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Bundesregierung will Familiennachzug eindämmen und Migration begrenzen

Einwanderung

Dobrindt bremst Familiennachzug aus

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    Innenminister Dobrindt will mit dem Gesetzentwurf die Sog-Faktoren für Migranten reduzieren.
    Innenminister Dobrindt will mit dem Gesetzentwurf die Sog-Faktoren für Migranten reduzieren. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

    Regierungschef Friedrich Merz hatte es als Kanzlerkandidat bereits angekündigt, sein Bundesinnenminister Alexander Dobrindt setzt das Vorhaben nun um: Der CSU-Politiker will den Familiennachzug für bestimmte Flüchtlinge per Gesetz auf null drücken und so auch ein Zeichen ins Ausland senden. Ein Gesetzentwurf soll am Mittwoch im Kabinett beschlossen werden, wie eine Sprecherin des Innenministeriums in Berlin bestätigte. Ziel sei es, „die reguläre Migration nach Deutschland zu begrenzen“.

    Es geht um die Aussetzung des Familiennachzugs zu „subsidiär Schutzberechtigten“. Gemeint sind damit Menschen, die sich weder auf Flüchtlingsschutz nach dem Völkerrecht noch auf eine Asylberechtigung berufen können. Wenn sie „stichhaltige Gründe dafür vorbringen, dass ihnen in ihrem Herkunftsland ein ernsthafter Schaden droht“, können sie in Deutschland trotzdem aufgenommen werden. Nach Angaben der Bundesregierung lebten zum Stichtag 31. Dezember 2024 rund 381.000 Menschen mit diesem Status in Deutschland, die meisten von ihnen Syrer.

    Pull-Theorie ist schon alt

    Der Nachzug von Familienangehörigen ist per Gesetz jetzt schon auf 1.000 Menschen pro Monat begrenzt. Das Auswärtige Amt teilte mit, dass die Obergrenze von 12.000 pro Jahr in 2024 und 2023 nahezu vollständig in Anspruch genommen wurde. In den Jahren davor war die Zahl wegen der Corona-Pandemie niedriger. 

    Dobrindt will künftig nur Härtefälle nachziehen lassen und damit sogenannte Pull-Faktoren reduzieren. Gemeint sind positive Umstände im Zielland, die Menschen besonders „anziehen“. Die dahinterstehende „Theorie der Migration“ geht auf den US-amerikanischen Soziologen Everett Lee aus den 1960er-Jahren zurück. Sie gilt vielen Experten angesichts der Komplexität von Fluchtursachen in einer globalisierten Welt als zu einseitig. Die Regierung hofft gleichwohl darauf, dass sich die neuen Regeln unter Flüchtlingen schnell herumsprechen. Ob es wie in früheren Jahren gezielte Warn-Kampagnen übers Internet geben wird, etwa durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, konnte das Innenministerium nicht sagen.

    Grüne kritisieren Dobrindt

    Scharfe Kritik kam von den Grünen. „Die neue Bundesregierung setzt auf Symbolpolitik auf Kosten der Schwächsten und schreckt dabei auch vor klarem Rechtsbruch nicht zurück“, sagte die Grünen-Innenpolitikerin Schahina Gambir der Nachrichtenagentur dpa. Die Aussetzung des Familiennachzugs stelle einen Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention und die UN-Kinderrechtskonvention dar. „Diese Politik ist unmoralisch, sie treibt einen Keil in den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

    Die Aussetzung des Familiennachzugs ist Teil einer größeren Strategie von CDU und CSU zur Reduzierung der Einwanderungszahlen. Merz will sie auf unter 100.000 im Jahr drücken, wie er vor der Bundestagswahl erklärte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Zuwanderungszahlen in Deutschland bereits deutlich gesunken: 2024 stellten 229.751 Menschen erstmals einen Asylantrag in Deutschland. Das waren rund 100.000 Erstanträge weniger als im Jahr zuvor. Am Mittwoch sollen im Kabinett außerdem die von der Union sogenannten „Turbo-Einbürgerungen“ abgeschafft werden. Damit sind beschleunigte Einbürgerungen nach drei Jahren für besonders gut integrierte Zuwanderer gemeint.

    Die SPD hatte den Familiennachzug in der letzten Legislaturperiode eigentlich ausweiten wollen. Vor der Bundestagswahl bekamen CDU-Chef Merz und die Union ihr „Zustrombegrenzungsgesetz“ und die darin enthaltene Aussetzung des Familiennachzugs unter anderem deswegen nicht durch den Bundestag, weil die Sozialdemokraten dagegen stimmten. Warum die Partei nun als Koalitionspartner der Union dafür sein soll, ist offen. Anfragen unserer Redaktion an SPD-Innenpolitiker blieben unbeantwortet.

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    1 Kommentar
    Richard Merk

    Der Familiennachzug hat Vorteile, insbesondere zu einer bessere Integration von Flüchtlingen. Seehofer wäre schon mit einer Obergrenze von 200.000 Asylanten zufrieden gewesen, jetzt reicht es nur noch für die Hälfte. Als nächstes sind schon Einsparungen beim Bürgergeld geplant, also grundsätzlich dort wo sich die Menschen nicht wehren können. Es gäbe allerdings auch bessere und effektivere Möglichkeiten um die Ausgaben für Militär, Infrastruktur, Wirtschaft, Schulen, Kitas und Renten usw. zu ermöglichen aber dazu braucht es ganz einfach mehr Willen und Mut. Union insbesondere CSU brauchen wohl oder übel eine AfD, damit der eigene asoziale Sinkflug dem Bürger appetitlich gemacht werden kann.

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