Die Gewässer nördlich der spanischen Ferienoase Menorca bergen ein Geheimnis, das bis vor Kurzem nur Wissenschaftlern bekannt war – einen „Meereskindergarten” für Pottwale. Nun soll dieses einzigartige Gebiet vor Menorca, der kleinen Schwester von Mallorca, zur Schutzzone erklärt werden. Das neue Meeresreservat im Mittelmeer umfasst 34.000 Quadratkilometer, mehr als die Fläche Belgiens.
Zudem will Spanien eine bergige Unterwasserlandschaft zwischen den Inseln Mallorca und Ibiza schützen. Dies ist ein weiteres Meeresparadies, in dem man Tiefseekorallen, wandernde Fischschwärme und oft auch Wale findet. Diese verborgenen Erhebungen unterhalb der Wasseroberfläche, die sich östlich von Ibiza und südlich von Mallorca befinden, gelten als äußerst nahrungsreich und ziehen daher zahlreiche Meeresbewohner an.
Das Meeresareal vor Menorca ist für Pottwale ein idealer Ort, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen
Besonders dem von Premier Pedro Sánchez angekündigten Schutz des Pottwal-Rückzugsgebiets vor Menorca wird große Bedeutung beigemessen. Es handelt sich um das einzige nachgewiesene Pottwal-Kalbungsgebiet im westlichen Mittelmeer. Dieses ruhige Meeresareal ist für die Pottwale ein idealer Ort, um ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen und aufzuziehen.
Die spanische Schutzinitiative geht auf einen Vorstoß der mallorquinischen Meeresschutzorganisation Tursiops zurück, die in diesem Gebiet zahlreiche Sichtungen von Pottwalgruppen dokumentiert hat. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Weibchen und ihre Jungtiere.
Der Pottwalbestand im westlichen Mittelmeer gilt als stark gefährdet. Schätzungen zufolge gibt es dort nur noch annähernd 2000 Tiere. Die Männchen können bis zu 20 Meter lang werden. Die Weibchen sind kleiner, können aber auch noch ein Gewicht von 20 Tonnen erreichen. Diese Tiere tauchen bis zu 2000 Meter tief und jagen unter anderem Riesenkalmare und andere Tiefseetiere.
Pottwale pflanzen sich extrem langsam fort: Erst mit etwa elf Jahren werden sie geschlechtsreif. Die Weibchen bekommen im Schnitt nur alle fünf Jahre ein Junges. Jede Kollision mit einem Handelsschiff und den sich schnell drehenden Schrauben dieser Schiffe, jedes verletzte oder getötete Tier ist deshalb ein harter Schlag für den Fortbestand der Art.
Der Schiffsverkehr gilt als eines der größten Risiken für die Säugetiere
Seit die kommerzielle Waljagd verboten ist, gilt der Schiffsverkehr als eines der größten Risiken für diese Säugetiere. „Wahrscheinlich stellen Kollisionen die größte Bedrohung für Pottwale im Mittelmeer dar“, warnen die Forscher. Diese riesigen Meeressäuger tauchen zwar zur Nahrungssuche tief hinab, verbringen aber auch viel Zeit an der Oberfläche – etwa zum Ausruhen und zur sozialen Interaktion – und genau dort lauert die Gefahr.
Nachdem UN-Generalsekretär António Guterres auf der Ozeankonferenz in Nizza davor gewarnt hatte, dass die Meere nicht hemmungslos ausgebeutet und zum „Wilden Westen” werden dürften, wurde Spaniens Premier Sánchez konkret: Er kündigte eine deutliche Ausweitung der Meeresschutzgebiete in spanischen Gewässern an – und zwar nicht nur rund um die Balearischen Inseln, zu denen Mallorca und Menorca gehören. Auch vor den Kanarischen Inseln im Atlantik und vor der katalanischen Festlandküste im Mittelmeer sollen die geschützten Gebiete ausgedehnt werden. Spanien werde mit den neuen Meeresreservaten insgesamt 26 Prozent der nationalen Gewässer unter besonderen Schutz stellen, sagte Sánchez. In den Schutzgebieten gelten Beschränkungen für die Fischerei, für den Schiffsverkehr, den Rohstoffabbau und auch für den Tourismus.
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