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Kommentar: Wer der elektronischen Patientenakte widerspricht, riskiert seine Gesundheit

Kommentar

Wer der elektronischen Patientenakte widerspricht, riskiert seine Gesundheit

Michael Pohl
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    Die elektronische Patientenakte ePA soll Standard werden
    Die elektronische Patientenakte ePA soll Standard werden Foto: Jens Kalaene, dpa

    Aus Patientensicht ist es ein Skandal, dass es im deutschen Gesundheitssystem zugeht wie tief im letzten Jahrhundert: Wer als Notfall im Krankenhaus landet, benommen oder gar bewusstlos, gilt für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte oft als unbekanntes Rätsel, wenn sie die Krankengeschichte ihres Gegenübers nicht kennen.

    Sämtliche Patientendaten liegen digital schon jetzt vor

    Dabei liegen sämtliche Daten längst digital vor: auf Computern von Hausarztpraxen, in den Abrechnungssystemen der Krankenkassen, als Befunde in Facharztpraxen und von Computer-CTs. Doch weil diese Daten weder vernetzt noch abrufbar sind, sondern oft noch immer per Fax übermittelt werden, müssen Mediziner ausgerechnet im akuten Notfall oft bei Null anfangen, kennen Medikamentenunverträglichkeiten oder bisherige Therapieversuche nicht.

    Der Widerspruch gegen die elektronische Patientenakte ist ein Gesundheitsrisiko

    Die digitale Patientenakte ist deshalb ein überfälliger Segen für die Patienten. In Dänemark, Skandinavien oder Großbritannien ist sie teils seit Jahrzehnten bewährte Praxis. Deutschland leidet dagegen immer stärker unter seiner Überdosis Datenschutz. Das lähmt und verteuert nicht nur das Gesundheitssystem, sondern schadet auch dem Patientenwohl. Es ist das Recht eines jeden, der elektronischen Akte zu widersprechen. Doch das konkrete Risiko für die eigene Gesundheit ist um ein Vielfaches höher, als die theoretische Gefahr eines Datenmissbrauchs.

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    7 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Ob es ein "Segen" ist, wie uns der Kommentator suggerieren will, wird sich noch zeigen. Ich habe zwar "noch" nicht widersprochen und warte mal noch ab. Es ist immer wieder zu lesen, und halte mich auch so gut als möglich daran, daß man auf seine persönlichen Daten im virtuellen Bereich schauen soll. Wenn bei der nächsten Taxifahrt der Fahrer mir meinen PSA-Wert unter die Nase reibt .... werde ich mal in mich gehen. =:)

    Peter Zimmermann

    Prinzipiell zwar eine gute Idee, aber ich habe ein anderes Problem mit diesen Daten nämlich die Richtigkeit der Angaben. Wenn ich mir alleine meine Arztbriefe ansehe sind da Falschangaben drin die im Ernstfall noch größere Probleme verursachen können. Manche sind sind nur für den Ersteller peinlich andere aber Notfallkritisch. Und ja ich kann das beurteilen weil 16 Jahre 6000 Akten im Jahr über meinen Tisch gegangen sind und man glaubt nicht was da an Widersprüchen, Falschangaben oder Unterlassungen zuweilen drin sind.

    Friedrich Eckert

    Sehr geehrter Herr Pohl, die Patienten sollen einem System vertrauen, das von den Verantwortlichen als sicher bezeichnet wird, was es eindeutig nicht ist. Seit Jahren wird (zuletzt am 27.12.2024) präsentiert, wie ungeschützt die Daten der ePA sind und wie leicht sich die Daten abgreifen lassen. https://www.heise.de/news/38C3-Weitere-Sicherheitsmaengel-in-elektronischer-Patientenakte-fuer-alle-10220617.html Bei Datenmissbrauch ist mal wieder niemand verantwortlich, und die betroffenen Menschen müssen die Sache mit hochsensiblen Daten ausbaden, im schlimmsten Fall mit Erpressung.

    Thomas Weber

    Wenn die Schweigepflicht mit der ePA ausgehebelt ist, wenn Hacker Patienten mit intimen Details ihrer Gesundheitsdakte erpressen, wenn sich psychisch Kranke nicht mehr trauen, sich ihren Therapeuten anzuvertrauen, wenn im Dorf auf einmal jeder weiß, dass der nette Herr Maier-Müller von nebenan von seinem Thailandbesuch einen Tripper mit heimbrachte und man von seiner Bank keinen Kredit mehr für das geplante Häuschen bekommt, weil unklare genetische Risiken bestehen, dann könnte die ePA zum Fluch werden. Wie oft zentral gespeicherte Gesundheitsdaten gehackt werden, zeigt ein Blick nach Finnland oder in die USA.

    Michael Müller

    Es wird sich kein Arzt die Zeit nehmen, die elektronische Patientenakte zu lesen. Schon gar nicht im Notfall. Alte Fehldiagnosen bleiben ebenfalls ein Risiko, wenn sie nicht konsequent gelöscht werden.

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    Wolfgang Boeldt

    Glauben Sie wirklich, daß nur der/ein Arzt zu Griff auf Ihre Daten hat? Man kann ein wohl ziemlich genaues Berechtigungs-System insdtallieren. Aber wer versteht es genau, wer macht sich die Mühe?

    Eva-Maria Lorenz

    Ich halte den aus meiner Sicht völlig unausgewogenen Kommentar für polemisch und gefährlich! Biodaten sind keine Passwörter, die man jederzeit ändern kann. Einmal in falschen Händen, gibt es kein Zurück! Das Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein von Politikern als Auftraggeber solcher Projekte kann man nicht durch Opt-out-Verfahren erzwingen. Es gibt keine Überdosis an Datenschutz, es ist ein Persönlichkeitsrecht, Herr Pohl!

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