Alice Weidel übt schon mal den Amtseid. „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen“, hören die Anwesenden sie sprechen, „das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren“ und „Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde“. Auf riesigen Bildschirmen sehen die Zuschauerinnen und Zuschauer ihre Kanzlerkandidatin durch eine Schneelandschaft wandern, während Weidels Stimme durch den Saal schallt: „So wahr mir Gott helfe.“
Es ist ihr Werbespot für die Bundestagswahl, den die AfD beim Wahlkampfauftakt in Halle dem Publikum präsentiert. Und zugleich sind die Worte Einheizer für die anwesenden AfD-Anhängerinnen und -Anhänger. Etwa 4500 Menschen sind nach Halle auf das Messegelände gekommen, um Weidel sprechen zu hören – laut Partei die größte Wahlkampfveranstaltung der AfD in diesem Jahr. „Alice, Alice“, skandieren sie. Oder – in Anlehnung an eine verbotene Parole der SA: „Alice für Deutschland“. Der Ruf erinnert phonetisch stark an das während der Nazizeit gerufene: „Alles für Deutschland“.
Unter Jubel betritt Weidel die Bühne. Die Botschaft ist klar: Sie will regieren. Getragen fühlt sich Weidel offenbar von einem internationalen Zeitgeist, der sich zuletzt bei den Wahlen in Österreich und den USA manifestierte, und der nur eine Richtung zu kennen scheint: nach rechts. Und um ebendiesen rechten Zeitgeist noch einmal zu betonen, hat sich die AfD zwei Überraschungsgäste eingeladen. Bevor Weidels Rede beginnt, öffnet sich ein Videocall auf dem Bildschirm hinter ihr. Zugeschaltet ist der rechte Milliardär und Trump-Berater Elon Musk. Der sorgte erst kürzlich für Aufsehen: Bei der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten vergangene Woche zeigte er eine Pose, die an einen Hitlergruß erinnerte.
Alice Weidel telefoniert (wieder) mit Elon Musk
Zwar will es mit der Technik nicht so richtig funktionieren für den Technik-Unternehmer Elon Musk (das Publikum kann ihn hören, Musk aber versteht Weidel kaum oder gar nicht), aufhalten aber lässt er sich davon nicht. Nur die AfD könne Deutschland retten, sagt er, man solle sich nicht so sehr auf die eigene Schuld fokussieren, überhaupt müsse Deutschland die Geschichte auch mal hinter sich lassen. Das Publikum jubelt ihm zu.
Der andere Überraschungsgast ist der wahrscheinlich nächste österreichische Bundeskanzler und FPÖ-Chef Herbert Kickl. Dessen voraufgezeichnete Videobotschaft richtet sich ebenso sehr an die AfD wie an die anderen deutschen Parteien – vor allem wohl an die Union. Aus Angst vor der Realität hätten sie eine Mauer errichtet gegen die AfD. „Diese Mauer wird fallen“, sagt Kickl, der gewissermaßen aus Erfahrung spricht. Lehnte doch auch die ÖVP zunächst Verhandlungen mit Kickl ab, nur um wohl bald mit ihm zu regieren.

Da kommt es Weidel gelegen, dass die Brandmauer der Union in der vergangenen Woche scheinbar Risse bekommen hat. Friedrich Merz hatte angekündigt, Anträge für eine Verschärfung der Migrationspolitik in den Bundestag einzubringen und dabei für eine Mehrheit auch die Zustimmung der AfD in Kauf zu nehmen. Nach scharfer Kritik versicherte er zwar, zunächst auf SPD, Grüne und FDP zuzugehen, die AfD nahm den Vorstoß aber trotzdem dankbar an. Weidel richtet sich in ihrer Rede mehrfach direkt an die Union. „Ihr müsst den Wählerwillen umsetzen“, ruft sie CDU und CSU zu. „Die AfD steht bereit. Der Wähler will eine blau-schwarze Koalition.“
Proteste in Halle: Die bröckelnde Brandmauer elektrisiert nicht nur die eigene Anhängerschaft
Mehrfach ist auch die Bluttat von Aschaffenburg Thema in Weidels Rede. Über Zuwanderer sagt sie: „Sie sind nur da, weil die Union die Grenzen geöffnet hat.“ Ein Mann im Publikum erwidert: „Diese Mörder“, und meint damit nicht den Attentäter, sondern die Union. Alice Weidel ihrerseits formt mehrfach ihre Hände zum Herz. „Ich liebe euch“, sagt sie immer wieder zu ihrem grölenden Publikum. In ihrem zuletzt stärker rechtsorientierten Kurs scheint sich Weidel durch die Aussagen von Friedrich Merz nur bestätigt zu sehen. Sie spricht zwar weniger angriffslustig als auf dem Parteitag in Riesa vor zwei Wochen, die Inhalte aber bleiben die gleichen – Stichwort: Remigration. Warum auch mäßigen, wenn ohnehin alle nach rechts rücken?

Aber die bröckelnde Brandmauer elektrisiert nicht nur die eigene Anhängerschaft, sondern auch die Gegner der Partei. In Halle gehen am Samstag mehr als 8000 Menschen auf die Straße. „Nazis raus“, skandieren sie vor dem Messegelände. Oder: „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda.“ Auch in anderen Städten finden Kundgebungen statt. Deutschlandweit protestieren mehr als 100.000 Menschen – nicht nur gegen die AfD. „Es ist klar geworden, auf wen Verlass ist in Sachen Brandmauer. Und die CDU ist es nicht“, sagt ein Sprecher vom Bündnis „Halle gegen rechts“, das die Demonstration organisiert hat. „Ganz, ganz viele haben sich dadurch motivieren lassen, ihr Gesicht zu zeigen.“
Die Führerin Weidel wird sich langfristig nicht gegen den Führer Höcke halten können. Schließlich ist die AfD gegen Lesben und Homos.
Gerade so wie Lucke, Petry und Meuten.
Herr Storr, Sie haben recht, Weidel ist nur das attratkive Gesicht einer Partei, deren heimlicher Motor ein Rassist und Faschist ist. Weidel ist der Avatar, die Maske, etwas Hässliches gut verpackt.
Richtig, Frau Reichenauer und Gestern in den Tagesthemen gesehen und mir graust es, dass sich so viele Menschen sich vorstellen die AFD wählen , warum eigentlich??? Veränderungen wird und muss es immer wieder mal geben und das kostet und wird viel abverlangt, aber für die Zukunft und der Freiheitlichen Demokratie ist mir das alle mal wert. Ein Nachdenken sollte es uns alle wirklich wert sein, zu mal wir es in der Hand haben zu wählen und da ist der Populismus ein miserabler Ratgeber!!!! Wenn ich schon das Bild eines Großen Wahnsinn anschauen muss, wird es einem schon sehr Übel der reichste Mann der Welt beeindruckt mich überhaupt nicht und die Einmischung von so vielen Machtmenschen ist nur noch beschissen und sollte und muss man wirklich Informiert sein, was Sie damit bezwecken, bestimmt nichts gutes für Deutschlands Zukunft. Die AFD?? Niemals kommt die für mich in frage!!! Nochmal so eine Vergangenheit unter Hitler??? Ich hoffe nicht.
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