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Prozessauftakt zum spektakulären Goldschatz-Diebstahl in Manching

Ingolstadt

Goldschatz-Prozess: Das große Schweigen zum Auftakt

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    Auftakt im Goldschatz-Prozess: Insgesamt vier Angeklagte sollen den Goldschatz aus dem Manchinger Kelten-Römer-Museum gestohlen haben.
    Auftakt im Goldschatz-Prozess: Insgesamt vier Angeklagte sollen den Goldschatz aus dem Manchinger Kelten-Römer-Museum gestohlen haben. Foto: Luzia Grasser

    Wie sehen jene vier Männer aus, die vor etwas mehr als zwei Jahren den Manchinger Goldschatz gestohlen haben? Rund 30 Menschen wollten genau das wissen und saßen deshalb als Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal 11 des Ingolstädter Landgerichts, als Vorsitzender Richter Konrad Kliegl am Dienstag um 10 Uhr erneut einen spektakulären Prozess eröffnete. Der Andrang des Publikums war zwar nicht ansatzweise so groß wie beim Doppelgängerinnen-Verfahren, bei dessen Auftakt sich eine lange Schlange vor dem Sitzungssaal gebildet hatte, doch die Redakteure, Fotografen und Kameraleute zahlreicher Medienunternehmen, die in einer ähnlichen Zahl vertreten waren wie die Zuschauer, kämpften dennoch um die besten Plätze, als die Angeklagten in Fußfesseln in den Saal geführt worden sind.

    Vier Deutsche, zwischen 43 und 52 Jahre alt, allesamt aus dem Raum Schwerin, nahmen auf der Anklagebank Platz. Sie hörten stoisch zwei Stunden und 15 Minuten lang den beiden Vertretern der Staatsanwaltschaft zu, als diese die Anklage verlasen. Und die zeigte: Die Männer hatten, sollten denn die Vorwürfe stimmen, seit mehr als zehn Jahren ein Doppelleben geführt. Tagsüber übten sie solide Berufe aus, nachts gingen sie über die Republik hinaus auf Einbruchstour. Zwischen der Nordsee und Österreich waren sie in wechselnder Besetzung an die 30 Objekte angegangen, zumeist Tankstellen, Supermärkte oder Zulassungsstellen. Sie haben bei ihren Taten nicht nur enorme Summen erbeutet, sondern auch immensen Schaden angerichtet. Stets waren sie ausgestattet mit Winkelschleifern, Bolzenschneidern und Sturmhauben. Doch in den Jahren vor ihrer Festnahme rückten andere Objekte in den Fokus der Männer: Museen mit wertvollen Kulturgütern. Uhren, Edelsteine - und Gold. Das alles wollten sie zu Geld machen. Bereits im Herbst 2021 fuhren sie laut Anklage nach Manching und taten, was sie meistens bei ihren Einbrüchen taten: Sie kappten Telefon- und Internetkabel, um die Alarmanlagen auszuschalten. Doch dieses Mal sollte es ihnen in Manching nicht gelingen. Noch nicht.

    Goldschatz-Prozess: Der Einbruch gelang erst auf den zweiten Versuch

    Ein Jahr später waren sie erfolgreicher. Am 22. November 2022 fielen mitten in der Nacht bei 13.000 Haushalten rund um die Marktgemeinde Internet und Telefon aus und die Einbrecher hatten angesichts der manipulierten Alarmanlage recht leichtes Spiel. Sie hebelten eine Fluchttür auf, dann im Inneren noch eine weitere Tür, und klauten schließlich das wohl bedeutendste Exponat im Manchinger Kelten-Römer-Museum: 483 Goldmünzen, einen Goldgusskuchen und drei Bronzeringe.

    Monatelang hofften die Wissenschaftler darauf, den Schatz unversehrt wiederzufinden. Diese Hoffnung sollte sich rund acht Monate nach dem Einbruch zumindest teilweise zerschlagen. Eine DNA-Spur hatte die Ermittler auf die Fährte der vier Männer gebracht und als schließlich die Handschellen klickten, hatte einer von ihnen eine Tüte mit einem ganz besonderen Inhalt mit dabei: 18 Goldklumpen. Das war das einzige, was von ehemals 72 keltischen Münzen aus dem Schatz übrig geblieben ist. Laut Staatsanwaltschaft sollte es der Lohn für einen der Täter sein.

    Sollten die Männer verurteilt werden, warten auf sie empfindliche Strafen. Der Strafrahmen für schweren Bandendiebstahl erstreckt sich zwischen einem und zehn Jahren - und zwar für jeden einzelnen Fall. Doch die entscheidende Frage blieb auch am Ende des ersten Prozesstages noch offen: Wo sind die mehr als 400 Münzen, die noch immer verschwunden sind? Die Angeklagten taten das, was sie auch schon in den Monaten zuvor getan hatten: Sie schwiegen.

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