Tiefer Wald, mächtige Mauern und ein noch mächtigerer Halsgraben: Die Alte Burg bei Neuburg ist ein Ort voller Geschichte – und ein Denkmal, das dringend Hilfe braucht. Auf Einladung des Historischen Vereins Neuburg besuchte kürzlich der bekannte Burgenexperte Dr. Joachim Zeune die Ruine. Sein Fazit: Die Anlage ist bedeutend – aber auch stark gefährdet.
Der Anstoß zu diesem außergewöhnlichen Besuch kam vom Vorsitzenden des Historischen Vereins, Marcus Prell. Ihm war aufgefallen, dass sich zwar viele Menschen für die Alte Burg interessierten – doch bisher jeder für sich forschte. Prell versammelte schließlich alle Beteiligten an einem runden Tisch und gründete einen Arbeitskreis. Ziel: Austausch, Kooperation und ein gemeinsamer Blick auf eines der spannendsten historischen Bauwerke der Region.

Alte Burg bei Neuburg: Jetzt soll zu dem historischen Ort geforscht werden
Alte Pläne, Fundstücke, Fotografien – in den Vereinsarchiven tauchten zahlreiche historische Dokumente auf. Doch trotz vieler Einzelinitiativen blieben die Erkenntnisse zur Burg spärlich. Um die Forschung auf ein neues Niveau zu heben, lud der Arbeitskreis Burgen, den renommierten Archäologen Dr. Joachim Zeune ein – einen der führenden Experten für mittelalterliche Burgen in Deutschland.
Nach einem ersten Kennenlernen folgte in den Räumen des Historischen Vereins eine kurze Einführung in die bisher bekannten Geschichtsfragmente der Ruine. Zudem konnte Joachim Zeune einen ersten Blick auf eine Sammlung von Keramikscherben werfen. Das Konvolut wurde bei archäologischen Grabungen auf der Alten Burg im Jahr 1909 gefunden und kürzlich im Archiv des Historischen Vereins wiederentdeckt.
Dr. Joachim Zeune ist europaweit einer der bekanntesten und renommiertesten Burgenforscher. Der Mittelalterarchäologe aus dem Allgäu und Begründer des Burgenbüros gilt als ausgewiesener Experte für Erforschung und Erhalt historischer Wehrbauten – daher sein Spitzname: der „Burgenversteher“. Bisher hat er über 300 Burgen und Burgruinen in ganz Deutschland sowie im grenznahen Ausland wissenschaftlich erforscht, rekonstruiert und an deren Sicherung gearbeitet. Zudem engagiert er sich seit Jahrzehnten in der Denkmalpflege. Zeune publiziert regelmäßig zur mittelalterlichen Baugeschichte.
Im Archiv des Historischen Vereins Neuburg liegen Keramikscheiben, die schon 1909 bei der Alten Burg gefunden wurden
Im Anschluss ging es von der Theorie zur Praxis: Gemeinsam mit dem Arbeitskreis und Stadtheimatpfleger Jörg Hauck folgte eine Ortsbegehung. Bereits der Blick auf den tief eingeschnittenen Halsgraben beeindruckte Zeune – solche Anlagen seien architektonische Zeichen für die einstige Bedeutung der Burg und den Wohlstand ihrer Erbauer.

Auch die verbliebenen Mauern warfen wichtige Fragen auf. Ihre Mächtigkeit lasse auf eine besonders wehrhafte Bauweise schließen. Zeune erklärte: „Was wir heute sehen, ist in vielen Fällen nur ein Bruchteil dessen, was einmal da war – bei späteren Sanierungen wird selten wieder in ursprünglicher Stärke aufgemauert.“ Umso bemerkenswerter sei die erhaltene bauliche Struktur.
Burgenexperte über Alte Burg: Bäume zerstören mit ihren Wurzeln die historischen Mauern
Doch es gab auch deutliche Warnungen: Besonders besorgniserregend ist der Bewuchs auf den historischen Mauern. Zeune stellte fest, dass sich an zahlreichen Stellen Bäume festgesetzt haben, deren Wurzeln das Mauerwerk zerstören. In Kombination mit starker Windlast stellen diese Bäume eine ernste Gefahr für die ohnehin stark angegriffene Substanz dar. „Das Gemäuer arbeitet“, so Zeune, und neue Schäden, die seit der Instandsetzung Mitte der 1970er Jahre entstanden sind, seien unübersehbar. Es zeichne sich deutlich ab, dass auf lange Sicht gravierende Bauschäden drohen.

Am Ende des Besuchs stand ein klarer Appell: Jetzt müsse gehandelt werden. Dr. Zeune empfahl eine professionelle Bestandsaufnahme als ersten Schritt. Nur so lasse sich das Denkmal fachgerecht bewerten und der Weg für eine mögliche Förderung ebnen. Hoffnung gibt es: Die Ehrenamtsbetreuung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege hat Unterstützung zugesagt, sofern ein überzeugendes Konzept vorgelegt wird. Ein solches soll nun erarbeitet und zunächst privat finanziert werden.
Klar ist: Die Alte Burg ist mehr als nur eine Ruine im Wald. Ihre sichtbaren Spuren der Vergangenheit faszinieren ganze Generationen und ihre geheimnisvolle Ausstrahlung regt seit jeher zum Spekulieren an. Sie ist ein wichtiger Teil der Geschichte Neuburgs und beliebtes Ausflugsziel sowohl für Einheimische als auch Gäste der Stadt. Der Besuch des Experten war ein wichtiger Impuls für den Arbeitskreis Burgen. Mit dem Ziel, die Alte Burg zu erhalten sowie ihre Geschichte und Funktion besser zu verstehen, hofft der Arbeitskreis Burgen nun auf Unterstützung, um das historische Erbe der Stadt langfristig sichern zu können. (Diana Gerlach und Jürgen Polifke)
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden