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Jens Spahn wird wohl Fraktionschef der Union im Bundestag

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Jens Spahn - der Mann nach Merz?

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    Die CSU sagt Ja - damit ist der Weg für Jens Spahn an die Spitze der Unions-Fraktion wohl frei. (Archivbild)
    Die CSU sagt Ja - damit ist der Weg für Jens Spahn an die Spitze der Unions-Fraktion wohl frei. (Archivbild) Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

    Politische Karrieren sind alles, nur nicht planbar – es sei denn, man heißt Jens Spahn. Mit 22 Jahren schon Bundestagsabgeordneter, mit 35 Staatssekretär, mit 38 Minister, und nun womöglich der Mann der Zukunft in der CDU. Der Mann nach Friedrich Merz.

    Bestätigt ist es noch nicht, dem Vernehmen nach allerdings könnte der gelernte Bankkaufmann, der im Fernstudium später noch Politik studiert hat, neuer Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag werden – ein Amt, das ihm Aufmerksamkeit und Einfluss auf nahezu alle politischen Entscheidungen im Bund sichern würde. Als Minister im Kabinett Merz wäre Spahn nur für sein eigenes Fachgebiet verantwortlich, als Anführer der stärksten Regierungsfraktion dagegen säße er in allen wichtigen Runden mit am Tisch – die perfekte Startrampe für eine Kanzlerkandidatur nach der Ära Merz, wie lange die auch immer dauern mag. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst dürfte das nicht gefallen, ein Fraktionschef Spahn aber wäre nicht nur die gefühlte, sondern die faktische Nummer zwei in der CDU. Er säße an einer zentralen Schaltstelle der Koalition und nicht weit weg in der Staatskanzlei in Düsseldorf.

    Im Flurfunk der Union galt der 44-jährige Spahn lange Zeit nur als Außenseiter im Rennen um den Fraktionsvorsitz, selbstbewusst, aber schwer vermittelbar. Merz hätte ihn lieber als Minister in seinem Kabinett und damit etwas besser unter Kontrolle, hieß es da bis vor wenigen Tagen noch – eine zarte Anspielung auf den Ehrgeiz von Spahn, der Merz schon einmal zu spüren bekommen hat. Vor dem Parteitag im Dezember 2018 in Hamburg, als es um die Nachfolge von Angela Merkel an der CDU-Spitze ging, hatte er erfolglos versucht, Spahn von einer eigenen Kandidatur abzubringen und in sein Team zu holen. Am Ende triumphierte Annegret Kramp-Karrenbauer über den vermeintlichen Favoriten Merz. Der Kandidat Spahn landete zwar nur abgeschlagen auf Rang drei, zog dafür aber anschließend mit einem umso besseren Ergebnis von 89 Prozent ins CDU-Präsidium ein.

    Die CSU ist mit Jens Spahn einverstanden

    Inzwischen haben Merz und Spahn ihren Frieden miteinander gemacht und angeblich auch schon den Segen von CSU-Chef Markus Söder für den Aufstieg des früheren Gesundheitsministers an die Fraktionsspitze erhalten.  „Jetzt kommt es darauf an, was er draus macht“, sagt ein altgedienter CSU-Mann. Sieht der Neue sich als eine Art Nebenkanzler, machtbewusst und ambitioniert – oder als loyaler Zuarbeiter des Kanzlers? Der Grat dazwischen ist schmal. Einerseits will die Unionsfraktion kein Abnickverein sein und keinen zweiten Volker Kauder, der sich stets als verlängerter Arm von Angela Merkel im Parlament verstand. Ständige Muskelspiele zwischen Fraktion und Regierung sind allerdings auch nicht im Sinn der 208 Abgeordneten.

    Dass der stramme Konservative Spahn eines der größten politischen Talente der Union ist, eloquent, streitbar, themensicher und bestens vernetzt, ist in der Bundestagsfraktion unbestritten. Seine präsente, offensive, häufig auch polarisierende Art allerdings gefällt dort längst nicht jedem.  In den Koalitionsverhandlungen mit der SPD war der Mann aus dem Münsterland neben dem CSU-Landesgruppenvorsitzenden Alexander Dobrindt und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann dennoch der vielleicht wichtigste Verbündete von Merz. Zuletzt klang Spahn sogar schon wie der künftige Kanzler, als er in einem Interview betonte, Union und SPD müssten ein gemeinsames Ziel haben - nämlich die AfD mit guter Regierungsarbeit auf halbe Größe zu schrumpfen.  Genau das hatte Merz fast wortgleich schon 2018 gesagt.

    Die SPD verfolgt Jens Spahns Auftritte mit Skepsis

    Beim künftigen Koalitionspartner dagegen ist Spahn vor allem wegen seiner Ansichten zur AfD schon unten durch. Seinen Vorschlag, die Rechtspopulisten bei der Vergabe von Ausschussvorsitzen im Bundestag nicht weiter zu ignorieren, habe sie so verstanden, dass er die AfD normalisieren wolle, zürnte etwa die frühere Parlamentspräsidentin Bärbel Bas. „Und davor kann ich nur warnen.“ Spahn dagegen beteuert, er habe das Wort „Normalisierung“ gar nicht in den Mund genommen. Die Politik müsse aber auch anerkennen, wie viele Millionen Deutsche die AfD gewählt hätten.  Das Echo auf seinen Vorstoß war trotzdem so kritisch, dass er ihn nun nicht weiter verfolgen will.

    Zu seinen eigenen Ambitionen schwiegt Spahn noch. Seinen Mitschülern an der bischöflichen Canisius-Schule in Ahaus allerdings hatten schon früh eine Ahnung, wohin es ihren Schülersprecher Jens einmal ziehen könnte. Unter Berufswunsch schrieben Sie bei Spahn in der Abiturzeitung 1999: „Bundeskanzler, was sonst?“

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