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Jordan Bardella: Der charismatische Chef des Rassemblement National im Aufstieg

Frankreich

Jordan Bardella: Der Rechtsextreme mit dem strahlenden Lächeln

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    Ersetzt der Vorsitzende des französischen rechtsnationalen Rassemblement National, Jordan Bardella, Marine Le Pen als Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl 2027? Diese Frage dürfte Mitte 2026 juristisch beantwortet werden.
    Ersetzt der Vorsitzende des französischen rechtsnationalen Rassemblement National, Jordan Bardella, Marine Le Pen als Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl 2027? Diese Frage dürfte Mitte 2026 juristisch beantwortet werden. Foto: Thomas Padilla, AP/dpa

    Seine Erscheinung fällt auf und sie nutzt ihm dabei, neue Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Jordan Bardella ist groß und breitschultrig, kleidet sich in gut sitzende Anzüge und knipst regelmäßig ein Lächeln an, von dem sein früherer Medientrainer, Pascal Humeau, sagte, es sei mühsam antrainiert. In letzter Zeit lässt er sich einen Hauch von einem Bart wachsen, trägt bisweilen eine schmale Brille. „Für einen Fascho sieht er sympathisch aus“ – das sollten die Leute von ihm sagen, so Humeau.

    Es handelt sich um Äußerlichkeiten, aber sie sind wichtig, um den rasanten Aufstieg Bardellas in der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) nachzuvollziehen. Er steht für eine neue Generation, verkörpert die von RN-Frontfrau Marine Le Pen angestrengte Normalisierung: höflich, angepasst, vorzeigbar. Seit Le Pens Schuldspruch am Montag gilt er als wahrscheinlichste Alternative für sie. Wegen der jahrelangen, massiven Veruntreuung von EU-Geldern wurde die 56-Jährige zu einer Haft- und einer Geldstrafe sowie einem fünfjährigen Verbot, für politische Ämter zu kandidieren, verurteilt. Sie hofft zwar auf einen Berufungsprozess bis Mitte 2026. Doch selbst dann ist unsicher, ob die Richter anders entscheiden würden.

    Jordan Bardella sieht in dem Urteil gegen Marine Le Pen ein Komplott

    Bardella zeigte sich ebenso empört über das Urteil wie seine Mentorin, nährt eine Komplott-Legende: „Alles wird dafür getan, um zu verhindern, dass wir an die Macht gelangen.“ Er rief zu einer „friedlichen Mobilisierung“ auf, am Sonntag organisiert die Partei eine Kundgebung in Paris.

    Zwar ist Bardella inzwischen beliebter als sie, aber relativ unerfahren. Sein Geografie-Studium brach er ohne Abschluss ab. In seiner Autobiografie „Was ich suche“, die ein Bestseller wurde, beschrieb er das schwindelerregende Gefühl, plötzlich ein Polit-Promi zu sein – er, der in einem Sozialbau in einer nördlichen Pariser Vorstadt als Sohn italienischer Migranten aufwuchs. Dort habe er all das gesehen, was er heute bekämpfe: den Drogenhandel, den Islamismus, die Folgen der „Masseneinwanderung“. Was aber darüber und über seine grenzenlose Bewunderung für „Marine“ hinaus seine tieferen politischen Überzeugungen sind, wird bei der Lektüre nicht klar. Vor der Europawahl vor einem Jahr offenbarten sich bei einer TV-Debatte mit dem damaligen Premierminister Gabriel Attal Bardellas Lücken in Sachfragen.

    Gegner werfen ihm vor, sich nur selten im EU-Parlament sehen zu lassen

    Auch warfen ihm damals seine politischen Gegner vor, selten im EU-Parlament zu erscheinen, wo er inzwischen der rechtsextremen Fraktion „Patrioten für Europa“ vorsitzt. Im RN wurde ihm angelastet, dass bei den Parlamentswahlen 2024 mehrere RN-Kandidaten trotz ihrer kriminellen Vergangenheit, rassistischer Sprüche oder der Zugehörigkeit zu extremistischen Gruppen antraten. Hier zeigten sich die Grenzen der „Entdämonisierung“ der Partei, für die er doch steht.

    Bardella streitet dies ab. Die Konvention konservativer Parteien und Aktivisten im Februar verließ er vorzeitig, als Donald Trumps Ex-Chefberater Steve Bannon dort einen Hitlergruß gezeigt hatte. Kürzlich folgte er der Einladung zu einer Konferenz nach Israel – er, der Vertreter einer Partei, die mit Jean-Marie Le Pen jahrzehntelang von einem bekennenden Revisionisten und verurteilten Antisemiten geleitet worden war. Bardella kannte den im Januar verstorbenen Le Pen Senior kaum, steht für eine geläuterte extreme Rechte. Weniger hinsichtlich des Programms, das sich kaum geändert hat. Aber in Sachen Image, und darauf scheint es ihm anzukommen.

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