
Die Corona-Pandemie flaut ab. Aber die Fachwelt rechnet mit häufigeren Pandemien. Darauf muss sich die Politik vorbereiten und künftig unaufgeregter vorgehen.
Im Februar 2020 wurde eine Karnevalssitzung im rheinischen Heinsberg als eine Art Brandbeschleuniger der aufkommenden Corona-Pandemie identifiziert. Nun sind drei Jahre vergangen, und das aktuelle Faschingsgeschehen könnte man als eine Art Nagelprobe dafür betrachten, dass die Viruserkrankung immer weiter abflaut.
Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin meldete für diesen Sonntag deutschlandweit jedenfalls keinen medizinischen Engpass: 833 Menschen waren wegen Covid in intensivmedizinischer Behandlung und 2690 Behandlungsbetten frei. Offenbar hat der Fasching bislang keine neuen Corona-Schübe ausgelöst.
Selbst Lauterbach nennt manche Schutzmaßnahmen heute "Schwachsinn"
Ist die Pandemie also vorbei? Vielleicht. Aber die nächste wird sicher kommen, sagt die Fachwelt. Es ist nur eine Frage der Zeit. Bleibt zu wünschen, dass die Führung unseres Landes dann nach den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre erstens vorbereiteter ist und zweitens unaufgeregter vorgeht. Nicht, dass wieder Auswüchse passieren – wie Ausgangssperren in Bayern, die hinterher von Gerichten als unverhältnismäßig bewertet wurden. Oder solche, die selbst Bundesgesundheitsminister Lauterbach inzwischen als „Schwachsinn“ bezeichnet – wie das Joggen mit Maskenpflicht.
Die Diskussion ist geschlossen.
Lassen wir es doch einfach die Vergangenheit in Frieden ruhen und lernen aus den Fehlern.
Die pauschale Empfehlung an die Politik "unaufgeregter zu reagieren", geht natürlich am eigentlichen Problem vorbei und ist sogar gefährlich. Die Politik muss allerdings dafür sorgen, dass wir in Zukunft besser auf eine Pandemie vorbereitet sind. Dafür braucht es Katastrophenpläne und eine ausreichende Vorratshaltung an medizinischem Material.
Auch bei der nächsten Pandemie (die morgen stattfinden kann, aber auch erst wieder in 100 Jahren) werden Wissenschaftler und Politiker eine zeitlang im Blindflug unterwegs sein, bis klar ist, wie die Verbreitungswege sind, wer vorwiegend betroffen ist und wie gefährlich der neuartige Krankheitserreger ist. Das wird immer eine mehr oder weniger lange Zeit brauchen und in dieser Zeit werden Maßnahmen ergriffen werden, die sich hinterher als falsch erweisen. Dabei muss auch in Zukunft Sicherheit grundsätzlich vor Freiheit gehen. Dieses Problem ist einer Pandemie immanent, denn hinterher ist man immer klüger.
Im Großen und Ganzen hat die Politik in Deutschland nach dem anfänglichen Chaos aber umsichtig reagiert und unsere überalterte Bevölkerung vergleichsweise gut durch die Pandemie gebracht. Ein Glücksfall war die unerwartet schnelle Bereitstellung von wirksamen Impfstoffen, die Hunderttausende Tote verhindert hat.
Auch die Augsburger Allgemeine hatte keine Corona-Maßnahmen in Frage gestellt. Selbst als andere Länder längst Maßnahmen wieder abgeschafft hatten und deutsche Politker weiter im Panikmodus agierten. Es war viel einfacher mit der Masse zu schwimmen und Maßnahmenkritiker lächerlich zu machen. Seien Sie wenigstens im Nachhinen ehrlich zu sich selbst.