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Bundestagswahl 2025: Welchen Einfluss Influencer haben

Bundestagswahl 2025

Klicks, Likes, Stimmungsmache: Wie Influencer den Wahlkampf beeinflussen

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    Soziale Medien spielen auch eine Rolle bei der Bundestagswahl.
    Soziale Medien spielen auch eine Rolle bei der Bundestagswahl. Foto: Alicia Windzio, dpa

    Als die AfD im Januar ihren Parteitag in Riesa abhält, gibt die frischgebackene Kanzlerkandidatin Alice Weidel einige Interviews. Sie spricht mit dem ZDF, mit dem Nachrichtensender ntv und mit einem Mann, der sich „Ketzer der Neuzeit“ nennt. Leonard Jäger, wie der „Ketzer“ wirklich heißt, ist ein rechter Influencer. Auf der Videoplattform Youtube folgen ihm mehr als eine halbe Million Menschen – deutlich mehr als dem Account von Alice Weidel (289.000 Abonnenten) oder dem offiziellen Kanal der AfD (372.000 Abonnenten). Jäger verbreitet dort Verschwörungsmythen und verhöhnt Menschen, die für Gleichberechtigung oder gegen rechts auf die Straße gehen.

    In Riesa ist er aber nicht der einzige Influencer. Eingeladen ist zum Beispiel auch der Videoblogger „Beat aus Berlin“, der Youtube-Kanal „Weichreite TV“ oder Vertreter der rechten Medienagentur „Filmkunstkollektiv“, die der Identitären Bewegung nahesteht. Und Riesa ist keine Ausnahme. Wo immer die AfD Wahlkampfveranstaltungen abhält, sind rechte Influencer meist nicht weit. Das gehört zur Strategie der Partei.

    Influencer im Wahlkampf „Die AfD hat investiert“

    Fakt ist: Die AfD ist besonders erfolgreich in den sozialen Medien. Allein Alice Weidel erreicht plattformübergreifend etwa 2,8 Millionen Menschen. Das hat die Influencer-Marketingagentur Netzschreier ausgewertet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt nur auf etwas mehr als eine Million, CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz auf 799.000.

    Aber den Erfolg der AfD im Netz nur auf die Follower-Zahl ihrer Spitzenkandidatin zu reduzieren, greift zu kurz, sagt Maik Fielitz. Er ist wissenschaftlicher Referent am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft. Für die Studie „Social-Media-Partei AfD?“ hat er die Landtagswahlkämpfe der Partei ausgewertet. Man dürfe die „strategisch-kommunikativen Fähigkeiten“ der AfD nicht überhöhen, sagt Fielitz. Vor allem hat es die Partei geschafft, ein Netzwerk von Influencern um sich herum zu kultivieren. So lasse sich feststellen, „dass die AfD selbst auf Youtube nicht sonderlich erfolgreich ist, jedoch starke Unterstützung von rechtsalternativen Influencern und Medien erhält“, schreiben Fielitz und seine Kollegen. „Diese Akteure tragen maßgeblich dazu bei, die Inhalte der AfD in rechtsextreme Kreise zu verbreiten und in den Mainstream der sozialen Medien einzuspeisen.“

    Wie hat die Partei das geschafft? „Die AfD hat investiert“, sagt Fielitz. „Also einerseits in Alternativmedien, andererseits in konkrete Influencerinnen und Influencer.“ So lud die Partei unter dem Schlagwort „Konferenz der freien Medien“ verschiedene Online-Aktivisten und Youtuber in den Bundestag ein. Eine Art Fortbildungsveranstaltung sollte das sein. Die Partei versuche mit solchen Aktionen gezielt Aktivisten zu vernetzen und aufzubauen, sagt Fielitz.

    Es ist eine wechselseitige Beziehung zwischen Influencer und Partei, von denen nicht nur die Politiker profitieren. Gerade zu Beginn ist das Verhältnis eher andersherum. „Indem sie relativ unbekannten Influencern Interviews gibt, schafft die AfD mit prominenten Namen wie Weidel oder Höcke ja erstmal Aufmerksamkeit für die Influencer“, sagt Fielitz. „Damit steigert sie gerade zu Beginn deren Reichweite. Später profitiert die AfD davon, wenn eben diese Influencer für sie werben.“

    Heidi Reichinnek erreicht mit ihren Videos auf Tiktok regelmäßig mehr als eine Million Menschen

    Auch andere Parteien haben das Potential von Influencern erkannt. Robert Habeck beispielsweise trat im Videospiel-Kanal „HandOfBlood“ auf. Und FDP-Chef Christian Lindner unterhielt sich mit Tim Gabel, einem Fitness-Influencer, dem bei Youtube mehr als 800.000 Menschen folgen. Inspiration dafür dürfte wohl auch der erfolgreiche Wahlkampf von Donald Trump gewesen sein. Der soll sich von seinem 18-jährigen Sohn Barron eine Liste von Influencern abgeholt haben, bei denen er im Wahlkampf auftreten sollte.

    Ob das fruchtet, wird sich zeigen. Zumindest eine Partei scheint damit in den vergangenen Wochen Erfolg zu haben: die Linke. Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek erreicht mit ihren Videos auf Tiktok regelmäßig mehr als eine Million Menschen. Ein Influencer-Netzwerk wie die AfD hat die Linke zwar nicht, aber Ausschnitte von Reichinneks Reden werden auch von anderen Accounts geteilt. Das zeigt Wirkung. „Der Einfluss von Social Media gerade bei jungen Menschen ist sehr deutlich zu sehen“, sagt der Jugendforscher Simon Schnetzer. So belegte die Partei bei der U-18-Wahl kürzlich den ersten Platz. Das liegt zwar nicht nur am erfolgreichen Auftreten auf Plattformen wie Tiktok. „Die Partei besetzt im Wahlkampf auch Themen, die junge Menschen ansprechen – bezahlbarer Wohnraum zum Beispiel“, sagt er. „Aber Social Media ist sicherlich ein Teil dieses Erfolgs.“

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