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Kiez-Box bei Spätis in Berlin: Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Spätis

Kiez-Box statt Containern: Wie Berlin gegen Lebensmittelverschwendung kämpft

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    Bei den Berliner Spätis soll es bald Kiez-Boxen mit gratis Lebensmitteln geben, die sonst entsorgt werden würden.
    Bei den Berliner Spätis soll es bald Kiez-Boxen mit gratis Lebensmitteln geben, die sonst entsorgt werden würden. Foto: dpa

    Der Spätkauf, auch Späti genannt, ist aus Berlin nicht wegzudenken. Er versorgt die Menschen mit dem morgendlichen Kaffee, dem Feierabendbier und zahlreichen Snacks. Bald sollen bei einigen auch Gemüse, Obst und Backwaren dazukommen – und zwar gratis.
    Warum das Ganze? In Deutschland werden pro Person etwa 76 Kilogramm Nahrungsmittel jährlich weggeworfen, so das Bundesumweltministerium (BMEL). Dem will sich Berlins Senatorin für Justiz und Verbraucherschutz, Felor Badenberg, entgegenstellen. Das Ziel ist klar: Bis 2030 soll die Verschwendung pro Kopf halbiert werden.

    Das Bündnis aus Berliner Tafel, der Foodsharing-Bewegung und dem Runden Tisch gegen Lebensmittelverschwendung stellt neue Maßnahmen vor. Die jährliche bundesweite Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“ im Herbst wird durch eine berlinweite Kampagne ergänzt. Ganz zentral sei dabei die Kiez-Box als „sichtbares Symbol der Kampagne“. Die geretteten Lebensmittel können von Supermarktketten wie Privatleuten kommen. Immerhin stammen laut BMEL knappe 58 Prozent der verschwendeten Nahrungsmittel aus Privathaushalten.

    Lebensmittelrettung in Berlin: Spätis und Kiezkühlschränke im Kampf gegen Verschwendung

    Was haben die Spätis nun mit der Lebensmittelrettung zu tun? Der Senat sieht wegen der langen Öffnungszeiten ein besonderes Potenzial. Ob Partygänger nachts auf dem Heimweg oder der Familienvater, der Sonntagnachmittag nochmal Brötchen holen möchte, aber vor den verschlossenen Türen einer Bäckerei steht. Wer Lust auf ein Brötchen hat, könnte sich das schon bald kostenlos am Späti mitnehmen. Denn die Spätis haben an Wochenenden und nachts geöffnet, wenn Supermärkte schon geschlossen sind. Sie sind außerdem stark verbreitet in der Stadt und werden häufig besucht. Mehr Menschen könnten beim Kauf ihrer Lieblingslimo auf die Lebensmittelretter aufmerksam werden.

    Doch wer schonmal in Stadtteilzentren und Bibliotheken Berlins Lebensmittel gerettet hat, weiß – Die Kiez-Box gibt es doch schon! Sie heißt dort Kiezkühlschrank, erfüllt aber eigentlich den gleichen Zweck. Lebensmittel werden vom Foodsharing bei den Spendern abgeholt, zu den Kiezkühlschränken gebracht und dort verteilen die ehrenamtlichen Mitarbeitenden sie direkt weiter. Mit durchschnittlich 1300 Nutzerinnen und Nutzern im Monat wird das Angebot auch gut angenommen. Cathrin Mamoudou ist Leiterin einer sozialen Einrichtungsstätte in Berlin-Mitte. Sie ist damit auch für die Bereitstellung von einem der 12 Kiezkühlschränke in Berlin zuständig und hält die Spätis für ungeeignete Standorte zur Lebensmittelrettung. Sie befürchtet, dass die nötigen Hygienevorschriften nicht eingehalten werden. „Ich weiß jetzt nicht, ob ich was aus ´nem wilden Kiezkühlschrank nehmen würde, wenn der bei mir im Späti steht.“

    Die erste Kiez-Box ist testweise schon im Stadtteil Kreuzberg zu finden

    Die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz antwortet auf Anfrage unserer Redaktion, der Hygienestandard solle das gleiche Niveau haben, wie bei den Kiezkühlschränken. Mithilfe eines Leitfadens, sowie eines Lehrfilms, solle das Späti-Personal auf die nötigen Hygienemaßnahmen vorbereitet werden. Da in vielen Spätis bereits Lebensmittel verkauft werden, gehe der Senat aber auch von einer Sensibilität und Expertise der Mitarbeitenden im Umgang mit Lebensmitteln aus. Zusätzlich wird es, wie bei den Kiez-Kühlschränken, regelmäßige Kontrollen der Kiez-Boxen geben.

    Die erste Kiez-Box ist testweise schon im Stadtteil Kreuzberg zu finden, mindestens zehn weitere Boxen sollen 2025 aufgestellt werden. In der Markthalle Neun steht die Box - noch eingepackt in Plastikfolie. Bis die Kiez-Box Erfolg hat, müssen sich die Lebensmittelretter also noch gedulden.

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