Missbrauchsprozess: Therapeutin findet Mädchen glaubwürdig
Plus Ein 46-Jähriger soll seine Stieftochter aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen sexuell misshandelt haben. Therapeuten und Bekannte äußern sich am Landgericht Ingolstadt.
Derzeit muss sich ein 46-Jähriger vor dem Ingolstädter Landgericht verantworten, weil er seine ehemalige Stieftochter mehrmals schwer sexuell missbraucht haben soll (wir berichteten). Das Mädchen stammt aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und war zu der Zeit 2016/1017, in der sich die Übergriffe ereignet haben sollen, zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Am Mittwoch, dem zweiten Verhandlungstag, sagten Freunde und Verwandte aus dem Umfeld der Geschädigten und des Angeklagten aus, außerdem Ärzte und Psychologen, die das Mädchen seitdem behandelt haben. Eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin bezeichnete die mittlerweile 15-Jährige im Gerichtssaal als phasenweise schwer depressiv sowie suizidgefährdet – und „zu 100 Prozent glaubhaft“.
Die Glaubwürdigkeit des Mädchens machte die Therapeutin daran fest, dass es von Symptomen gesprochen habe, die sonst nur Fachleute kennen würden, wie etwa Flashbacks. So höre die 15-Jährige zum Beispiel plötzlich das Knarzen der Treppe, das immer ankündigte, dass der Stiefvater wieder zu ihr ins Zimmer unter dem Dach kam. Zudem sei das Mädchen besorgt um seinen kleinen Halbbruder, den der Vater weiterhin sehen dürfe. „Auf so was kommt sonst kein Kind oder Jugendlicher“, erklärte die Psychologin, die die Geschädigte seit Oktober 2019 betreut. Sie schilderte noch andere Probleme, mit denen das ihrer Ansicht nach „hoch belastete“ Mädchen zu kämpfen habe: schlechte Noten, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Wutausbrüche, Selbstverletzungen und Suizidgedanken, die einmal sogar so intensiv waren, dass das Mädchen vier Tage lang stationär in der Neuburger Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgenommen werden musste. Dort wurde eine posttraumatische Belastungsstörung sowie eine schwere Depression diagnostiziert. Die Therapeutin berichtete noch, dass das Mädchen ihr gegenüber erzählt habe, dass der Stiefvater sie das erste Mal schon viel früher „angefasst“ habe, als sie im Alter von sieben Jahren ab und zu zur Mutter ins Bett gekrochen war.
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