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Hintergrund
05.07.2020

Großbritannien in der Corona-Krise: Insel der Unglückseligen

Zwei einsame Joggerinnen an der Tower Bridge in London. Premier Boris Johnson hat lange gezögert, ehe er Maßnahmen gegen Corona anordnete. Umso härter wurde das Land schließlich von der Krise getroffen.
Foto: Dominic Lipinski, dpa

Unsere Korrespondentin Katrin Pribyl wirft einen ganz persönlichen Blick auf den Umgang mit der Corona-Krise in Großbritannien. London habe seine Leichtigkeit verloren.

Es stellt sich zwangsläufig ein, dass der im Ausland lebende Deutsche nach geraumer Zeit die Heimat mit etwas anderen Augen betrachtet. Traditionell werden mit Abstand zunächst die Macken der Landsleute offenbar, über die man gerne mal den Kopf schüttelt.

Das Genörgel der Deutschen, eine für britische Verhältnisse gewöhnungsbedürftige Unfreundlichkeit oder die Neigung, Nachbarn oder gar Fremde zu tadeln, weil sie ihren Müll nicht ordentlich trennen oder sie es wagen, über eine rote Ampel zu spazieren. Für mich herrschte in London dagegen bisher stets mehr Leichtigkeit. Mehr Toleranz. Mehr Leben-und-sein-Lassen.

Unsere Korrespondentin erfasste in der Corona-Krise erstmals Heimweh

Gleichwohl lernt der im Ausland lebende Deutsche natürlich auch schnell die Vorzüge der Heimat zu schätzen. Zuverlässigkeit. Kompetente Handwerker. Solche Dinge. Über die Schwächen in Großbritannien schrieb ich vor Ort, aber aus gefühlter Distanz. Dann kam Corona und zum ersten Mal in mehr als sechs Jahren auf der Insel erfasste mich Heimweh. Vielleicht war es auch die Sehnsucht nach Sicherheit und Vernunft.

Die Erfahrungen von Familie und Freunden in der Ferne unterschieden sich in den Lockdown-Zeiten sehr zu den Erlebnissen meiner britischen Freunde. In Deutschland arbeiteten zumindest einige Menschen noch immer im Büro, konnten als Familie Tagesausflüge ins Grüne machen, einzelne Bekannte treffen und zum Arzt gehen. Die Maßnahmen wirkten im Vergleich harmlos, kurz – und erfolgreich dank früher Durchsetzung, eines dezentral organisierten, gut vorbereiteten Gesundheitssystems und etwas Glück. Im Ausland blickte man neidisch auf Deutschland, es stellte eine internationale Referenzgröße dar. Nur die Deutschen, so schien es, sahen das anders.

In Großbritannien nahm man Corona anfangs locker

Im Königreich nahm man Corona zwar anfangs locker. Aber spätestens seit dem 23. März war man zu Hause eingesperrt. Tagelang. Wochenlang. Monatelang. Wer während der sportlichen Betätigung, die einmal pro Tag erlaubt war, kurz auf einer Parkbank pausierte, musste innerhalb von Minuten damit rechnen, von der Polizei aufgescheucht zu werden. Wer für eine Wanderung aufs Land fuhr, riskierte, von den Beamten bereits auf dem Parkplatz abgefasst zu werden. „Bleibt zu Hause!“ war das den Menschen eingehämmerte Motto, auch dann noch, als in Deutschland schon wieder fleißig die Gartencenter leer geräumt wurden und Freunde sich im Biergarten vergnügten.

In London drehte man dagegen täglich seine Runden im eigenen Viertel, allein. Selbst wenn man die Ausgangssperre hätte missachten wollen: Kaum jemand besitzt in der Metropole ein Auto, die U-Bahn glich einer Todesfalle, sodass Bekannte statt in entfernten Vierteln wie Hackney oder Notting Hill auch in Kapstadt oder Neapel hätten leben können. Und ohnehin wollte sich niemand verabreden.

Wenn hunderte von Toten gezählt werden ändert das ein Land

Wenn täglich – und das über Monate hinweg – hunderte von Toten gezählt werden, verändert das eine Stadt, ein Land. Die Stimmung düster und fast trostlos, die Angst blank und allgegenwärtig. Die schrecklichen Nachrichten sogen die Lebendigkeit aus London. Fast jeder kennt jemanden, der erkrankt war. Die Schwester meiner Freundin kämpfte mit ihren 39 Jahren auf der Intensivstation um ihr Leben. Drei Bekannte zwischen Ende 20 und Anfang 50 litten wochenlang zu Hause unter schweren Symptomen. Alles Ausnahmen? In Deutschland vielleicht. Derweil präsentierte sich eine Regierung unter Premierminister Boris Johnson, die überfordert eine Fehlentscheidung nach der nächsten traf. Die Maßnahmen auch aus Arroganz zu spät einleitete, die Alte in Heimen sterben ließ und Krankenhauspersonal ohne Schutzausrüstung in die Kliniken schickte. Minister prahlten mit großen Versprechen, die sich verlässlich als leer erwiesen. Die Bevölkerung wurde fast schon für dumm verkauft.

Trotzdem stürzte Johnson in den Zustimmungsraten zunächst nicht ab. Statt sich gegen das Missmanagement der Politik aufzulehnen, klatschten die Briten jeden Donnerstagabend euphorisch ihrem unterfinanzierten und maroden Gesundheitssystem Beifall. Ansonsten: „Keep calm and carry on.“ – Ruhig bleiben und einfach weitermachen. Mich machte diese brave Folgsamkeit und Naivität sprachlos. Wo blieb die Kritik? Die Rebellion? Erst als Johnsons Berater-Spezi die ja auch noch selbst aufgestellten Regeln so kreativ wie unverschämt zum eigenen Nutzen zurechtbog, wuchs die Schar der Empörten. Der Ärger hat bereits nachgelassen.

Die Zustimmungsraten von Boris Johnson stürzten in der Corona-Krise zunächst nicht ab.
Foto: Pa Video/PA Wire/dpa

Die Klagen in Deutschland hallten bis auf die Insel

Dagegen hallten unaufhörlich die Klagen in Deutschland bis auf die Insel. Lächerlich klangen jene der Rechten sowie Linken, die plötzlich gemeinsam an der Seite von Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern und Bill-Gates-Hassern auf die Straße gingen. Maskenpflicht als Einschränkung der Grundrechte? Ich wütete eingeschlossen auf meinen 65 Quadratmetern über die Engstirnigkeit der Demonstranten, denen ein Blick ins Ausland gut gestanden hätte. Dort wurde in großem Stil gestorben. Die Wirtschaft im Abwärtsstrudel, von einem Sozialsystem wie in Deutschland träumt ein Land wie Großbritannien nur.

Natürlich hat Corona auch in Deutschland Betriebe in die Insolvenz getrieben. Natürlich ist es verständlich, dass Selbstständige und Kurzarbeiter verzweifeln. Aber warum gab es in den Protestkreisen, die sich bis in meine Facebook-Timeline zogen, keine Freude darüber, dass die Deutschen das mit dem Testen so gut wie kaum ein anderer Staat hinbekommen haben? Wo war die Erleichterung darüber, dass der Krankenwagen kam, wenn man Symptome zeigte, anders als im Königreich, wo man beinahe röchelnd am Boden liegen musste, bevor es ernst genug für eine Einlieferung in die Klinik war?

In London sind die Rollläden der Schaufenster noch immer heruntergelassen

Als ich Anfang Juni in Heathrow mit einigen wenigen Passagieren auf meinen Flieger nach Hamburg wartete, wuchs die Beklemmung über die Situation auf der Insel sogar noch. Der hinsichtlich der Fluggastzahlen größte Airport Europas glich an diesem Donnerstagmittag mit all seinen seit zweieinhalb Monaten geschlossenen Läden, Duty-Free-Bereichen und Cafés einer gespenstischen Filmkulisse für das Ende eines Katastrophenfilms. Es war so leise. Und leer. Ich fühlte mich wie auf einer Flucht in die Freiheit.

Die erste Umarmung nach 81 Tagen Isolation empfand ich als warmen Willkommensgruß. Das erste Glas Wein auf der Terrasse einer Bar als Geschenk des Himmels. Ich spürte die Lebensfreude und auch wenn überfüllte Innenstädte Unbehagen in mir auslösten, der Optimismus – oder war es Normalität? – steckte an. Hier war es wieder, das Grundvertrauen ins System, das es den Menschen zumindest ermöglichte, ihr alltägliches Leben einigermaßen fortzuführen – ob mit Maske beim Friseur oder auf Abstand im Restaurant. Geschenkt. Natürlich klagten befreundete Eltern verständlicherweise über Homeoffice, fehlende Kinderbetreuung und Schulchaos. Doch es herrschte auch der Glaube an eine Lösung der Probleme. Das erschien mir außergewöhnlich genug.

Seit dem 26. Juni bin ich zurück in London. Es wurden an jenem Tag weitere 186 Tote im Königreich vermeldet. In meiner Straße sind die Rollläden der Schaufenster noch immer heruntergelassen – jene der japanischen Sake-Bar, des Vietnamesen mit den wunderbaren Suppen, des Nagelstudios und des hippen Friseurs, des Kuchen-Bäckers und des Brauerei-Pubs. Erst am heutigen Samstag dürfen sie alle nach 15 Wochen endlich wieder öffnen. Derweil überschritt das Königreich laut Regierungsangaben gerade die Marke von 44000 Toten – in Deutschland sind es 9000. Ich will ehrlich sein. Es fällt schwer, das mit dem „Keep calm and carry on“.

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04.07.2020

Sehr guter Bericht von Frau Pribyl, den sich die ewigen Nörgler und Panikmacher in Deutschland hinter den Spiegel stecken sollten. Auch ihr heutiger Kommentar zur Lage der Brexit-Verhandlungen beschreibt mehr als treffend die Naivität der Brexiteers und ihrer Anhänger. Wir können uns glücklich schätzen, in Deutschland eine Regierungschefin zu haben, die sich in erster Linie von der Vernunft leiten lässt und klare Prinzipien hat.