Am Samstag, 18. Januar, laden das Zentrum Stadtgeschichte und das Deutsche Medizinhistorische Museum um 19 Uhr zum kostenfreien Vortragsabend ein. Dabei geht es um Opfer der NS-Euthanasie aus Ingolstadt, Hirnforschung und NS-Krankenmord an den Instituten der Max-Planck-Gesellschaft.
Zwischen 1939 und 1945 wurden im Rahmen der nationalsozialistischen Euthanasie-Aktionen etwa 300.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen ermordet. Am 18. Januar 1940 fand die erste Deportation der Gasmordaktion „T4“ von der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar in eine Tötungsanstalt statt. Dieser Tag ist daher dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasie-Morde gewidmet.
Bisher sind 56 Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger bekannt, die zwischen 1940 und 1941 in der Gaskammer der Tötungsanstalt Hartheim bei Linz ermordet wurden, weil sie psychisch erkrankt oder behindert waren. Mindestens 30 Menschen aus Ingolstadt fielen den dezentralen NS-Euthanasie-Morden zum Opfer. Sie wurden überwiegend in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar durch Mangelernährung, Medikamentenüberdosierung oder systematische Vernachlässigung getötet. In der „Kinderfachabteilung“ der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar sind zudem fünf Kinder aus Ingolstadt im Rahmen der sogenannten „Kindereuthanasie“ durch Medikamentenüberdosierung ermordet worden.
Gedenkveranstaltung in Ingolstadt: Opfer der NS-Euthanasie im Fokus
Seit drei Jahren wird die NS-Euthanasie im Rahmen des Projektes „Opfer des Nationalsozialismus in Ingolstadt“ am Zentrum Stadtgeschichte aufgearbeitet. Bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung präsentiert Agnes Krumwiede die Zwischenergebnisse der Recherchen nach Ingolstädter Opfern der NS-Euthanasie und stellt Einzelschicksale vor.
An den Opfern der NS-Euthanasie fanden regelmäßig neuropathologisch-anatomische Befunderhebungen statt. Insbesondere die ermordeten Kinder riefen das Interesse der Hirnforscher hervor. Darunter finden sich auch Ingolstädter Opfer. Bis in die 1990er Jahre hinein wurde in der medizinischen Forschung, Lehre und Wissenschaft mit Humanpräparaten von NS-Opfern gearbeitet. Nachdem in Archiven der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 2015 und 2016 Hirnpräparate von NS-Euthanasie-Opfern entdeckt worden waren, erteilte die MPG den Auftrag für ein Forschungsprojekt. Am 1. Juni 2017 startete das Verbundprojekt „Hirnforschung an Instituten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kontext nationalsozialistischer Unrechtstaten: Hirnpräparate in Instituten der Max-Planck-Gesellschaft und die Identifizierung der Opfer“ mit dem Ziel, die Identität der Opfer zu klären und ihren Angehörigen einen ethischen Umgang mit den sterblichen Überresten ihrer Familienmitglieder zu ermöglichen. Philipp Rauh ist einer der Projektleiter und wird über die Zwischenergebnisse des Verbundprojektes berichten.
Die Veranstaltung dauert etwa eine Stunde und ist kostenfrei. Sie kann auch als Web-Conference mitverfolgt werden. Der Einwahllink ist auf der Homepage des Zentrums für Stadtgeschichte zu finden unter https://www.dmm-ingolstadt.de/aktuell/alle-veranstaltungen.html.
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