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Mehr als nur eine WG: Wie Senioren in Salgen gemeinsam das Leben genießen

Salgen

Zusammenleben im Alter: Einblick in eine ganz besondere WG

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    Zu Gast bei der Senioren-WG in Salgen: Ulrike Stooß (Zweite von rechts) lässt mit den Mieterinnen und Mietern Frösche über den Tisch hüpfen.
    Zu Gast bei der Senioren-WG in Salgen: Ulrike Stooß (Zweite von rechts) lässt mit den Mieterinnen und Mietern Frösche über den Tisch hüpfen. Foto: Melanie Lippl

    Wer das Wort „Wohngemeinschaft“ hört, denkt meist an junge Leute, klassischerweise Studenten oder Azubis, die sich so die Miete teilen können. Doch im Unterallgäu gibt es auch eine ganz andere Wohngemeinschaft. Eine, in der Menschen zwischen 69 und 90 Jahren leben, vier Männer und acht Frauen, vom rüstigen Rentner bis hin zum Pflegefall. Wir haben diese Senioren-WG in Salgen besucht.

    Alles begann vor vielen Jahren mit der Idee von Roman Ohneberg, sein Elternhaus für einen sozialen Zweck zur Verfügung zu stellen. Unzählige Anträge und Gespräche, zahlreiche aufreibende Momente und eine Vereinsgründung später, konnten vor rund drei Jahren die ersten Menschen hier einziehen. Die „Freunde neuer Wege zum Wohnen wie zu Hause e.V.“ kümmern sich seitdem um das Haus, das anders funktioniert als klassische Senioreneinrichtungen. Maßgeblich sind die Menschen, die darin leben, und ihr Umfeld: Es gibt ein Gremium der Selbstbestimmung, Angehörige bringen sich ein, etwa beim Einkaufen oder an Putztagen, und die Pflege, die täglich ins Haus kommt, ist nicht Hausherr, sondern Gast. 2023 hat das Projekt sogar eine Auszeichnung von Ministerin Michaela Kaniber bekommen.

    Es gibt Gemeinschaftsräume und jeweils ein Zimmer für jeden, das individuell eingerichtet werden kann. Zwölf Plätze stehen in der WG zur Verfügung, doch immer wieder wird auch ein Platz frei. „Jeder darf dableiben, bis er stirbt“, erklärt Pflegedienstleitung Sonja Schiefele vom Pflegeteam Pfaffenhausen. Auch Palliativbegleitung werde ermöglicht.

    In der Senioren-WG wird selbst gekocht und gewaschen

    Es gibt eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, und wie es sich für eine WG gehört, wird dort auch selbst gekocht und gewaschen. Die Mieterinnen und Mieter helfen dabei gerne mit, schnippeln Gemüse oder legen Wäsche zusammen. 2,5 Pflegekräfte sind rechnerisch jeden Vormittag im Einsatz, zudem Betreuungskräfte und die Hauswirtschaft sowie Dienstleister, die ebenfalls ins Haus kommen. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte, die den Menschen etwas vorlesen oder Spaziergänge mit den WG-Mitgliedern machen. Die Senioren-WG freut sich aber auch über weitere Ehrenamtliche, die sich einbringen möchten.

    Im Gang hängt ein Plan, was in der Woche ansteht, denn es gibt ein vielfältiges Programm. Während in dem einen Raum gemeinsam mit farbenfrohen Tüchern Gymnastik gemacht wird, lassen andere WG-Mitglieder im Aufenthaltsraum kleine Frösche über den Tisch hüpfen. Das Gelächter ist groß, als die bunten Plastiktierchen immer wieder auf dem Schoß eines Mieters landen anstatt in der Schüssel, in die sie eigentlich hüpfen sollten. In dieser WG wird gelacht und gelebt, aber auch gestritten. Eine Liebesgeschichte hat es bislang noch nicht gegeben, verrät Sonja Schiefele. „Aber eine sehr innige Frauenfreundschaft.“

    Renate Schalk (links, weißes T-Shirt) bietet Gymnastik mit Tüchern an.
    Renate Schalk (links, weißes T-Shirt) bietet Gymnastik mit Tüchern an. Foto: Melanie Lippl

    Frühstücken kann jeder, wann er mag. Mittagessen, Kaffee und Abendessen gibt es dann gemeinsam. „Das Essen ist gut – Hausmannskost“, sagt einer der Mieter. Schnitzel und Cordon bleu kommen bei dem einen gut an, der andere mag eher die Süßspeisen wie Reisauflauf und Kaiserschmarrn. Und auch bei den Getränken gibt es durchaus unterschiedliche Vorlieben: Und so bekommt jeder zur Brotzeit sein eigenes Lieblingsbier – das dürfte in einer Studenten-WG nicht anders sein. Gefeiert wurde hier übrigens ebenfalls schon, wenn auch vermutlich nicht mehr ganz so wild wie in jungen Tagen. Dafür kam zum 80. Geburtstag sogar eine Livemusik vorbei.

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