
Streit um Erdgas: Türkisches Säbelrasseln im Mittelmeer

Nach Vermittlungsversuchen von Kanzlerin Merkel setzte die Türkei die umstrittene Suche aus. Jetzt schickt Erdogan doch ein Forschungsschiff und Kriegsmarine in griechische Gewässer.
Der Gasstreit zwischen Griechenland und der Türkei im östlichen Mittelmeer spitzt sich wieder zu. Das türkische Forschungsschiff Oruc Reis kreuzte am Montag südöstlich der griechischen Insel Kastelorizo auf, um nach Öl und Gas zu suchen. Die Oruc Reis operiert in einem Seegebiet, das Griechenland unter Berufung auf die UN-Seerechtskonvention als ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) beansprucht. Das Forschungsschiff wird von Einheiten der türkischen Kriegsmarine begleitet.
Die Türkei hat für das Gebiet Marinemanöver angekündigt, bei denen mit scharfer Munition geschossen werden soll. Griechenland versetzte daraufhin am Montag seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft. Der griechische Außenminister Nikos Dendias appellierte an die Türkei, ihre „völkerrechtswidrigen Aktivitäten, die den Frieden und die Sicherheit in der Region gefährden, sofort einzustellen“. In Athen trat der Nationale Sicherheitsrat unter Vorsitz von Premierminister Kyriakos Mitsotakis zu einer Krisensitzung zusammen. Mitsotakis unterrichtete telefonisch den EU-Ratspräsidenten Charles Michel und den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg über die Entwicklung.
Streit zwischen den verfeindeten Nato-Partnern schwelt seit Jahren
Der Streit zwischen den verfeindeten Nato-Partnern Griechenland und Türkei um die Wirtschaftszonen und Bodenschätze in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer schwelt seit Jahren. Im Kern geht es darum, dass Griechenland unter Berufung auf das internationale Seerecht Wirtschaftszonen auch für seine Inseln beansprucht. Die Türkei hingegen erkennt die UN-Seerechtskonvention nicht an und argumentiert, Inseln hätten gar keine Wirtschaftszone.
Bereits vor drei Wochen eskalierte der Konflikt, als die Türkei die Entsendung der Oruc Reis in die Region vor Kastelorizo ankündigte. Griechenland mobilisierte daraufhin seine Kriegsmarine. Bundeskanzlerin Angela Merkel gelang es, in Telefonaten mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dem griechischen Premier Mitsotakis die Krise zu entschärfen. Die Türkei stellte die Gas-Exploration vorerst zurück und stimmte Verhandlungen mit Griechenland zu. Sie sollten am 28. August beginnen. Erdogan aber sagte die Gespräche ab und kündigte eine sofortige Wiederaufnahme der Gassuche an, nachdem Griechenland vergangene Woche mit Ägypten ein Abkommen über die Abgrenzung der beiderseitigen Wirtschaftszonen unterzeichnete. Die Türkei sieht durch die Vereinbarung ihre Ansprüche im östlichen Mittelmeer beeinträchtigt.
EU bereitet Sanktionen gegen die Türkei vor
Die EU hat die türkischen Aktionen in der von Griechenland ausgewiesenen Wirtschaftszone mehrfach verurteilt und bereitet Sanktionen gegen Ankara vor. Auch die Bundesregierung kritisierte die Türkei wegen der geplanten Gassuche vor Kastelorizo. Ankara belaste damit das Verhältnis zur Europäischen Union, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag. Die Erkundungen vor Kastelorizo seien „das falsche Signal“.
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