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Israel kämpft gegen Iran: Raketenangriffe und Eskalation der Konflikte im Fokus

Krieg in Nahost

Iranische Gegenschläge auf Israel: In der Nacht kommt die Angst

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    Israelische Such- und Rettungssoldaten der IDF suchen nach einem iranischen Raketenangriff auf Bat Yam nach Menschen unter Trümmern.
    Israelische Such- und Rettungssoldaten der IDF suchen nach einem iranischen Raketenangriff auf Bat Yam nach Menschen unter Trümmern. Foto: Ilia Yefimovich, dpa

    Eine solche Eskalation an der Heimatfront haben auch die kriegserprobten Menschen in Israel seit Langem nicht erlebt. Immer wieder schrillten in den vergangenen zwei Nächten die Sirenen, rissen Familien aus dem Schlaf, trieben sie in Bunker und Schutzräume. In Tel Aviv und anderen Städten waren mehrfach Explosionen zu hören; einige brachten Fenster selbst entfernter Gebäude zum Zittern. Seitdem Israel in der Nacht auf Freitag mit seiner Attacke auf das iranische Atomprogramm begann, hat der Iran Hunderte Drohnen und Raketen gen Israel abgefeuert, offenbar gezielt auf die großen urbanen Zentren des Landes. Viele Geschosse kann Israels Flugabwehr abfangen, doch massive Angriffswellen drohen das System zu überfordern. Einige Raketen sind in Wohnhäuser eingeschlagen, darunter im nordisraelischen Tamra, in Jerusalem, Tel Aviv und weiteren Städten. Insgesamt meldeten die israelischen Behörden bis Sonntagmittag 13 Tote und knapp 400 Verletzte.

    Seit Beginn der Eskalation gilt in Israel der Notstand: Schulen und Kindergärten haben geschlossen, Menschenansammlungen sind verboten. In Tel Aviv hatten am Sonntag wieder einige Cafés und Geschäfte geöffnet, viele kleinere Läden blieben aber geschlossen. Viele Menschen verlassen ihr Haus nur für das Nötigste. Die nächste Angriffswelle aus dem Iran gilt lediglich als eine Frage der Zeit.

    Die militärischen Erfolge der Angriffe auf den Iran sind beachtlich

    Denn auch der israelische Angriff auf iranische Atom- und Militäranlagen ist offenbar noch nicht vorbei – obwohl die bisherigen militärischen Erfolge beachtlich sind. Mit Unterstützung des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad hat die IDF große Teile der iranischen Militärführung vernichtet, führende Nuklearforscher getötet und einer Reihe militärischer und nuklearer Einrichtungen offensichtlich erheblichen Schaden zugefügt. Am Sonntag verkündete Irans Außenminister Abbas Araghtschi zwar, sein Land würde mit den Attacken aufhören, wenn Israel wiederum seine Angriffe beende. Israels Außenminister Gideon Saar aber sagte, Israel habe noch wichtige Ziele im Iran zu erreichen.

    Zuletzt hat Israels Armee, die IDF, ihre Attacken sogar ausgeweitet und bombardiert nun auch die Energieinfrastruktur seines Feindes, etwa Gasfelder, Raffinerien und Öllager. Experten rechnen mit weiteren Kämpfen in den folgenden Tagen. „Der Iran ist geschwächt, aber er hat noch immer genügend Kapazitäten, um zurückzuschlagen“, sagte Sima Shine, eine frühere hochrangige Mitarbeiterin des Mossad und Iranexpertin vom Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv in einem Pressebriefing.

    In Israel gibt es viele Befürworter der Angriffe auf den Iran

    In Israel gibt es für den Angriff auf die iranischen Atomanlagen erhebliche Unterstützung – deutlich mehr als für die Fortführung des Gazakrieges. Das iranische Nuklearprogramm gilt hierzulande als existenzielle Bedrohung für den jüdischen Staat, zumal Vertreter der iranischen Führung dem „zionistischen Gebilde“ immer wieder mit Auslöschung drohen.

    „Wenn es um die Sicherheit des israelischen Volkes gegenüber unseren Feinden geht, sind wir ein Volk mit einer gemeinsamen Mission“, schrieb Oppositionsführer Yair Lapid am Freitag in einem Blogbeitrag. „Unsere Kinder werden nicht in Angst vor einer iranischen Atombombe leben – nicht heute und niemals.“ Auch die Vorsitzende anderer Oppositionsparteien, etwa der frühere Armeechef Benny Gantz und der einstige Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, begrüßten den Angriff. Selbst Yair Golan, Chef der linken Partei Die Demokraten und einer der schärfsten Kritiker der rechtsreligiösen Regierung unter Benjamin Netanjahu, äußerte Unterstützung: „Ein starkes Volk, eine entschlossene Armee und eine Heimatfront, die hinter ihnen steht – so haben wir immer gesiegt, und so werden wir auch heute siegen“, schrieb er in den sozialen Medien.

