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True Crime Bühnenshow: Publikum urteilt in Neu-Ulm über Starnberg-Fall

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So war die „True Crime Show“ mit Alexander Stevens und Constantin Schreiber in Neu-Ulm

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    Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber und Alexander Stevens bringen in Neu-Ulm einen echten Kriminalfall auf die Bühne.
    Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber und Alexander Stevens bringen in Neu-Ulm einen echten Kriminalfall auf die Bühne. Foto: Dagmar Hub

    Es war eine Tat gewesen, die Starnberg erschüttert hatte: In der Nacht zum 11. Januar 2020 erschoss ein damals 21-Jähriger dort seinen Freund und dessen Eltern und drapierte die Tatwaffe so in der Hand des sterbenden Gleichaltrigen, dass die Ermittler später von einem erweiterten Selbstmord ausgehen sollten. Die True Crimes-Tour der beiden Juristen Constantin Schreiber und Alexander Stevens stellte den Mordfall ins Zentrum einer interaktiven Show im Edwin-Scharff-Haus.

    Den Journalisten und Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber und den Münchner Star-Rechtsanwalt Alexander Stevens verbindet vieles: Beide sind Juristen (ja, auch Schreiber studierte Jura), beide sind TV-erfahren, und beide schreiben unter anderem Krimis – Stevens zum Beispiel „Der perfekte Mord. Lebenslänglich ungesühnt. Wahre Fälle eines Strafverteidigers“ und Schreiber den Ägypten-Krimi „Kleopatras Grab“. Gemeinsam sind der Tagesschau-Sprecher und der Strafverteidiger – Stevens verteidigte unter anderem den im Starnberger Dreifachmordfall mitangeklagten Samuel V. – auf deutschlandweiter Krimi-Tour, diskutieren auf der Bühne als Antagonisten tatsächlich geschehene Verbrechen und die Motive dahinter, und lassen in den überraschenden Wendungen der Ermittlungen das Publikum interaktiv darüber abstimmen: Halten die Menschen im praktisch ausverkauften Scharff-Haus Maximilian B. für schuldig oder nicht? Ist Samuel V. als Mittäter zu bestrafen, oder ist er es nicht?

    Der Abend in Neu-Ulm ist nicht geeignet für zart Besaitete

    Der Abend ist nicht unbedingt geeignet für zart Besaitete: Man bekommt – zwar verpixelt, aber eben dennoch – Originalbilder vom Tatort zu sehen, hört die zynischen Sätze, die der Mörder nach der Tat angesichts des toten Elternpaares und des sterbenden Sohnes gesagt und auf seinem Handy aufgenommen hatte, erfährt von den brutalen Tierquälereien, die das spätere Opfer schon als Kind begangen hatte, und vom Bau von Waffen, den Opfer und Täter miteinander betrieben, um die Waffen im Darknet zu verkaufen.

    Schreiber und Stevens gestalten die Show aber so, dass sie überaus spannend wird, und nehmen das – zumeist eher jüngere – Publikum mit in die Ermittlungen, bei denen auch die Spezialisten zunächst an die Selbstmord-Theorie glaubten; so gut hatte der Täter die Tat als Selbstmord inszeniert. Weshalb er dann gestand, als man seine Wohnung wegen des illegalen Waffenbesitzes durchsucht hatte, darüber kann man wohl bis heute nur spekulieren.

    Schreiber und Stevens bringen True Crime auf die Bühne

    Schuldig oder nicht? Mehrfach im Lauf des Abends kann das Publikum abstimmen – und lässt sich, anfangs mehrheitlich von der Schuld von Maximilian B. überzeugt – vom Strafverteidiger, der Dinge geschickt in Zweifel zieht, tatsächlich davon abbringen. Im Publikum saß unter anderem der Ulmer OB Martin Ansbacher, die die Show – selbst Jurist – äußerst spannend fand.

    Interessant ist, so die beiden Juristen, die die Show auch als unterhaltsamer Wettkampf um die Stimmen des Publikums aufziehen, dass das Publikum im Süden Deutschlands eher stärker für die Bestrafung eines Täters stimmt als im Norden. Alexander Stevens gibt im Fall einer Straffälligkeit den Tipp, nach Berlin umzuziehen: Angesichts voller Gefängnisse würden dort auch Verurteilte wieder nach Hause geschickt, so der Strafverteidiger.

    Ob das 50:50 Ergebnis bei 409 Abstimmenden über die Mitschuld von Samuel V. am Ende ganz korrekt ermittelt war, blieb im Schlussapplaus unklar, aber Alexander Stevens leistete seinen Wetteinsatz ab – einen Song über Tagesschausprecher Constantin Schreiber, bei dem er sich selbst am Klavier begleitete. Da kommt die Ausbildung beim Tölzer Knabenchor und den Regensburger Domspatzen zum Tragen.

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