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  3. Kirche: Bischof Ackermann tritt als Missbrauchsbeauftragter ab

Kirche
28.09.2022

Bischof Ackermann tritt als Missbrauchsbeauftragter ab

Stephan Ackermann, Bischof von Trier und scheidender Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Mehr als zwölf Jahre lang stand der Trierer Bischof für die Aufarbeitungsbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland - und für deren Versagen. Was sein Nachfolger sagt.

Beneidet hat ihn gewiss keiner seiner Mitbrüder um die Aufgabe, wahrscheinlich waren sie froh, dass er sie am 25. Februar 2010 kurz vor seinem 47. Geburtstag übernahm. Knapp vier Wochen zuvor waren Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik geworden, im Februar folgte das Benediktinerkloster Ettal, im März die Regensburger Domspatzen. Es war der Beginn einer Flut von Enthüllungen, wie man das damals oft nannte. Und die Deutsche Bischofskonferenz reagierte mit einer Personalie: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wurde ihr Beauftragter "für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich", seit 2016 zudem "für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes".

Mehr als zwölf Jahre lang stand Ackermann für die Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland, aber auch für deren vielfältiges Versagen. Über die Jahre wurde er häufig kritisiert, von Betroffenen, Medien, einer breiten Öffentlichkeit. Zuletzt war die Kritik an ihm weiter massiv angewachsen. Seinen Mitbrüdern und ihm war bereits im vergangenen Jahr klar: So kann es nicht weitergehen.

Und so tritt Ackermann am Mittwoch ein letztes Mal als Missbrauchsbeauftragter im Fuldaer Dompfarrzentrum vor die wartenden Journalistinnen und Journalisten, um eine Art Bilanz zu ziehen und vor allem um zu erklären, wie sein Amt künftig strukturiert sein soll.

Helmut Dieser wird sich nun um das Thema Missbrauch kümmern

Ackermann beginnt mit der Zukunft, zu seiner Linken auf dem Podium der Aachener Bischof Helmut Dieser als sein Nachfolger und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger als dessen Vertreter. Dann stellt er die "Eckpunkte" eines Konzepts "zur Neustrukturierung des Themenfeldes 'Fragen des sexuellen Missbrauchs und Gewalterfahrungen'“ vor. Zwölf Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals besteht es in einer überfälligen Weitung und Öffnung - und doch auch einmal mehr in der Schaffung zusätzlicher Gremien.

So soll ein unabhängiger Expertenrat eingerichtet werden, dem neben externen Fachleuten verschiedener Disziplinen und Professionen auch Vertreter des Betroffenenbeirats angehören. Dieser soll unter anderem bisherige Standards weiterentwickeln und auf die Einhaltung von staatlichen und kirchlichen Richtlinien und Maßgaben achten.

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Zudem soll eine "bischöfliche Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" unter Vorsitz von Dieser und Burger gebildet werden. Eine "konkretisierende Befassung" mit dem Konzept könne in der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischöfe im nächsten Jahr erfolgen, heißt es.

Auf seine Vergangenheit im Amt verwendet Ackermann vergleichsweise wenig Zeit am Mittwoch. Er sagt, seine Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter habe ihn persönlich und seinen Blick auf die Kirche verändert. Er spricht von einer "innerkirchlichen Unkultur des Wegschauens und des Selbstschutzes", die bis heute nicht überwunden sei. Und er sagt: Er sei sich bewusst, dass er Betroffene in seiner Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter verletzt habe, auch wenn dies nicht seine Absicht gewesen sei. Er bitte dafür ausdrücklich um Verzeihung.

Helmut Dieser (rechts), Bischof von Aachen, ist Ackermanns Nachfolger.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Helmut Dieser, sein Nachfolger, hält es an diesem frühen Nachmittag in Fulda eher kurz. Die Aufgabe sei groß und "unabschließbar", erklärt er. "Wir haben es zu tun vor allem mit dem Los von tief verletzten Menschen", die mehr Gerechtigkeit verdienten. Er sei dankbar für das, was Ackermann "in wirklicher Pionierarbeit" mit sehr viel Frustrationstoleranz und Entschiedenheit aufgebaut habe. Später sagt er auf Nachfrage eines Journalisten: "Wir werden unsere Mitbrüder nicht in Ruhe lassen, das verspreche ich Ihnen." Sie wüssten, dass er und Burger unbequem sein müssten.

Immer wieder: scharfe Kritik am Trierer Bischof und Rücktrittsforderungen

Von einem Missbrauchsbeauftragten werden eine Vorbildfunktion und ein besonderes Einfühlungsvermögen erwartet. Beide Erwartungen enttäuschte Ackermann. Ein Skandal nach dem anderen holte ihn ein, bundesweit wie in seiner Diözese. So zweifelte die Betroffenen-Initiative MissBiT aus dem Bistum Trier an, dass es ihm wirklich ernst mit einer zügigen Aufarbeitung sei, und warf ihm "Dauerarroganz" vor. Sie forderte seinen Rücktritt.

Das Bistum Trier sei eines "der schlimmsten Beispiele mangelhafter Aufarbeitung", meinte Ende vergangenen Jahres ein bekannter Kirchenrechtler. Der Saarbrücker CDU-Oberbürgermeister erklärte schließlich in diesem August nach der Vorstellung eines ersten Zwischenberichts zu Missbrauchsfällen im Bistum Trier - andere Bistümer hatten da schon längst Gutachten präsentiert -, es sei an der Zeit, dass Ackermann Verantwortung übernehme und zurücktrete. Ackermann wies das von sich und räumte gleichwohl in einem Interview ein, er habe in den vergangenen Jahren "mehrfach" an Rücktritt gedacht.

