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Hotel-Katastrophe in der Türkei: Zahlreiche Verantwortliche festgenommen

Türkei

Zahlreiche Festnahmen nach Hotel-Katastrophe in türkischem Skigebiet

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    In einem Hotel im Skigebiet von Kartalkaya in der Provinz Bolu im Nordwesten der Türkei war ein Feuer ausgebrochen, das 79 Menschen das Leben kostete.
    In einem Hotel im Skigebiet von Kartalkaya in der Provinz Bolu im Nordwesten der Türkei war ein Feuer ausgebrochen, das 79 Menschen das Leben kostete. Foto: Francisco Seco, AP/dpa

    Bei einem Feuer in einem Hotel waren in der Provinz Bolu im Nordwesten der Türkei vergangene Woche zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Inzwischen ist die Zahl der Toten von Behördenseiten von 79 auf 78 korrigiert worden.

    Das Feuer im türkischen Skiresort Kartalkaya war zur beliebtesten Winterurlaubs-Zeit in den türkischen Schulferien ausgebrochen und sorgte am Bosporus für Entsetzen. Die Empörung ist auch deshalb groß, weil mutmaßlich mangelnde Brandschutzvorgaben die Katastrophe ermöglicht hatten. Das Feuer in dem Hotel hatte die 238 Gäste in der Nacht überrascht.

    Hotelbrand fordert viele Tote – 19 Personen festgenommen

    Die größte Oppositionspartei CHP warf der islamisch-konservativen Regierung vor, im Jahr 2012 Brandschutzvorgaben gelockert zu haben. Sie kritisierte in einer Anfrage das Tourismusministerium, das Schreiben liegt auch der dpa vor. Zudem sei in dem Hotel keine Sprinkleranlage eingebaut gewesen, obwohl dies Pflicht sei. Dadurch habe sich das Feuer schneller ausbreiten können und zu höheren Opferzahlen geführt.

    Nach dem verheerenden Hotelbrand sind inzwischen 19 Menschen in Untersuchungshaft. Darunter sind nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu der Besitzer sowie der Manager des Hotels, der Chef der lokalen Feuerwehr und der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Bolu. Zudem sei ein Mitarbeiter einer zuständigen Inspektionsfirma zur Fahndung ausgeschrieben worden.

    Feuerkatastrophe in der Türkei: Familie von Stewardess kommt ums Leben

    Warum das Feuer in dem Hotel im Skigebiet ausgebrochen ist, dazu gibt es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu derzeit noch keine genauen Erkenntnisse. Auf den Notfall hin sind 30 Feuerwehrautos und 28 Rettungswagen zum Einsatz in den 40 Kilometer entfernten Ort in den Bergen ausgerückt. Augenzeugen berichteten türkischen Medien übereinstimmend, dass etwa der Feueralarm nicht funktionierte und es keine Feuerlöscher gegeben habe. 

    Zuerst war noch von zehn Toten ausgegangen worden, ehe die Zahl in den Stunden darauf stark anstieg. Das zwölfstöckige Hotel ist an einen Hang gebaut, was den Einsatz erschwert habe, so der Innenminister.

    Unter den zahlreichen Opfern der Brandkatastrophe befand sich derweil eine 15-köpfige Familie aus der Türkei. Dabei handelt es sich um eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft Turkish Airlines, die gemeinsam mit 14 Familienangehörigen in dem 4-Sterne-Hotel getötet wurde, wie die Airline mittlerweile bestätigte.

    Feuer in Hotel im türkischen Ski-Resort mit tragischen Schicksalen

    Auch eine 24-Jährige entkam den Flammen nicht. Von ihrem Schicksal und dem ihres Vaters berichtet die Nachrichtenagentur DHA. Die Behörden informierten ihren Vater, der aus dem 1200 Kilometer weit entfernten Mardin anreiste, um die sterblichen Überreste seiner Tochter in Empfang zu nehmen. Überwältigt von dem Verlust seiner Tochter, habe der Mann vor dem Krankenhaus, in dem die Autopsie durchgeführt wurde, einen Herzinfarkt erlitten. Der Vater wurde vor Ort ärztlich versorgt.

    Die Fassade des Hotels bestand aus Holz – deshalb habe sich das Feuer besonders schnell ausbreiten können. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Nacht versuchten, sich mit aneinander geknüpften Bettlaken selbst aus den Fenstern zu retten oder in den obersten Stockwerken nach Hilfe zu rufen. Ein Mann stürzte sich aus Verzweiflung aus dem elften Stock in den Tod. „Wir können nicht runter, helft uns“, schreien sie aus dem Fenster des Hotels. Hinter ihnen sind Flammen zu sehen, das Dach und die oberen Stockwerke brennen. Die unten Stehenden antworten teils hilflos: „Wo ist die Feuerwehr?“

    Feuer im türkischen Ski-Resort Kartalkaya: Der Brand in dem Hotel brach in der Nacht aus. 79 Menschen kamen ums Leben.
    Feuer im türkischen Ski-Resort Kartalkaya: Der Brand in dem Hotel brach in der Nacht aus. 79 Menschen kamen ums Leben. Foto: IHA/AP/dpa

    Brand in Ski-Resort in Türkei: Menschen retteten sich mit Bettlaken

    Ein Augenzeuge berichtete der Zeitung Hürriyet, er habe beobachtet, wie Menschen aus dem Fenster gesprungen seien. Durch die starke Rauchentwicklung habe man die Treppen zum Notausgang kaum finden können. Das Skigebiet Kartalkaya in der Provinz Bolu ist bei Einheimischen beliebt.

    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Opfern sein Beileid aus und sagte, Schuldige würden zur Rechenschaft gezogen. Er verkündete einen Tag Staatstrauer. Der Hotelbesitzer und zehn weitere Personen wurden nach offiziellen Angaben festgenommen. Was ihnen vorgeworfen wurde, war zunächst unklar. Vorfälle in der Vergangenheit zeigen jedoch, dass die Türkei oftmals Probleme mit Gebäudeschutzmaßnahmen hat. Dazu gehört das verheerende Erdbeben Anfang 2023 mit fast 50.000 Todesopfern, Experten machen für das Ausmaß mitunter die Bausubstanz verantwortlich.

    Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bestürzt. „Meine Gedanken sind bei den Opfern dieser Katastrophe, die im Skiurlaub über sie hereingebrochen ist. Für ihre Familien und Freunde ist das ein jäher Verlust und unfassbarer Schmerz. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl. Den Verletzten wünsche ich eine rasche Genesung“, hieß es in einem Schreiben Steinmeiers an seinen türkischen Amtskollegen Erdogan.

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