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Love Scamming: So werden Frauen im Internet um Geld betrogen

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Falsche Romanzen: Love Scammer in Neuburg verurteilt 

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    In Neuburg wurde ein Afrikaner wegen Betrugs nach der Love Scamming-Methode zu einer Geldstrafe verurteilt.
    In Neuburg wurde ein Afrikaner wegen Betrugs nach der Love Scamming-Methode zu einer Geldstrafe verurteilt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

    Über Internet oder Handys nehmen sie Kontakt zu einsamen Damen auf und ziehen ihnen mit Lügen und Versprechungen Geld aus der Tasche. Helfershelfer dieser „Love Scamming“-Methode sitzen auch im Neuburger Amtsgericht auf der Anklagebank. Einen 30-jährigen Nigerianer verurteilte Richter Christian Veh jetzt wegen versuchter Geldwäsche zu 2700 Euro Geldstrafe.

    Der Angeklagte wohnt jetzt in München. Als er noch in der Neuburger Gemeinschaftsunterkunft gewesen war, half er einem 27-jährigen Landsmann beim Transferieren von ergaunerten Geldern. In einem Fall hatte eine betrogene Frau 2280 Euro überwiesen, in einem zweiten Fall 1000 Euro. Der Nigerianer stellte seine Konten bei Postbank und Unicreditbank zur Verfügung. Von dort gingen die Beträge auf belgische Konten. Die Kripo konnte die Whatsapp-Kontakte und die über Klarna gelaufenen Geldströme nachverfolgen.

    Im Prozess wollte der 30-Jährige dem Richter weismachen, er habe den Landsmann im Hauptbahnhof München getroffen und ihn gebeten, eine Summe an einen befreundeten Studenten in Ungarn zu überweisen. Er könne seine Studiengebühren nicht bezahlen. Die Familien in Afrika würden die Beträge wieder zurückzahlen.

    Neuburg: Nigerianer wegen Love Scamming und Geldwäsche zu Geldstrafe verurteilt

    „Ich glaube Ihnen kein Wort“, hielt ihm Amtsgerichtsdirektor Christian Veh entgegen. Die Geschichte mit dem Hauptbahnhof sei an den Haaren herbeigezogen. „Warum sollten Sie ständig Geld an Leute überweisen, die Sie nicht kennen?“, hielt der Richter dem Angeklagten vor. Die Glaubwürdigkeit des zweiten Afrikaners, der als Zeuge aussagte, hielt das Gericht für noch geringer. Der 27-Jährige erzählte ebenfalls die Geschichte von den Studiengebühren. 

    Richter Veh bedauerte fast, dass er den 27-Jährigen im Frühjahr 2024 nur zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Dem Afrikaner, der kein Asyl erhalten, aber eine Aufenthaltsgenehmigung hat, war nachzuweisen, dass er in der Rolle des Geldwäschers 16.000 Euro von vier betrogenen Frauen auf sein Konto bei der Postbank überwiesen bekommen hat. Eine Geschädigte hatte den Betrügern einmal 6000 Euro und ein zweites Mal 2200 Euro überwiesen.

    450 Fälle von Love Scamming in Bayern angezeigt: 5,3 Millionen Euro Schaden

    Ihr Chat-Partner im Internet hatte eine persönliche Notlage vorgespielt und erfolgreich um „finanzielle Hilfe“ gebeten. Bei dieser modernen Form des Heiratsschwindels verwenden die Täter gerne Fotos gutaussehender Männer und Frauen, die meist selbst nichts von dem Schwindel ahnen. Der 30-jährige Angeklagte im Amtsgericht zog letztlich den Einspruch gegen seinen Strafbefehl von 90 Tagessätzen zu 30 Euro zurück. Damit habe er „gerade noch den Kopf herausgezogen“, so Richter Veh.

    In Bayern waren in einem Jahr 450 Fälle von „Love- oder Romance Scamming“ angezeigt worden. Dabei hatten die Geschädigten den Kriminellen 5,3 Millionen Euro überwiesen. Ein falscher „Rosenheim-Cop“ hatte mit dem geknackten Account des Schauspielers Igor Jeftić 35.000 Euro von einem einzigen Opfer erhalten. Die „Love Scammer“ arbeiteten vorwiegend von Ghana oder Nigeria aus. „Sie schreiben Opfer unter prominenten Namen an und bitten mit erfundenen Notlagen um Geld. Oftmals versuchen sie dann, die Kommunikation auf Messenger wie Telegram zu lenken“, warnt der bayerische Justizminister Georg Eisenreich. Die Polizei rät dringend davon ab, eigene Bilder zu verschicken oder Geld zu überweisen. Beim geringsten Verdacht solle die Polizei eingeschaltet werden.

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