Familienministerin Franziska Giffey verzichtet auf Doktortitel
Die Diskussionen um ihre Doktorarbeit sind wieder lauter geworden. Nun zieht Franziska Giffey Konsequenzen. Sie will ihren Doktortitel nicht mehr führen.
Eine Woche hat Franziska Giffey geschwiegen – und dann Fakten geschaffen. Nachdem die Freie Universität Berlin angekündigt hat, ihre umstrittene Promotion ein zweites Mal zu überprüfen, verzichtet die Familienministerin von sich aus auf ihren Doktortitel. Den kurzen Brief, mit dem sie den Präsidenten der Hochschule von dieser Entscheidung unterrichtet, hat sie nur noch als Franziska Giffey unterschrieben. Ohne den Doktor davor.
Damit dürfte dem Aufstieg der 42-Jährigen zur Landesvorsitzenden der Berliner SPD nichts mehr im Wege stehen. Mit der populären Ministerin als Spitzenkandidatin will die in den Umfragen weit zurückgefallene Partei bei den Wahlen im Herbst kommenden Jahres das Rote Rathaus verteidigen, in dem der Regierende Bürgermeister Michael Müller zuletzt eine reichlich amtsmüde, wenn nicht gar unglückliche Figur abgegeben hat. Promoviert, findet die stellvertretende Landesvorsitzende Iris Spranger, muss die Kandidatin dazu nicht sein: „Sie spricht die Sprache der Berliner. Denen ist es wurscht, ob sie einen Doktortitel hat.“
War es ein Gefälligkeitsgutachten?
Neben den Zweifeln an der Seriosität von Franziska Giffeys Arbeit waren zuletzt auch Zweifel an der Unabhängigkeit der Prüfungskommission aufgekommen, die die Dissertation im vergangenen Jahr untersucht, es am Ende aber bei einer Rüge für Fehler beim Zitieren und das Verwenden fremder Formulierungen an 27 Stellen belassen hatte. In ihr saßen gleich mehrere Mitglieder, die Giffeys Doktormutter Tanja Börzels eng verbunden sind, teils aus gemeinsamen Forschungsprojekten, teils durch gemeinsame Publikationen mit Börzels Ehemann.
Hat die Kommission am Ende ein Gefälligkeitsgutachten ausgefertigt? In ihrem Brief an Universitätspräsident Günter Ziegler, aus dem die Berliner Morgenpost zitiert, beteuert Franziska Giffey noch einmal, sie habe die Promotion nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt und auf die Entscheidung aus dem vergangenen Jahr vertraut, ihr den Titel nicht zu entziehen. „Um weiteren Schaden von meiner Familie, meiner politischen Arbeit und meiner Partei abzuwenden“, heißt es darin weiter, „erkläre ich, den mir am 16. Februar 2010 von der Freien Universität mit der Gesamtnote ,magna cum laude‘ verliehenen Titel Dr. rer. pol. ab sofort und auch zukünftig nicht mehr zu führen.“
Ganz ausgestanden ist die Sache für sie damit allerdings noch nicht. Förmlich zurückgeben kann sie ihren Titel nämlich nicht. Bei der Verleihung des Doktorgrades handelt es sich rein rechtlich betrachtet um einen Verwaltungsakt, den in diesem Fall nur die Universität zurücknehmen kann. Giffeys Ankündigung entbindet sie also nicht davon, die Arbeit zu prüfen.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Frau Giffey macht in meinen Augen einen tollen Job, ich denke den wird Sie auch ohne den Titel weiter hin sehr gut machen. Ist eine sehr
Gute SPD Politikerin. Ich denke auch ohne Titel. Finde es schon lobenswert, in ab zu geben ob geschummelt oder nicht kann ich nicht beurteilen. In der SPD eine ernst zu nehmende Politikerin.
Kennen Sie meinen Akademischen Titel? Ist der Titel relevant oder der Mensch? Soll es SIE Herr Dr. Dr. Gerd Rxxx heissen
oder Servus Gerd.
Ob sich eine Frau oder Mann in meiner Nachbarschaft oder in der Öffentlich als Doktorin oder Doktor, als Professor oder Professorin ausgibt, ist so was von egal. Nicht der Titel zählt, sondern der Mensch.
Schlimm ist nur, wenn dieser Mensch Titel fälscht.
Der Mensch zählt, wenn sie abends einen Kaffe trinken oder zusammen ins Kino gehen wollen.
