Wir HSP machen bereits 20% der Menschen aus und verfügen über besondere Gaben, weise Vorausahnungen und intelligente Lösungsangebote für komplexe Probleme. Wie Zaho es bereits ansprach, so darf auch ich aus Erfahrung sagen, dass jegliche Form von Kreativität die beste Balance ist. Diese wiederum kommt in der Folge als innerer Friede, universelle Liebe und so dringend notwendige Menschlichkeit der Gesellschaft zugute. Danke, dass Sie Zaho vorgestellt haben.
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