Die Botschaft des Weihnachtsfests stand nicht nur im Mittelpunkt der Predigten in den Landsberger Kirchen, sondern auch beim Krippenspiel am Nachmittag des Heiligen Abends in der Stadtpfarrkirche Zu den Heiligen Engeln, das rund 800 Kirchenbesucher sehen wollten. 26 Mädchen und Buben, verkleidet als Maria und Josef, als Hirten, Soldaten, Engel und Schafe, spielten Szenen der Geburt Jesu nach. Am Ende des Gottesdienstes gaben die Kinder das Friedenslicht von Betlehem an die Gläubigen weiter. Unsere Redaktion hat die Inhalte der Predigten zusammengefasst, die sich auch mit dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg beschäftigten.
Stadtpfarrer Gregory Herzel bezog sich in seinen Weihnachtspredigten in der Heilig-Engel-Kirche und in St. Katharina auf das „Weihnachtsfestspiel - Die Heilige Nacht“ von Enrico de Paruta mit Texten aus Ludwig Thomas „Die Heilige Nacht“. Dabei steht der Handwerksbursche Hansei im Mittelpunkt. Herzel hatte die Aufführung zwei Wochen zuvor in München gesehen. Das Lied in der Inszenierung habe sein Herz berührt und ihn in weihnachtliche Stimmung versetzt. In seiner Predigt sagte er: „Mit vielen Menschen auf dieser Welt feiern wir heute diesen Heiligen Abend, aus unterschiedlichen Nationen und Sprachen, kommen Menschen zur Krippe, reihen sich dort ein, um das Jesuskind zu ehren, auf dass das Herz froh werde. Ein Kind ist geboren. Neues Leben kommt zur Welt. Ein Grund zur Freude, die unser Herz erheben soll. So schlicht ist die Botschaft, so einmalig das Ereignis, denn in diesem Kind kommt Gott zur Welt. So unendlich groß ist seine Liebe zu uns.“

Der Handwerksbursche Hansei wolle nur Jesus sehen, keine großen Geschenke überreichen, keine wertvollen Gaben bringen, und dort auch nicht allzu lange verweilen. „Er verspricht sich allein vom Anblick des Jesuskindes, Glück, Heil, Freude, Zufriedenheit“, so Stadtpfarrer Herzel. Und auch wir hätten uns auf den Weg gemacht zur Krippe. „Wir sind heute angekommen. Mit den Hirten beten wir zum Kind in der Krippe. Es kann uns Liebe, Licht und Frieden ins Herz schenken. So gehen wir zurück zu unserem Nächsten, um ihnen unser Herz zu öffnen. Damit heute in uns und durch uns in dieser Welt Weihnachten wird.“

„Der Heilige Abend ist der Abend der guten Wünsche. Wünsche, die wir gut gebrauchen können“, sagte Stadtpfarrer Michael Zeitler in seiner Predigt in der Christmette in Mariä Himmelfahrt. Doch diese Wünsche sollten nicht nur einmal im Jahr ausgesprochen werden, sondern täglich. „Denn Weihnachten erinnert uns daran, dass Gott uns etwas Gutes zusagen will.“ Dass Gott uns an Weihnachten etwas Gutes zusagen möchte, höre man in den Schrifttexten dieser Heiligen Nacht. Jesaja kündige seinem gebeutelten Volk die Geburt eines Retters an – eines Erlösers, mit dessen Kommen alle Not und Unterdrückung ein Ende haben wird. „Diese Botschaft weckt Parallelen zum leidgeplagten syrischen Volk, das lange auf Erlösung warten musste“, sagte Michael Zeitler.
„Der Tratsch ist das eigentliche Gift unseres Miteinanders“
Die gute Zusage sollten die Menschen weitergeben. „Doch können wir das auch oder fällt es uns schwer? Gutes weitersagen – das ist nicht unbedingt der erste Charakterzug, der uns zu unseren Landsleuten einfällt. Weitaus schneller sind wir im Kritisieren und Nörgeln.“ Das zeigen laut Stadtpfarrer Zeitler auch die sozialen Netzwerke, die viele nur dazu nutzen würden, all ihren Neid und Frust loszuwerden. Doch viel schlimmer als alles Kritisieren und Nörgeln sei der Tratsch. „Wie schnell ist ein Gerücht in die Welt gesetzt und ein Mensch bloßgestellt. Der Tratsch ist das eigentliche Gift unseres Miteinanders.“
Natürlich fällt es manchmal auch nicht leicht, jemandem noch etwas Positives zuzusagen, wenn man selbst schon genug Sorgen hat, so Michael Zeitler. Gründe dafür mag es viele geben. „Das perfide Attentat von Magdeburg erschreckt uns und lässt uns verstört zurück. Die wirtschaftliche Situation gibt nicht gerade Anlass zur Freude.“ Weihnachten will wie eine Art Trainingslager für positives Denken und Reden sein. „Ein Trainingslager, das wir jedes Jahr neu durchlaufen müssen, um unseren Glauben an eine gute Zukunft nicht zu verlieren“, so Zeitler. Weihnachten feiern heiße also auch: sich gegenseitig Gutes zuzusagen.

Pfarrer Thomas Lichteneber predigte in der vollbesetzten Christuskirche in Landsberg über die Sehnsucht als der Beginn von allem. Gerade an Weihnachten werde die Sehnsucht nach Vertrauen und Liebe besonders spürbar. Die Kirche biete solche Räume der Sehnsucht an. Auch auf Christkindlmärkten sehnen sich die Menschen nach Gemeinschaft und unbeschwerten Stunden mit der Familie, mit Freunden und Freundinnen. Deshalb sei der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg besonders perfide. „Das schreckliche Attentat hat diese Sehnsucht nach Vertrauen und Geborgenheit mitten ins Herz getroffen und gezeigt, wie zerbrechlich unsere Lebenswelt sein kann.“
Pfarrer Lichteneber stellte die Frage, wie man angesichts einer solchen Katastrophe „O du fröhliche“ singen kann. Die Antwort: Man kann dieses Lied singen, weil es dann einen Satz später heißt: „Welt ging verloren, Christ ist geboren.“ Thomas Lichteneber ermutigte die Anwesenden, das Leid nicht zu verdrängen. „Wir Christen und Christinnen sind Protestleute gegen die Dunkelheit“, so der Geistliche weiter. Der Glaube an Gott bewahrt uns nicht vor Schmerz und Leid, aber er führt uns hindurch und gibt uns die Kraft, unsere Lebenswelt friedlicher und barmherziger zu gestalten.
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