Zweieinhalb Stunden lang schickten Abbas Araghci und Steve Witkoff von getrennten Zimmern aus Papiere hin und her. Bei den ersten Atom-Gesprächen von Iran und USA seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar trugen Diplomaten des Gastgebers und Vermittlers Oman die Botschaften der Delegationen von einem Zimmer ins andere. Nach der indirekten Gesprächsrunde liefen sich Irans Außenminister Araghci und Trump-Berater Witkoff am Verhandlungsort außerhalb der omanischen Hauptstadt Muskat noch kurz persönlich über den Weg. „Wir haben ein paar Minuten miteinander geredet“, sagte Araghci anschließend. „Es war ein einfaches Hallo.“
Direkte Kontakte zwischen iranischen und amerikanischen Spitzenvertretern sind selten. Das „einfache Hallo“ gibt deshalb Anlass zu der Hoffnung, dass Teheran und Washington den Streit um das iranische Atomprogramm friedlich beilegen können. Die New York Times meldete, Araghci und Witkoff hätten sich auch die Hände geschüttelt, doch dafür gab es keine Bestätigung.
Ob mit oder ohne Handschlag: Araghcis kurzer Plausch mit Witkoff erlaubte es der amerikanischen Seite, „direkte Gespräche“ zu vermelden, so wie es Trump angekündigt hatte. Der Iran kann weiterhin behaupten, dass die eigentlichen Verhandlungen wie von Teheran gewünscht indirekt stattfanden - beide Seiten wahrten also ihr Gesicht.
Gespräche zwischen USA und Iran sollen am Karsamstag weitergehen
Die Gespräche sollen am kommenden Samstag weitergehen, wahrscheinlich irgendwo in Europa, um Witkoff den langen Flug von Washington nach Oman zu ersparen, wie die Nahost-Nachrichtenplattform Amwaj.media meldete. Laut Araghci soll dann über einen Zeitplan für weitere Verhandlungen gesprochen werden. Oman wird wieder vermitteln.
Amerika will mit den Gesprächen verhindern, dass der Iran eine Atombombe bauen kann. Trump hat mehrmals mit militärischen Angriffen auf den Iran gedroht. Teheran betont, sein Atomprogramm diene nur zivilen Zwecken, und will erreichen, dass der Westen seine Wirtschaftssanktionen gegen Teheran beendet. Angestrebt wird ein Vertrag nach dem Vorbild des Atomabkommens von 2015, das von Trump aufgekündigt worden war. Unter einer solchen Vereinbarung würde sich der Iran strikten internationalen Kontrollen seines Atomprogramms unterwerfen und dafür mit einem Abbau der Sanktionen belohnt.
Der türkische Iran-Experte Arif Keskin sieht ein starkes Interesse der Teheraner Führung an einer Einigung. „Das Regime nimmt Trumps Drohungen ernst und weiß, dass es schlimme Folgen haben könnte, wenn die Verhandlungen scheitern“, sagte Keskin unserer Redaktion. Trumps Regierung nannte die Verhandlungen in Oman „sehr positiv und konstruktiv“. Witkoff habe Araghci versichert, dass Trump die Differenzen zwischen beiden Ländern friedlich beilegen wolle, „wenn das möglich ist“, erklärte das US-Außenamt. Trump selbst sagte, die Gespräche mit dem Iran liefen „okay“.
Urananreicherung und Entsorung: Es gibt eine Reihe harter Punkte zu klären
Der Verlauf der ersten Runde in Oman sei ein gutes Zeichen, meint auch der Iran-Experte Arash Azizi von der Universität Boston. Er wies im Gespräch mit unserer Redaktion darauf hin, dass Regimechef Ajatollah Ali Chamenei noch vor Wochen alle Verhandlungen mit den USA für nutzlos erklärt habe. Die positiven Signale aus Oman seien deshalb ein Rückschlag für die Amerika-feindlichen Hardliner im Iran, sagte Azizi.
Auch die Iran-Gegner im Westen gehören zu den Verlierern. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte kurz vor dem Treffen in Oman eine vollständige Zerstörung iranischer Atomanlagen gefordert. Iran-Kritiker in den USA plädierten ebenfalls für diese radikale Lösung, die nun erst einmal vom Tisch zu sein scheint.
Bisher habe sich der Iran mit dem Zuschnitt und dem offiziellen Format der Verhandlungen – indirekte statt direkte Gespräche – durchsetzen können, meint der Nahost-Experte Joe Macaron von der US-Denkfabrik Wilson Center. Nun komme es darauf an, ob sich beide Seiten auf die Inhalte und einen Zeitplan einigen könnten, sagte Macaron unserer Zeitung.
Das könnte schwierig werden. Iraner und Amerikaner haben bisher nicht über die technischen und politischen Knackpunkte gesprochen. Dazu gehören eine nachprüfbare Begrenzung der Urananreicherung im Iran, die Entsorgung des bereits hoch angereicherten Urans, die Inspektionsrechte der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA und die Bedingungen eines Sanktionsabbaus. Araghci sagte, Iran und die USA strebten eine rasche Einigung an. Bis zu einer Übereinkunft dürfte es aber Monate dauern, auch weil die Arbeit der IAEA-Inspektoren im Iran neu geregelt werden muss.
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