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Southport: 18-Jähriger bekennt sich zu Messerangriff auf Kinder bei Taylor-Swift-Tanzkurs

Großbritannien

Der Prozess zur Messerattacke von Southport beginnt mit Überraschung

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    Die Messerattacke von Southport hat in Großbritannien rechtsextreme Krawalle und Gegendemonstrationen ausgelöst. Bis heute erschüttert die Bluttat vom vergangenen Sommer die Menschen auf der Insel.
    Die Messerattacke von Southport hat in Großbritannien rechtsextreme Krawalle und Gegendemonstrationen ausgelöst. Bis heute erschüttert die Bluttat vom vergangenen Sommer die Menschen auf der Insel. Foto: Alberto Pezzali/AP/dpa

    Dass die Verhandlung an diesem regnerischen Montag im Liverpool Crown Court nur knapp 20 Minuten dauern würde, damit hatte offenbar nicht einmal Richter Julian Goose gerechnet. Eigentlich sollte am ersten Prozesstag nur die Jury vereidigt werden. Auf vier Wochen war die Prozessdauer veranschlagt worden.

    Es sollte anders kommen: Der 18-jährige Angeklagte Axel R. bekannte sich am Vormittag des dreifachen Mordes und des zehnfachen Mordversuchs schuldig. Er gab damit zu, im vergangenen Sommer in der englischen Küstenstadt Southport Kinder getötet und andere lebensgefährlich verletzt zu haben. Zeugen berichteten damals, dass ein maskierter Mann in einem beliebten Tanzstudio im Zentrum der Stadt mit einem Messer auf die Teilnehmer eines Taylor-Swift-Tanzworkshops eingestochen hatte.

    „Ich wünschte, wir hätten mehr tun können”, sagte ein Fensterputzer

    Die Bluttat vom 29. Juli 2024 erschütterte das ganze Königreich. Es kam wegen falscher Informationen zur Identität des Täters zu rechtsextremen Ausschreitungen in zahlreichen Städten Englands. Nach dem Prozessauftakt am Montag berichteten die britischen Medien noch einmal von den blutigen Szenen, von den Momenten der Hilflosigkeit, bis die Krankenwagen am Tatort eintrafen, von den Kindern vor Ort, die vor Angst nicht einmal weinten. „Ich wünschte, wir hätten mehr tun können”, sagte ein Fensterputzer, der kurz nach der Tat zum Tanzstudio geeilt war, um zu helfen. Das Urteil soll am kommenden Donnerstag fallen, hieß es.

    Richter Goose machte Axel R. klar, dass er wegen Mordes mit einer „lebenslangen Haftstrafe“ rechnen müsse. Der junge Mann, der als Sohn ruandischer Einwanderer in Großbritannien geboren wurde, bekannte sich zudem schuldig, ein tödliches Gift hergestellt zu haben und im Besitz von terroristischem Material gewesen zu sein. Die Angehörigen der drei getöteten Mädchen waren nicht im Gerichtssaal. Durch das Schuldbekenntnis von Axel R. wird Zeugen und Opfern zwar erspart, die schrecklichen Ereignisse ein weiteres Mal durchleben zu müssen. Allerdings werden jetzt auch keine Beweise vorgelegt, die die Hintergründe der Tat erhellen könnten. Was trieb Axel R. dazu? Was für ein Mensch ist er? Das sind Fragen, auf die die Verhandlung vielleicht Antworten hätte geben können, die nun jedoch nicht mehr erörtert werden.

    Rechtsextreme und gewaltbereite Gruppen hatten nach der Bluttat Stimmung gemacht

    Das Interesse am Prozessauftakt war am Montag groß – und damit die Sorge, dass erneut Falschinformationen über die Umstände der Tat und über Axel R. verbreitet werden und es wieder zu Gewaltausbrüchen kommen könnte. In sozialen Medien hatte sich nach der Tat die Behauptung verbreitet, bei dem Angreifer handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber, der illegal per Boot nach Großbritannien eingereist sei. Rechtsextreme und gewaltbereite Gruppen machten Stimmung und riefen zu Gewalt auf. In den folgenden Tagen kam es zu Plünderungen, Brandstiftungen und Angriffen auf Moscheen und Asylbewerberheime. Geschäfte gingen in Flammen auf, Migranten und Geflüchtete bangten um ihr Leben. Nur wenige Wochen nach dem Wahlsieg der Labour-Partei unter Keir Starmer bei den Parlamentswahlen Anfang Juli 2024 wurde ein Flächenbrand auf der Insel befürchtet.

    Eine schnelle Mobilisierung von Ordnungskräften trug dann dazu bei, ein Übergreifen der Ausschreitungen auf andere Regionen des Königreiches zu verhindern. Viele der Täter, die in sozialen Medien zu Gewalt aufgerufen oder sich aktiv an Plünderungen und Zerstörungen beteiligt hatten, wurden schnell gefasst und bereits verurteilt.

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