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Teneriffa: Fäkalien im Meer

Kanarische Inseln

Umweltskandal im Badeparadies: Auf Teneriffa werden Fäkalien ins Meer gepumpt

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    Die Playa Jardin auf Teneriffa. Normalerweise ideal zum Baden. Doch seit Anfang Juli ist der Strand gesperrt.
    Die Playa Jardin auf Teneriffa. Normalerweise ideal zum Baden. Doch seit Anfang Juli ist der Strand gesperrt. Foto: Arturo Jimenez, dpa

    Es war bisher der Vorzeigestrand von Puerto de la Cruz, dem touristischen Zentrum im Norden Teneriffas. Die Playa Jardín (auf Deutsch: Gartenstrand) besteht aus drei Buchten mit schwarzem, feinem Vulkansand. „Ideal für ein Meeresbad oder einen romantischen Spaziergang”, verspricht das örtliche Fremdenverkehrsamt. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Seit Anfang Juli bietet dieser Traumstrand ein trauriges Bild: Sonnenliegen, auf denen normalerweise Feriengäste ruhen, stehen ungenutzt unter Palmen. Absperrbänder verhindern den Zugang zum Meer. An Masten wehen rote Fahnen und signalisieren ein absolutes Badeverbot. „Badewasser von unzureichender Qualität aufgrund von Abwasserverschmutzung”, steht auf Schildern.

    Diesen Sommer wird es hier wohl nichts mehr mit einem Bad. Die Strandsperrung gelte auf unbestimmte Zeit, teilt das Rathaus mit. Noch immer sind die Experten auf der Suche nach der Ursache für den Fäkalienalarm. Bisher gibt es nur Vermutungen, warum seit Wochen die Bakterien Escherichia coli (E. coli), die bei Menschen Infektionen verursachen können, das Wasser verseuchen. Ein Rohr, das an diesem Strand Abwasser aus der Stadt ins Meer leite, könne schuld sein, heißt es. Zudem sei die Kläranlage im benachbarten Wohnviertel Punta Brava veraltet und laufe über.

    Seit Jahren gibt es Probleme mit der Wasserqualität

    Bereits seit Jahren gibt es hier Probleme mit der Wasserqualität. Die Behörden wussten schon länger, dass Fäkalien ins Meer fließen. Deswegen verlor die Bucht bereits 2022 die begehrte blaue Flagge, mit der die globale Stiftung für Umwelterziehung FEE saubere und nachhaltige Strände auszeichnet.

    Bürgermeister Marco González befürchtet, dass dieser Umweltskandal dem Ansehen der Ferienhochburg Puerto de la Cruz schaden wird. Für ganz Teneriffa ist diese Fäkalaffäre keine gute Werbung. Zumal sich in letzter Zeit Meldungen häuften, dass Inselstrände wegen Bakterienproblemen gesperrt werden mussten.

    Durchfall nach einem Tag am Strand

    Inzwischen weiß man, dass in vielen Orten auf Teneriffa die Abwasserbrühe immer noch nicht ausreichend geklärt oder sogar gänzlich unbehandelt ins Meer gepumpt wird. Nach Angaben der kanarischen Umweltbehörden existieren allein auf Teneriffa nahezu 200 Abwasserrohre, über die menschliche Hinterlassenschaften ins Meer fließen. Nimmt man die anderen Kanareninseln Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura hinzu, dann sind es mehr als 400 den Behörden bekannte Schmutzwasser-Einleitungen an den Küsten.

    „Hast du nicht auch schon mal Durchfall gehabt, nachdem du einen Tag am Strand verbracht hast?”, fragt der kanarische Meeresbiologe Pablo Martín in einem Instagram-Video. Jetzt im Sommer haben die Bakterien Hochsaison auf den Kanaren, sagt er. „Das Meer ist ruhig, es gibt wenig Wellen. Zusammen mit den hohen Temperaturen bildet dies den perfekten Nährboden für die Fäkalbakterien an unseren Stränden.” Eine Situation, die den Inselpolitikern seit Langem bekannt sei, ohne dass sie etwas dagegen getan hätten. 

    Schwarze Fahne für schlechte Wasserqualität

    „Die Verschmutzung des Meeres durch unbehandelte Abwässer ist heute eines der größten Probleme Teneriffas wie der gesamten kanarischen Inselgruppe” erklärt Spaniens Umweltverband „Ecologistas en Acción”. Jedes Jahr vergeben die Umweltschützer schwarze Fahnen als Symbol für die schlimmsten Fälle von Verschmutzung oder Zerstörung der Küsten. Teneriffa wurde dieses Jahr mit einem dieser unehrenhaften schwarzen Banner ausgezeichnet.

    Die Schlamperei mit dem Dreckwasser auf Teneriffa hat auch die Europäische Kommission auf den Plan gerufen. Erst schickte Brüssel Mahnungen an die Behörden mit dem Hinweis, dass dies den EU-Umweltnormen widerspreche. Dann verhängte die EU-Kommission millionenschwere Geldstrafen, die so lange gezahlt werden müssen, bis der Missstand behoben ist. Weil auch dies wenig half, verklagte die Kommission Spanien Ende 2023 vor dem Europäischen Gerichtshof „wegen Nichteinhaltung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser”.

    In Spanien gibt es die meisten Verstöße gegen europäisches Umweltrecht

    In dieser Klage wird nicht nur Teneriffa an den Pranger gestellt, wo Brüssel allein 13 Verstöße gegen die Abwassernormen auflistet. Es geht um mehr als 200 spanische Gemeinden, in denen Fäkalwasser nicht ausreichend geklärt in die Umwelt gepumpt wird. Spanien ist laut Brüssler Statistik vor Italien und Polen das EU-Land mit den meisten Verstößen gegen europäisches Umweltrecht.

    Auf Teneriffa kündigte die Inselregierung nun an, dass man mehrere hundert Millionen Euro in den Bau von Kanalisation und Kläranlagen investieren wolle. Schon bis Ende 2025 werde man auf der Insel statt bisher vier zwölf Kläranlagen haben.

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    2 Kommentare
    Rainer Kraus

    Nichts Neues, dass Fäkalien ins Meer gepumpt werden und nicht erst seit heute und nicht nur in Teneriffa.

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    Peter Zimmermann

    Nicht umsonst sprach vor langer Zeit Heinz Erhard schon vom Treffen mit "alten Bekannten" beim Schwimmen im Mittelmeer und weshalb die Gegend deswegen auch "Cote d'Azur" heißt. In der Phonetik zeigt sich der Hintergrund. ;-)

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