    In der Bevölkerung ist die Stimmung gemischt. Zwar halten viele Menschen das iranische Atomprogramm für gefährlich. Allerdings haben Sicherheitsexperten über Jahre hinweg gewarnt, nur mithilfe der USA könne Israel den iranischen Atomanlagen nachhaltigen Schaden zufügen. Denn einige der Anlagen befinden sich Berichten zufolge so tief unter der Erde, dass nur spezielle bunkerbrechende US-Waffensysteme sie zerstören könnten. In einer Umfrage des Israel Democracy Institute, einer liberalen Denkfabrik, äußerten im April 45 Prozent der Befragten, Israel solle das Atomprogramm auch ohne die militärische Unterstützung der USA angreifen; 41,5 Prozent der Befragten sprachen sich dagegen aus.

    Dass sich die Hisbollah offensichtlich heraushält, gilt als gutes Zeichen

    Wann sich die Lage beruhigen könnte, ist noch nicht abzusehen. In Israel gilt es als ermutigendes Zeichen, dass die Hisbollah im Libanon, einst der militärisch mächtigste Verbündete des Irans in der Region, sich aus dem Schlagabtausch offenbar heraushalten will. Weil Israel und der Libanon eine Grenze teilen, bleibt israelischen Bürgern im Falle von Raketenangriffen der Hisbollah viel weniger Zeit zur Vorbereitung als im Falle iranischer Geschosse. Während des militärischen Schlagabtauschs zwischen Israel und der Hisbollah im letzten Jahr konnte die IDF jedoch Berichten zufolge rund 80 Prozent des Raketenarsenals der Gruppe vernichten. Die militärische Schwächung der Hisbollah, die von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, hat zudem der libanesischen Regierung mehr politischen Spielraum gegenüber der Gruppe gegeben.

    „Die Hisbollah hat eine interessante Mitteilung veröffentlicht und angekündigt, dass sie sich an dem Konflikt zwischen dem Iran und Israel nicht beteiligen“, berichtet die Iranexpertin Sima Shine. „Die mit dem Iran verbündeten Milizen im Irak sind ebenfalls in einer schwierigen politischen Situation. Ich gehe davon aus, dass wir mehr Raketen von der Huthi-Miliz im Jemen sehen werden, aber darauf ist Israel vorbereitet.“

    Dennoch dürfte der Ausnahmezustand in Israel so bald nicht abgesagt werden. „Das ist keine Militäroperation mehr“, sagt Shine, „das ist ein Krieg.“

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    5 Kommentare
    Marianne Böhm

    Es ist schade dass Israel seine Probleme mit seinen Nachbarn nie geklärt hat.. Iran und Israel waren mal sehr gute Freunde. Auch bei den Deutschen und Juden ist es kein Frieden nicht, es ist eine erzwungenes stillhalten, solange wir ihre Opferhaltung respektieren, solange wird es immer so weiter gehen, und es passiert nichts. Ich bin 1951 geboren ich fühle mich für den zweiten Weltkrieg und das schreckliche Töten nicht verantwortlich, das kann ich nicht! Die Vorstellung jemanden zu töten.. egal woher, welche Hautfarbe, löst bei mir eine gefühlsmäßige starke Abwehr aus. Und so geht es vielen unserer Nachkommen auch.. Überall entschuldigen uns zwar aber wir sprechen nicht miteinander und so keiner O.K. ich nehme deine Entschuldigung an. Und bei der nächsten Unzufriedenheit, falsches Wort explodiert es wieder.. Bin gespannt was Israel vom Iran an Schuld für seine Menschen Opfer fordert.. Diese Kriege sind leider bis zu einem Frieden mit vielen unschuldigen Toten gepflastert.. !

    Willi Dietrich

    Wenn es überaupt einen "gerechten" Krieg gibt, so ist Israels Krieg gegen den Iran ein notwendiger Krieg, denn das Mullah-Regime im Iran hat schon seit langem die Terror-Organisationen Hamas und Hisbolla finanziert mit dem Ziel, den Staat Israel von der Landkarte zu löschen. Da Iran ein Unrechtsstaat ist, der weder Frauenrechte toleriert, sondern Frauen den Männern unterwirft. Deshalb kann dieser Angriff auf den Terrorstaat Iran als "ger- recht" bezeichnet werden.

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    Robert Miehle-Huang

    Der Angriff ist alles andere als "ger-recht". Er ist im Gegenteil schlicht und ergreifend komplett völkerrechtswidrig. Aber wenn's gegen die Mullahs geht, kann man schon mal ein Auge zudrücken, nicht?

    Wolfgang Boeldt

    Was haben z.B. Frauenrechte mit dem Angriffskrieg Israels zu tun? Wer der große Unruherstifter im Nahen Osten ist, liegt glasklar auf der Hand.

    Raimund Kamm

    >>Israels Außenminister Gideon Saar aber sagte, Israel habe noch wichtige Ziele im Iran zu erreichen.<< Was sind denn die Ziele bei diesem völkerrechtswidrigen Angriff? Raimund Kamm

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