So lange wurde am BER gebaut und so teuer ist er
Der Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, wird am Samstag eröffnet. Bis zur Fertigstellung war es ein langer und teurer Weg. Wir zeigen Ihnen, wie lange und wie teuer.
Kaum zu glauben, aber tatsächlich wahr: Am 31. Oktober 2020 wird der BER eröffnet. Es war ein steiniger Weg, bis der Hauptstadtflughafen so weit war. Die Kosten sind immer weiter gestiegen, der Eröffnungstermin wurde ständig verschoben. Eigentlich, das war der Plan bei Baubeginn, sollte der Berliner Flughafen 2011 eröffnen. Nun, neun Jahre später, ist es dann doch so weit. Wir werfen einen Blick auf die Kostenexplosion und die extrem lange Bauzeit.
So viel Geld kostet der Bau des Berliner Flughafens
Im Businessplan der Flughafengesellschaft werden die Gesamtkosten mit knapp unter 6 Milliarden Euro angegeben. Was in dieser Summe allerdings fehlt: Kredittilgungen und Zinsen. Die 6,44 Milliarden Euro, die am Ende unserer Grafik stehen, wurden als Kosten bis zur Eröffnung genannt. Auch diese Summe ist aber nicht komplett, denn auch nach der Eröffnung tut sich am Flughafen noch einiges. Inklusive dieser "Nachlaufkosten" wird häufig von einer Summe von mehr als 7 Milliarden Euro gesprochen. Und um den Flughafen bis 2040 auf die prognostizieren wachsenden Passagierzahlen zu erweitern, werden dann wieder mehrere Milliarden Euro benötigt. Für unsere Vergleiche rechnen wir mit den in der Grafik angegebenen 6,44 Milliarden Euro.
Um die Größenordnung der Kosten zu verdeutlichen:
- Die Sanierung des Augsburger Staatstheaters wurde wegen der Kostenexplosion erst kürzlich in das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler aufgenommen. Die Sanierungskosten sollen sich nun auf 320 Millionen Euro belaufen. Das heißt: Für die Kosten des Berliner Flughafens könnte das Augsburger Theater mehr als 20 Mal saniert werden.
- Für das Robert-Koch-Institut, das als Bundesbehörde für Gesundheit in der Corona-Pandemie eine Schlüsselrolle spielt, waren für 2020 (vor Beginn der Pandemie) 108 Millionen Euro vorgesehen. Mit dem Geld für den Bau des Berliner Flughafens hätte man also stattdessen das RKI etwa 60 Jahre lang finanzieren können.
- Der gesamte Kader der Profimannschaft des FC Augsburg hat laut der Internetseite Transfermarkt.de einen Marktwert von 96,43 Millionen Euro. Das gesamte Team könnte man also für die BER-Baukosten etwa 66 Mal transferieren.
- "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" von 2018 gilt als einer der aufwendigsten deutschen Filme - und auch als einer der teuersten. Die Produktionskosten lagen bei etwa 25 Millionen Euro. Dementsprechend könnte man den Film vom BER-Geld etwa 257 Mal drehen.
BER: So lange wurde am Flughafen gebaut
Die Eröffnung des BER wurde immer wieder verschoben. In den ursprünglichen Plänen war man sogar davon ausgegangen, den Flughafen bereits 2007 eröffnen zu können. Doch schon der Baustart verzögerte sich um Jahre. Als der Bau 2006 dann wirklich losging, hatte man die Inbetriebnahme bereits für den Winterflugplan 2011 angesetzt.
Statt fünf Jahren lag die Bauzeit am Ende bei etwa 14 Jahren. Eine extrem lange Zeit, in der sich unsere Welt stark verändert hat. Ein Beispiel: die Technik. Smartphones waren 2006 nicht verbreitet - das erste iPhone kam erst im Jahr 2007 auf den Markt. So entstand im September 2006 kurz nach dem Flughafen-Baustart folgendes Bild des Regierenden Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit. Als ihn die Fotografen in einem Fernsehstudio ablichteten, konterte Wowereit, indem er zurückfotografierte. Er zückte sein Fotohandy, wie damals moderne Handys mit Kamerafunktion genannt wurden.
Ein weiteres Beispiel, um zu verdeutlichen, wie lange 2006 schon her ist: Der offizielle Spatenstich für den BER war der 5. September. Einen Tag später spielte die Deutsche Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen San Marino. Es war erst das dritte Spiel unter dem neuen Cheftrainer Joachim Löw. Das war die Aufstellung:
Lukas Podolski ist der einzige eingesetzte Spieler, der seine aktive Karriere noch nicht beendet hat. Deutschland gewann übrigens 13:0. (mit dpa)
Wir begleiten die Eröffnung des Flughafens BER am 31. Oktober in unserem Live-Blog.
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