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Papst Franziskus enthüllt Geheimnisse in Autobiografie "Hoffe"

Katholische Kirche

Papst Franziskus offenbart in seinem Buch private Einblicke in sein Leben und Pontifikat

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    Dieses Foto ging um die Welt: Im März 2013 trafen sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. und sein Nachfolger Franziskus (rechts) in Castel Gandolfo bei Rom. Zwischen ihnen: eine ominöse Papp-Schachtel.
    Dieses Foto ging um die Welt: Im März 2013 trafen sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. und sein Nachfolger Franziskus (rechts) in Castel Gandolfo bei Rom. Zwischen ihnen: eine ominöse Papp-Schachtel. Foto: picture alliance/Osservatore Romano/dpa

    Es gibt da dieses Foto. Links sitzt der gerade emeritierte Benedikt XVI., rechts der frisch gewählte Papst Franziskus. Zwischen den beiden Männern steht eine große Papp-Schachtel auf dem Tisch, darauf zwei weiße Kuverts. „Da ist alles drin“, soll Benedikt XVI. damals im März 2013 in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo seinem Gegenüber erklärt haben. „Alles“, das waren die zahlreichen Skandale in der katholischen Kirche und im Vatikan, mit denen der Papst aus Bayern nicht fertig geworden war, von Korruptions- bis hin zu Missbrauchsfällen. Die Dokumente in der Kiste hätten „all die dunklen Momente und die entsprechenden Missetaten“ umfasst. So erinnert sich Franziskus in seiner soeben im Kösel-Verlag erschienenen Autobiografie mit dem Titel „Hoffe“.

    Welchen Moment Franziskus als einen der schwierigsten seines Pontifikats bezeichnet

    Es ist nicht der erste biografische Band, den der heute 88 Jahre alte Jorge Mario Bergoglio vorlegt. Doch „Hoffe“, nun erschienen in 80 Ländern weltweit, ist die erste offizielle Biografie eines Papstes. Co-Autor Carlo Mussa fasste seit 2019 geführte Gespräche der beiden in Prosa. Die Szene der Übergabe des schwierigen Erbes ist eine der eindrücklichsten des Buches. Nie zuvor hat Franziskus öffentlich über jene geheimnisvolle Kiste gesprochen. „Bis hier bin ich gekommen“, habe ihm Benedikt gesagt. „Jetzt ist das deine Aufgabe.“ Franziskus nahm sie an, sein Vorgänger hatte ihm und der Kirche einen Neustart verordnet.

    Wenn man jetzt also, nach bald zwölf Jahren im Amt, eine Bilanz ziehen möchte, dann vielleicht diese: Franziskus hat die teilweise korrupten Strukturen im Vatikan verändert und die Finanzen des Kirchenstaats auf solidere Beine stellen lassen. Er hat ein härteres Durchgreifen gegen Missbrauchstäter in der Kirche möglich gemacht, auch wenn an vielen Stellen noch kein Licht ins Dunkel gekommen ist. Auch, weil der Argentinier Freunde schützte. „Ich bin ein Mann der Kirche“, sagte Franziskus einmal. So, als ob auch der Papst selbst jene Kultur des Verheimlichens erst langsam abstreifen könnte.

    Als einen der schwierigsten Momente seines Pontifikats schildert Franziskus den Finanz-Skandal um den Kauf einer Immobilie in der Londoner Sloane Avenue. In der Folge wurde vor einem Jahr erstmals ein Kardinal, der Italiener Angelo Becciu, ein ehemaliger Intimus von Franziskus, von der Vatikan-Justiz wegen Betrugs und Unterschlagung zu einer Haftstrafe verurteilt. Becciu hatte bei dem Immobiliendeal für den Vatikan einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe mitverursacht. Franziskus bezeichnet die Affäre als „schmerzhaft“. Er habe aber stets das Gefühl gehabt, weiter zur Aufdeckung beitragen zu müssen, „ohne irgendetwas zu verheimlichen“.

    „Ich habe leider leichte Plattfüße“, räumt Papst Franziskus ein

    Eines der am besten gehüteten Vatikan-Geheimnisse ist normalerweise der Ablauf der Papstwahl im Konklave. Franziskus berichtet hingegen sehr freimütig über seine Wahl im März 2013 in der Sixtinischen Kapelle. Etwa von „geparkten Stimmen“, die unentschlossene Kardinäle in den ersten Wahlgängen für Außenseiter-Kandidaten abgegeben hätten oder von Nachfragen verschiedener Kollegen, die den späteren Papst auf sein gesundheitliches Befinden und seine Absichten hin befragten. „Irgendwann hatte ich das Gefühl, mitten in einer mündlichen Prüfung zu stecken“, berichtet der Argentinier. Berühmt geworden ist Franziskus‘ Widerstand bei der Einkleidung als neuer Papst. Rote Schuhe? „Nein, ich muss ohnehin orthopädische Schuhe tragen. Ich habe leider leichte Plattfüße“, wehrte er ab. Weiße Hosen unter der Soutane? „Ich bin doch kein Eisverkäufer!“

    Franziskus gewährt auch einen Einblick in sein (Liebes-)Leben – als junger Priesterkandidat im Seminar. Es war demnach von Enthaltsamkeit geprägt, aber nicht ohne Versuchung. Eine junge Frau, die Bergoglio bei der Hochzeit seines Onkels kennengelernt hatte, verdrehte ihm den Kopf. „Ich konnte nicht mal beten, ohne ihr Bild vor Augen zu haben – und das ständig“, berichtet der Papst nun in dem Buch. In Gedanken habe er „dem intellektuellen Licht und der Schönheit“ des Mädchens nachgehangen. Seine Berufung habe er im Priesterseminar dennoch „keineswegs“ verloren. „Und es wäre mir nicht im Traum eingefallen, zu heiraten“, erklärt er weiter.

    Doch Zweifel waren da, Franziskus bezeichnet sie als „etwas ganz Normales“. Wenn heute ein junger Mensch in den Dienst Jesu treten wolle „und dabei keinerlei Unsicherheit oder Angst empfindet, dann fehlt ihm oder ihr etwas“. In jenen Fällen, schreibt der Papst, „bin ich etwas misstrauisch“.

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