Sexarbeiterin trifft Millionär, war da nicht schon mal was, denken sich Filmfans und haben sofort „Pretty Woman“ Julia Roberts mit ihrer rot-braunen Lockenmähne vor Augen. In Zukunft wird man bei dieser Story auch eine junge Frau mit Lamettafäden im glatten schwarzen Haar sehen, nämlich Mikey Madison in dem Film „Anora“. Als beste Hauptdarstellerin schnappte sie Demi Moore den Oscar vor der Nase weg. Mit ihrem verknitterten Rede-Zettelchen, das Zwillingsbruder Miles noch schnell aus seiner Smokingtasche zog und ihr zusteckte, sorgte sie zudem bei der ansonsten etwas drögen Oscar-Zeremonie für einen der nettesten Momente.
Für ihre Rolle in „Anora“ lernte Mikey Madison Poledance
Mit großem Elan hatte sich Madison in die Rolle der jungen Prostituierten Ani geworfen, die das sorglos-verwöhnte Söhnchen eines russischen Oligarchen bezirzt, ihn heiratet, es dann aber mit dessen russischen Gorillas zu tun bekommt, weil die neuen Schwiegereltern nicht begeistert sind vom Prostituierten-Zuwachs in der Familie. Stundenlang und unter Schmerzen trainierte sie für diese Rolle Poledance, um dann möglichst leicht und akrobatisch - und natürlich verführerisch - an der Stange zu tanzen. „Das war das Herausfordernste, was ich je tun musste“, gestand die 25-Jährige während einer Show im US-Fernsehen. Dass sie ihre Fähigkeiten dann gar nicht einsetzen konnte, weil Regisseur Sean Baker die Handlung in einen Lab-Dance-Club verlegte, dafür entschädigt der Oscar sie nun reichlich.
Mikey Madison spielte in Tarantinos „Once upon a Time in Hollywood...“
Aber immer in die vollen gehen, das scheint sowieso Mikey Madisons Art zu sein. Als Kind verschrieb sich die Tochter einer Psychologin und eines Psychologen dem Reiten. Mit der Konsequenz, dass sie nicht mehr zur Schule ging und sich zuhause selbst unterrichtete, um immer bei ihren Ponys sein zu können. Als sie mit 14 realisierte, dass das auch eine einsam machende Leidenschaft ist, meldete ihre Mutter sie in einem Schauspielkurs an. In einigen Independent-Filmen und der US-Serie „Better Things“ startete sie ihre Karriere, spielte dann in Quentin Tarrantinos „Once upon a Time in Hollywood...“ und in dem Horror-Remake „Scream“. Zwei Filme, die sie für „Anora“-Regisseur Sean Baker empfahlen, der sich von ihr zu der Rolle der unerschrockenen Sexarbeiterin Ani inspirieren ließ. Wie sehr sie dem Gewerbe ihren Respekt zolle, hob Mikey Madison in der Oscar-Nacht hervor. Es sei eines der Privilegien dieser Arbeit gewesen, diese „unglaublichen Menschen“ kennengelernt zu haben.
Ebenfalls in ihrer Dankesrede stellte Mikey Madison fest: „Ich bin zwar in Los Angeles aufgewachsen, aber Hollywood war so weit entfernt für mich.“ Das wird sich nun aller Wahrscheinlichkeit nach ändern.
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