Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kann einen Fehler nach dem anderen machen. Konsequenzen hat das für ihn nicht. Und daran wird sich auch nichts ändern.
Wenn sich ein gewählter Volksvertreter eine Millionen-Villa zulegt, als Minister im Amt einige Fehler produziert, von der Kanzlerin gerügt und vom Koalitionspartner unter Dauerbeschuss genommen wird, dann liegt der Gedanke an ein jähes Karriereende nahe. Nicht so bei Jens Spahn. Der CDU-Politiker hat sich die Bezeichnung verdient, die einst Angela Merkel zugesprochen wurde: Er ist der Teflon-Gesundheitsminister, an ihm perlt alles ab. Der Beliebtheit des 41-Jährigen tut das, wie bei Merkel, erstaunlicherweise keinen Abbruch. Die Gründe sind vielfältig.
In der CDU kann sich Spahn auf eine enorm große Beliebtheit und ein großes Netzwerk stützen. Wer den Minister Spahn von heute verstehen will, kann aus seinen Anfangszeiten lernen. Als der früh verstorbene Philipp Mißfelder die Junge Union anführte, waren Spahn und er die Stars des christdemokratischen Nachwuchses. Nach Partei- und Deutschlandtagen saßen beide noch bis in die frühen Morgenstunden in den Hotelbars, hielten Hof für Mitglieder und Journalisten. Man war gut angezogen, sprachlich versiert, hatte für andere Meinungen ein spöttisches Lächeln übrig. Beide waren überzeugt, sich das leisten zu können. Sie investierten viel Arbeitszeit, waren wenig angreifbar, weil sie sich in den relevanten politischen Themen auskannten.
Spahns Millionen-Villa regt viele nicht auf
Spahn hat sich das über die Jahre bewahrt. Dass er sich zusammen mit seinem Ehemann ein sehr teures Haus gekauft hat, finden viele seiner Fans sogar noch richtig gut. Geld zu haben und es zu zeigen, ist in der CDU nichts Schlimmes. Der Rest der Republik ist ein bisschen Glamour offenbar auch zugetan. Auf der Beliebtheitsskala des ZDF-Politbarometers musste Spahn zwar gerade 0,3 Punkte abgeben. Er liegt aber immer noch unter den Top-Ten. Auf der Habenseite kann Spahn verbuchen, dass er in seinen Jahren als Gesundheitspolitiker und als Finanz-Staatssekretär eine fachliche Arbeit leistete, die selbst bei Teilen der Opposition auf Anerkennung stieß.
Damit ließe sich unterm Strich erklären, warum Spahns lange Pannenliste keine Folgen hat. Impfstoffe und Schnelltests kommen nur zögerlich ins Land? Die millionenteure Corona-Warn-App funktioniert nicht? Ein Dinner mit Unternehmern und einer Corona-Infektion als Nachtisch? Die Reform der Pflege dauert Jahre und ist dann nur Stück-, nicht aber das erhoffte Meisterwerk des Gesundheitsministers? Die Weitergabe angeblich minderwertiger Masken an Bedürftige? Egal. All das hinterlässt ein paar Beulen, aber keine dauerhafte Verletzung.
Jens Spahn kann auch noch Kanzler werden
Die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofes, sein Ministerium habe viel zu hohe Preise für Masken an Apotheker bezahlt, tut Spahn ebenfalls mit großen unschuldigen Kulleraugen ab. Man habe eben schnell handeln müssen, keine Erfahrungswerte gehabt und da könnten Fehler passieren – mit dieser Argumentation hat Spahn bislang sämtliche Kritik an seinem Corona-Management erfolgreich gekontert. Sein bemerkenswerter Satz „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ war, man weiß es jetzt, zum Großteil auf ihn selbst gemünzt.
Spahn wird der Politik trotz aller Fettnäpfe erhalten blieben. Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet, den Spahn strategisch geschickt und trefflich vorausschauend schon früh unterstützte, plant weiter mit ihm. Er kann, sollten CDU und CSU die Wahl gewinnen, Superminister werden oder ein mächtiger Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Später dann Bundeskanzler. Es ist derzeit kein Problem denkbar, das ihn ausbremst. Spahn könnte seine politische Karriere höchstens selbst stoppen. Wenn er einen Job in der Wirtschaft übernehmen würde beispielsweise. Ausgeschlossen ist das nicht. Es gibt schließlich immer eine schicke Villa, die noch größer ist.
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Als ehemaliger Sparkassenangestellter weis Herr Span, dass man als Politiker nur eine gewisse Zeit Geld verdienen kann und in dieser Zeit durchhalten muss, denn nach den Wahlen im Herbst ist damit Schluss.
Früher wäre ein Politiker die wesentlich geringere Fehler selbst zurück getreten, in jedem Fall aber vom Regierungschef entlassen worden.
Spahn ist Egoist und pfeift auf den Schaffen für die Partei. Die Regierungschefin ist schon seit Jahren unfähig, das Kabinett sauber zu halten und befördert problematische Leute lieber in noch wichtigere Posten. Zeit, dass sie und Spahn gehen. Ich werde sie nicht vermissen!
Zwei Legislaturperioden müssen reichen für die Zukunft!
Das nicht alles gut und teilweise wahllos war, keine Frage. Das darf und muss auch kritisiert werden. Das sowas leider an ihm abperlt ist doch nach Scheuer nicht verwunderlich.
Aber der dauernde Hinweis auf die Villa ist einfach schäbig. Der Lebenspartner von Herrn Spahn ist sehr erfolgreich und verdient sehr wahrscheinlich deutlich mehr. Wieso dürfen die dann sich keine Villa leisten? Das hat nichts mit fachlicher Kritik zu tun, sondern ist eine simple Neiddebatte. Guten Journalismus nicht würdig.
"Aber der dauernde Hinweis auf die Villa ist einfach schäbig. Der Lebenspartner von Herrn Spahn ist sehr erfolgreich und verdient sehr wahrscheinlich deutlich mehr. "
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Das stimmt schon. Aber ein Gschmäckle hat halt, dass Spahn´s Mann, anders als zuerst angegeben, sehr wohl doch was mit der FFP2-Maskenbeschaffung zu tun hatte!
Welcher Politiker wurde denn jemals seit Gründung der BRD jemals zur Rechenschaft gezogen und sein Privatvermögen enteignet?
Früher wurden Könige enthauptet. Heute bekommen sie eine fette Rente.
Enthaupten müsste ja nicht unbedingt sein. Aber man könnte sie einer sinnvollen, ihren Fähigkeiten entsprechenden Arbeit zuführen . . .
Das stimmt. Enthaupten ist natürlich keine Lösung. Aber die Politiker haben einfach keine Angst. Jeder Angestellte muss bei Fehlern immer befürchten, das er den Job verliert.
Entweder passiert nichts oder sie treten zurück und ein anderer macht den gleichen Mist.
Haften und Verantwortung übernehmen, will keiner.
Man muss FTFE-Minister sagen. Teflon ist ein geschützter Begriff. Aber bei so viel Unfähigkeit, verkommt das zur Nebensache...
Wenn Sie jetzt noch jeden wissen lassen würden, welche Partei mit Namen der sich "Volksvertreter" nennenden Personen sich so toll hervorgehoben hat. Welche Politiker aus welchen Parteien auch immer; "Hüh" und "Hot" oder "Fähnchen" weiterhin spielen.