Die Promotion ist die höchste akademische Anerkennung, also das höchstmögliche Ausbildungslevel einer Fachrichtung.
Das Studium zählt als Berufsausbildung (der Bachelor als Erstausbildung, Master und Post als Berufliche Weiterbildung). Wenn man nun einen Beruf ausübt, die Ausbildung allerdings gefälscht hat, dann gebe ich mich mit dem Argument „Der Mensch zählt“ nicht mehr zu Frieden!
Mag sein, dass die Rechtmäßigkeit des Titels nichts an der Kompetenz der Frau aussagt, aber das ist die selbe Logik, wie wenn ein Busfahrer ohne Führerschein erwischt wird und dann sagt „aber der Schein ändert doch nichts an meiner Fahrweise“. Sollen wir den Busfahrer jetzt damit durchgehen lassen, nur weil er seit fünf Jahren unfallfrei fährt?
Vielleicht hätte man für den Ministerposten eine kompetentere Person gefunden, die keine kriminelle/betrügerische Energie in sich trägt?
@Michael G.
Ihr Vergleich hat nur einen kleinen Haken: Für den Job als Busfahrer ist ein Führerschein nun einmal Voraussetzung - ein Doktortitel ist es für den Beruf eines Politikers und oder Ministers nicht.
Mir missfällt, dass die Überprüfung von Promotionen im politischen Betrieb zu einem Mittel, dem Gegner zu schaden geworden ist.
Wenn ein Politiker fähig ist, dann ist es mir sehr egal, ob er vor Jahrzehnten als junger Mensch vllt. nicht so exakt gearbeitet hat, wie es nötig gewesen wäre und sehe darüber hinaus auch eine Mitschuld des Doktorvaters (der Doktormutter) ergo der Universität, wenn dies nicht aufgefallen ist. Sicher lässt sich heute leichter prüfen, ob Textstellen unzitiert übernommen wurden. Für mich müsste es auch auf diesem Gebiet eine Verjährung geben - wenn auch nicht für den Titel so doch wenigstens für die Folgen.
Was hat Herr Scheuer schon alles auf dem Kerbholz und zwar in seiner Profession als Minister. Was hat er den Steuerzahler schon gekostet (wird ihn kosten). Alles offensichtlich kein Problem trotz offensichtlichem Versagens.
Aber Hauptsache man kann eine Hoffnungsträgerin mürbe machen und aus dem Verkehr ziehen. Das ist enorm wichtig. Da ist dem Staat gedient und der Moral.
@Maja S.
Dennoch ist diese Frau unter Angabe der Berufsausbildung (mindestens durch das Führen des Titels) bei dieser Stelle gelandet.
Kurzum: BETRUG! Egal, ob sie nun qualifiziert ist oder nicht.
Das man Jung war und nicht „so genau“ gearbeitet hat zählt auch nicht. Die Promotion ist eine langwierige Angelegenheit, bei der äußerste Genauigkeit und wissenschaftliches Arbeiten bewiesen werden soll. Dafür gibt man bei Abgabe eine eidesstattliche Erklärung ab. - in diesem Fall gelogen! Das ist keine Hausarbeit in der vierten Klasse.
Es ist egal, wer nun Mitschuld haben könnte, wer wo welche Fehler macht und ob „nur der Mensch“ zählt.
Hier wurde betrogen und das muss Konsequenzen haben!
@MICHAEL G.
>>Hier wurde betrogen und das muss Konsequenzen haben!<<
Bis jetzt ist das eine Unterstellung. Ob es ein Betrug ist oder nicht wird vermutlich noch entschieden.
Schlimm, schlimm sind die Probleme, die unsere Politiker mit ihren Akademischen Titeln entwickeln.
Familienministerin Franziska Giffey sollte nicht so scheinheilig rum eiern; wenn ihr Gewissen sauber und ihr Dr-Titel ehrlich erworben ist, sollte sie mit erhobenen Hauptes dafür einstehen und kämpfen.
In diesem Zusammenhang stößt auch sauer auf, dass der Ehemann von Frau Giffey letztes Jahr Probleme mit dem Finanzamt hatte.
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Was hat der Doktortitel der Einen mit den nicht näher bezeich-
neten Problemen des Anderen mit dem Finanzamt zu tun?
Im Übrigen:
Welche Verstöße können Sie dem Ehemann begründet vorwerfen?
Falls Sie nichts belegen können, lassen Sie doch schon deshalb
solches Geschwätz.
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