Ackermanns Versagen im Umgang mit der Betroffenen Karin Weißenfels

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass ihn ein Bamberger Kirchenrechtsanwalt bei Papst Franziskus angezeigt hat. Der Vorwurf: Er habe, indirekt, das Beichtgeheimnis gebrochen, als er im März den Klarnamen einer Betroffenen aus seinem Bistum vor Bistumsmitarbeitenden öffentlich machte. Ackermann bat die Frau, wie er im April mitteilen ließ, um Entschuldigung. Ihrem Anwalt zufolge gab er eine Unterlassungserklärung ab. Der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz kritisierte ihn scharf: Sein Verhalten disqualifiziere den Missbrauchsbeauftragten, weil es die Mindeststandards für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verletze.

Die Betroffene, die sich unter dem Pseudonym Karin Weißenfels in der Öffentlichkeit über ihren Fall äußert, war als Gemeindereferentin von einem ihr vorgesetzten Priester sexuell missbraucht und schwanger geworden. Er und ein weiterer Priester drängten sie zu einer Abtreibung.

Ackermanns Aufgabe als Missbrauchsbeauftragter war groß, gewachsen schien er ihr nicht immer zu sein. Bezeichnend sein Auftritt im Rahmen der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2019 in Lingen. Der öffentliche Druck war damals enorm, die Bischöfe einmal mehr in der Defensive, zaudernd und zögernd.

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, und der Aachener Bischof Helmut Dieser haben keinen leichten Weg vor sich. Das weiß Bischof Stephan Ackermann (rechts) nur allzu gut.
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Im Herbst 2018 war - auch auf Betreiben Ackermanns - die von den Bischöfen bei unabhängigen Forschenden in Auftrag gegebene "MHG"-Studie vorgestellt worden. 1670 Geistliche sollen ihr zufolge zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3677 Kinder und Jugendliche, überwiegend minderjährige Jungen, missbraucht haben. Und das sei allenfalls die Spitze eines Eisbergs.

Statt darauf eine konkrete, auch für Betroffene annehmbare Antwort zu geben, sagte ein fahrig wirkender Ackermann in Lingen - neun Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals: "Es braucht für die Aufarbeitung so etwas wie einen Leitfaden. Dass man sagt: Was sind denn Kriterien und Standards für eine unabhängige, gute Aufarbeitung?" Betroffene machte das fassungslos und wütend.

In Ackermanns Zeit fielen vor allem drei Maßnahmenfelder

Und doch hat Ackermann - bisweilen gegen Widerstände aus den eigenen Reihen - durchaus manches erreicht. In seine Zeit als Missbrauchsbeauftragter fallen vor allem drei Maßnahmenfelder:

  • Die "MHG"-Studie, aus der der inzwischen heftig umstrittene Reformprozess "Synodaler Weg" erwuchs, der sich mit den speziellen Risikofaktoren, die in der katholischen Kirche Missbrauch begünstigen können, befasst: Klerikalismus, kirchliche Sexualmoral oder der Zölibat.
  • Die Vereinbarung mit dem damaligen Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig. Mit ihm hatte sich die Deutsche Bischofskonferenz im April 2020 auf eine "Gemeinsame Erklärung" verständigt. In der verpflichteten sich die Bischöfe auf "verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch".
  • Die Weiterentwicklung des Systems der "Anerkennungsleistungen", deren Höhe erst nach überaus langwierigen Diskussionen aufgestockt wurde. Ende September 2020 hatten die Bischöfe beschlossen, Missbrauchsbetroffenen Einmalzahlungen von in der Regel bis zu 50.000 Euro zukommen zu lassen anstatt Beträge von um die 5000 Euro. Dass mit einer weiteren Erhöhung der nach wie vor von Betroffenen und Kritikern als zu gering empfundenen Zahlungen zu rechnen ist, ist höchst unwahrscheinlich. Auch am Mittwoch betont Bischof Ackermann, man orientiere sich an Schmerzensgeldtabellen staatlicher Gerichte. Andernfalls würde eine Unwucht entstehen.

Gegen Ende der über einstündigen Pressekonferenz antwortet Ackermann auf die Frage, was er mit seinem heutigen Wissen anders machen würde: "Mit dem Wissen von heute würde ich wesentlich strukturierter, beherzter, aber trotzdem auch in einer größeren Breite das angehen." Manches Mal hätte er sich gewünscht, dass Entscheidungsprozesse zügiger gegangen wären. "Ich bedauere, dass wir an bestimmten Weichenstellungen nicht beherzter und geschlossener die Dinge angegangen sind." Dies gelte auch für die Anerkennungszahlungen.

"Auch ein neuer Beauftragter und neue Gremien werden nichts ändern"

Matthias Katsch, Sprecher der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch", betitelt sein nach der Pressekonferenz verschicktes Fazit zu Ackermanns Amtszeit als Missbrauchsbeauftragter mit einem Satz, der in Schulzeugnissen eine schlechte Note ausdrückt: "Er war stets bemüht."

Weiter erklärt er bitter: Alle seien tief betroffen, aber noch kein einziger Bischof sei zurückgetreten. Verantwortung diffundiere in dutzende von Studien und Gutachten, derweil Opfer immer noch auf die versprochene schnelle Hilfe warteten. "Kein einziger Betroffener hat eine angemessene Entschädigung erhalten, sondern alle sind mit 'freiwilligen Anerkennungsleistungen' abgespeist worden", so Katsch. Dabei sei die Kirche so vermögend wie nie zuvor. "Auch ein neuer Beauftragter und neue Gremien werden nichts ändern. Jetzt ist die Politik gefordert. Von der Kirche erwarten wir nichts mehr."

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