Im vergangenen Jahr sind am Klinikum in Landsberg so viele Kinder auf die Welt gekommen, wie nie zuvor. Geht es für Mutter und Kind nach Hause, übernimmt in der Regel eine Hebamme die Betreuung. Doch auch im Landkreis Landsberg gibt es immer weniger von ihnen. Für alle jungen Mütter, die keine Hebamme finden, gibt es seit einigen Jahren eine Telefonhotline, die der Landkreis finanziert. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Beratungen deutlich zu. Dass dabei mitunter Leben gerettet werden, darüber berichtete Franziska Klügl vom Gesundheitsamt in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses.
Es ist eine Geschichte von vielen. Eine junge Mutter, eine Asylbewerberin, die in einem Dorf am Ammersee lebt und kaum Deutsch spricht, wendet sich Hilfe suchend über die Hotline an eine Hebamme. Die stellt schnell fest, dass das Neugeborene Gelbsucht hat und schickt Mutter und Kind in ein Klinikum. Das Baby überlebt, weil ihm gerade noch rechtzeitig geholfen werden konnte. Franziska Klügl berichtete über den Fall in der Sitzung des Kreisausschusses. Die Kreisrätinnen und Kreisräte sollten darüber entscheiden, ob die Hebammen-Hotline auch in diesem Jahr mit 39.000 Euro finanziert werden soll. Die Abstimmung fiel eindeutig aus: 12:0 für die Fortführung.
Vor vier Jahren schlugen Landsberger Hebammen erstmals Alarm
Vor knapp vier Jahren hatten Hebammen aus der Region Landsberg erstmals Alarm geschlagen. Denn obwohl der Landkreis Landsberg seit einigen Jahren einen Babyboom erlebt und die Geburtenzahlen stetig steigen, wird die Zahl der freien Hebammen immer kleiner. Die Hebammen betreuen Schwangere von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit, führen Schwangerschaftsvorsorge-Untersuchungen durch, beraten bei Kinderwunsch, Schwangerschaft, Wochenbett und dem Stillen, bieten Kurse wie Geburtsvorbereitung und Rückbildung an und leisten bei Geflüchteten auch Integrationshilfe. Doch zuletzt wurde es für Mütter immer schwieriger, eine Hebamme zu finden. Dabei wünschen sich viele nach der Geburt eine umfangreichere Hebammenbetreuung.

Für junge Mütter, die keine Hebamme finden, wurde daher im September 2020 ein neuer Service angeboten: Eine Sprechstunde in der Familienoase Landsberg, die über Fördermittel des Landkreises finanziert wurde. Denn die Sicherstellung der Hebammenhilfe ist eine Pflichtaufgabe des Landkreises. Die Sprechstunde wurde ein Jahr später durch eine Telefonhotline ersetzt. Unter der Nummer 0156/78359620 können junge Mütter und Schwangere von Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr sowie an Samstagen und an Feiertagen von 9 bis 18 Uhr anrufen. Die Hebammen beantworten alle Fragen rund um Wochenbett und Baby und kommen bei Bedarf auch zu Wochenbettbesuchen nach Hause. Sie beraten bei Stillschwierigkeiten und leiten bei der Pflege des Babys an. Die Kosten dafür werden dann von den Krankenkassen übernommen.
Wie Franziska Klügl in der Sitzung des Kreisausschusses berichtete, erfolgten von Januar bis November vergangenen Jahres 83 telefonische Beratungen, 68 Hausbesuche wurden durchgeführt. Im Jahr zuvor waren es noch 65 Beratungen und 34 Hausbesuche. Eine große Zielgruppe der Hebammen-Hotline seien Frauen mit Migrationshintergrund. Das Klinikum Landsberg gebe jeder Frau nach der Entbindung bei der Entlassung einen Flyer der Hebammen-Hotline mit. Die Flyer liegen auch in allen gynäkologischen Praxen und bei Kinderärzten aus.
Am Klinikum in Landsberg gab es vergangenes Jahr 1438 Geburten
Franziska Klügl geht davon aus, dass der Beratungsbedarf weiter steigen wird. Nach Auskunft der Sprecherin der Hebammen werde sich das Personal im Landkreis Landsberg heuer deutlich reduzieren. Eine Hebamme, die zuletzt im Schnitt zehn Frauen pro Woche betreut habe, werde ihre Tätigkeit beenden. Zugleich steigen die Geburtenzahlen. Mit der Geburtennummer 1438 war Elia das Rekordbaby des Jahres 2024 im Landsberger Klinikum. So viele Entbindungen in einem Jahr gab es dort noch nie. 2023 wurden 1435 Geburten verzeichnet, im Jahr zuvor waren es 1342.
Im Landkreis Landsberg gibt es noch ein weiteres Hilfsangebot für Mütter mit Neugeborenen. Auch das Amt für Jugend, Familie, Soziales und Bildung kann laut Landratsamt präventiv kontaktiert werden. Die KoKi-Stelle (Koordinierungsstelle Frühe Kindheit) bietet Beratung und Hilfen an, zum Beispiel in Form einer gesundheitsorientierten Familienbegleitung. Familienbegleiterinnen sind Hebammen und Kinderkrankenschwestern mit einer Zusatzqualifikation: Sie bieten in der Regel ambulante, häusliche Betreuung für Mütter und Familien während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit an. Bei Fragen stehen zu den üblichen Bürozeiten die Mitarbeiterinnen der KoKi-Stelle zur Verfügung. Sie sind erreichbar unter Telefon 08191/129-1258.
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