
Der Verkehr in Deutschland soll umweltfreundlicher werden. Die Bahn aber ist für viele Menschen keine Alternative.
Als der Sozialdemokrat Georg Leber 1966 neuer Verkehrsminister wurde, startete er mit einem Versprechen in sein Amt: Kein Deutscher sollte mehr als 20 Kilometer von der nächsten Autobahnauffahrt entfernt leben müssen.
Ein gutes halbes Jahrhundert später müsste Andreas Scheuer eigentlich sagen: Kein Mensch in Deutschland soll weiter als 20 Kilometer von einem Bahnhof entfernt leben müssen – und dort auch Anschluss zu allen Zeiten und in alle Richtungen haben. Von einem solchen Angebot allerdings sind die Deutsche Bahn und die regionalen Bahngesellschaften weiter entfernt als ein Allgäuer Bergbauernhof von der nächsten Autobahnauffahrt.
Immerhin fährt die Bahn mit Ökostrom
Bahnfahren ist für viele Normalverdiener zu teuer, der Bau neuer Verbindungen dauert teilweise Jahrzehnte – und ein Teil der Trassen (und der Züge) ist längst in die Jahre gekommen. Die Bahn zu einer modernen, bezahlbaren, allseits akzeptierten Alternative zum Auto zu machen, erfordert daher einen gewaltigen politischen und finanziellen Kraftakt, vergleichbar allenfalls mit den Hartz-Reformen oder dem Kampf gegen die Finanzkrise. Bis dahin leistet die Bahn vor allem einen Beitrag zum Klimaschutz: Sie fährt mit Ökostrom.
Lesen Sie dazu auch: Warum in Deutschland neue Bahnstrecken 20 Jahre dauern
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Die Diskussion ist geschlossen.
Ein sehr knapper Kommentar, der über "Es muss etwas passieren" nicht weit hinaus geht. Und das, obwohl es durchaus einige Organisationen und Experten gibt, die klare Lösungsvorschläge aufzeigen (Allianz Pro Schiene als, wenn auch oft illusorisches, Beispiel).
Fakt ist, wie auch die anderen Kommentare hier feststellen: Es fehlt am Geld. Aber auch an der Kooperation der Gemeinden, die sich teils zu viel wünschen (Bahnhalte des Fernverkehrs in 5000-Seelen-Dörfern), teils den Bau von Bahntrassen gegenüber Autobahnen ablehnen.
So kann das mit der Verkehrswende nichts werden. Einen Kraftakt braucht es, ja, aber auch Zielvorstellungen, die eine moderne Bahn aufzeigen. Der weitere Ausbau von ETCS zur Fahrzeitoptimierung, die Angebotserweiterung im Nahverkehr, der Ausbau von gemischten Verkehrsadern zur Gewinnung von Kapazitäten für Güter- wie Personenverkehr, all das sind Dinge, die Geld und politischen Willen erfordern - Willen, den allerdings derzeit keine Partei führt.
Die Deutsche Bahn attraktiver zu machen erfordert eines: Diese Pseudo- Aktiengesellschaft wieder in ein Staatsunternehmen umzuwandeln und die Fahrkarten bedingungslos zu subventionieren, um die Preise halbieren zu können. Der Schwerpunkt sollte auf dem Erhalt der vorhandenen Infrastruktur statt auf teuren Neubaustrecken liegen. Kurze Reisezeiten sind nicht alles, die Pünklichkeit und der Komfort müssen auch stimmen. Das bedeutet aber nicht, unrentable Strecken um jeden Preis zu erhalten, sondern dort wo es sinnvoll ist, Buslinien einzusetzen, was im Endeffekt sogar ökologischer ist.
Wirklich einstellungswürdige Strecken gibt es inzwischen in Deutschland nicht mehr; das neue linksgrüne Lied des schnellen Busses wird man damit nicht begründen können. Dazu wurde dieses Segment die letzten Jahre deutlich liberalisiert und den Effekt konnte jeder auf der Autobahn sehen. Bustickets sind halt welch Wunder mit osteuropäischen Busfahrern billig geworden...
Für mich erschreckend, wie wenig ein Taktverkehr in ganz Deutschland als "bedingungslos" zu erreichender Wert im ökosozialistischen Lager verankert ist. Man fabuliert mit staatswirtschaftlichem Unterton über halbierte Fahrpreise und Infrastruktur statt Neubaustrecken, sowie erklärt kurze Fahrzeiten für weniger bedeutend.
Das hat noch nirgendwo auf der Welt funktioniert und wird auch im Autoland Deutschland nicht funktionieren.
Wenn der Taktknoten nicht passt muss man bedingungslos bauen; dann muss man den ICE Augsburg - Ulm auf 28 Minuten bringen oder man hat in Augsburg deutlich weniger Chancen für gute Anschlüsse zum Regionalverkehr.
Eigentlich waren wir auf einem guten - nun richtigen - Weg; zuerst wird der Ziel-Fahrplan gemacht und dann wird die entsprechende Infrastruktur dafür umgesetzt. Nicht wie früher, wo isolierte ICE-Strecken mit Trassierung und Fahrzeiten nach Lust und Laune der Politik gebaut wurden. Die unter dem Ökodiktat drohende investitionsfeindliche Grundeinstellung scheint dieses Rad langsam wieder zurück zu drehen.
https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Politik-Streit-ueber-Bahnausbau-Gruene-gegen-Gruene-id53474221.html
Es braucht keinen Kraftakt sondern einfach Geld!
Österreich gibt das 3-fache, die Schweiz das 5-fache pro Bürger für die Bahn wie Deutschland aus.
https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/eu-ranking-deutschland-knausert-beim-schienennetz/
Die praktischen Auswirkungen sind aktuell schön in der AZ nachzulesen:
https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Neusaess-Westheim-Bahnhof-in-Westheim-ohne-Dach-Die-Umbauplaene-stossen-auf-Zorn-id59746166.html
Da werden Bahnsteigdächer entfernt um Bahnsteige zu erhöhen, die hinterher auch nicht barrierefrei erreichbar sind. Weniger effizient kann man eigentlich kaum arbeiten.