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Kommentar zu Trump-Zöllen: Europa muss mit Gegenmaßnahmen kontern

Kommentar

Trump im Rausch des Protektionismus: Europa muss mit schmerzhaften Maßnahmen kontern

Karl Doemens
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    US-Präsident Donald Trump spricht während einer Veranstaltung zur Ankündigung neuer Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses.
    US-Präsident Donald Trump spricht während einer Veranstaltung zur Ankündigung neuer Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses. Foto: Mark Schiefelbein, AP/dpa

    Das Zeitalter der Globalisierung endete mit einer Posse. „Unser Land ist 50 Jahre lang abgezockt worden“, beklagte sich Donald Trump theatralisch im Rosengarten des Weißen Hauses, um den „Befreiungstag“ von der ökonomischen Knechtung auszurufen. Schwankend im Wind hielt er eine Tafel mit winzigen Prozentzahlen hoch, die man kaum lesen konnte. Bei dem ehemaligen Reality-TV-Star zählt vor allem die Inszenierung. Die Details, mit denen er mal eben die weltweite Handelsordnung in die Tonne tritt, sind Nebensache.

    Auch nach der Lektüre des Kleingedruckten bleiben viele Fragen zu den beispiellosen Zöllen offen, die der Präsident vor laufenden Kameras zum Ende dieser Woche in Kraft setzte. Doch so viel ist klar: Statt auf freien Handel setzt Amerika künftig auf knallharten Protektionismus, und diese dramatische Kehrtwende hat das Zeug, die Weltwirtschaft in schwerste Turbulenzen zu stürzen.

    Die Europäische Union, China, Japan und Südkorea gehören zu den wichtigsten Handelspartnern der USA. Deren Exporte werden kurzerhand um 20 bis 54 Prozent verteuert. Die Betroffenen werden sich wehren. Man braucht wenig Fantasie, um die Verwüstungen eines Handelskriegs zu erahnen.

    Donald Trump verhängt Zölle – mit teils widersprüchlichen Zielen

    Das sind düstere Aussichten. Doch Trump ist bei Zöllen ein beratungsresistenter Überzeugungstäter. Er hält die Aufschläge für ein Wundermittel, das die heimische Industrie vor ausländischer Konkurrenz schützt, sagenhafte Billionen-Beträge für Steuersenkungen in die Staatskasse spült und einen mächtigen Hebel für politische Verhandlungen mit anderen Ländern liefert. Dass sich diese drei Ziele schon denklogisch widersprechen, will der „Dealmaker“ nicht wahrhaben.

    Konträre Absichten verfolgen auch die beiden Zoll-Modelle, die seine Berater entwickelt haben: eine generelle Einfuhrsteuer, die Staatseinnahmen generiert – oder länderspezifische Abgaben, die Raum für Gegengeschäfte bieten. Trump kombiniert nun beide Ansätze und wählt den Worst Case: Mit einem Mindestzoll von zehn Prozent sollen fast alle Länder (außer Russland, Kanada und Mexiko) belegt werden. Für Länder, die die USA angeblich besonders unfair behandeln, gelten individuelle Sätze – bei der EU sind das 20 Prozent.

    Wie das Weiße Haus die Höhe der konkreten Strafabgabe ermittelt hat, ist sein Geheimnis. In die Berechnung sind angeblich Einfuhrzölle, Mehrwertsteuer und Handelshemmnisse eingeflossen. Gut möglich, dass auch das Datum dazu addiert wurde. Das macht rationale Verhandlungen extrem schwierig. Zudem will sich Washington selbst bei Entgegenkommen keinesfalls von dem zehnprozentigen Basiszoll abbringen lassen.

    Europa muss nun auf Trumps Zölle reagieren

    Europa wird von Trumps Zoll-Obsession mit doppelter Härte getroffen. Ein Fünftel aller Exporte des alten Kontinents von Pharmazieprodukten über Industriemaschinen bis zu Champagner fließt in die USA. Unabhängig von den neuen Grenz-Abgaben treten dort schon an diesem Donnerstag die 25-prozentigen Autozölle in Kraft. Obwohl BMW, Mercedes und Volkswagen einige Modelle in den USA fertigen, können sie denen angesichts der internationalen Lieferketten kaum entgehen. 

    Eine solche Strangulierung seiner Exportwirtschaft kann sich Europa unmöglich gefallen lassen. Trump wird in den nächsten Wochen daheim erheblichen Gegenwind erfahren. Seit Tagen befinden sich die Aktienmärkte auf Achterbahnfahrt. Auch erste republikanische Senatoren mucken auf. Bald dürften die Preise für die Verbraucher kräftig steigen. Brüssel muss diesen Druck durch ebenso gezielte wie schmerzhafte Vergeltungsmaßnahmen massiv erhöhen und so seine Verhandlungsposition stärken. Trump respektiert alleine starke Gegner. Er wird (wenn überhaupt) nur nachgeben, wenn der politische Preis für ihn zu hoch wird.

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    12 Kommentare
    Walter Koenig

    Einfach US-Amerikanische Firmen und Produkte meiden, denn es gibt immer Alternativen. Wenn die US-Firmen hier nichts mehr verkaufen können, dann spürt das Trump. Denn dann zerplatzt seine Seifenblase, weil Firmen Leute entlassen müssen, statt der Wirtschaft wächst die Inflation. Weil sie der Chaot Trump mit seinen Zöllen kräftig gesteigert hat. Da werden dann viele Produkte für die Amerikaner unbezahlbar werden, was die Leute vermutlich sehr erfreuen wird.

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    Maria Reichenauer

    Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Herr Koenig. Ich meide schon lange Wasch- und Pflegemittel von amerianischen Firmen. Einfach mal Procter & gamble googeln – es gibt tatsächlich Alternativen, die auch noch gesünder sind. Man glaubt gar nicht, wie viele amerikanische Produkte sich hier tummeln. Machen wir es den Kanadiern und den Niederländern nach und verlangen von den Supermärkten, amerikanische Produkte zu kennzeichnen. Das ist ein Nadelstich, aber auch kleine Stiche tun weh.

    Günter Köhler

    Einen Boykott US-amerikanischer Firmen und Produkte halte ich allemal für besser und vernünftiger als das Reagieren und Kontern mit "schmerzhaften Vergeltungsmaßnahmen". Dadurch würde sich die EU auf Dauer wahrscheinlich eher selber schaden und die Produkte für die EU-Bürger teurer machen und die Inflation weiter anheizen. Die EU sollte lieber versuchen bezüglich der Zölle "harte Verhandlungen" mit Trump zu führen.

    Johann Storr

    Gut wäre ein Zoll von 100% auf amerikanische Elektroautos.

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    Martin Dünzl

    ...und auch auf sonstige überdimensionierte amerikanische fossile Verbrenner (wie Dogde RAM etc.) - wobei man sich da eh fragt, welch komplexbehaftete derartige Autos benötigen! Grundsätzlich muss die mit etwa 500 Mio Einwohner deutlich größere Wirtschaftszone Europa nicht vor den US-amerikansischen Zöllen kuschen!

    Inge Brenner

    Karl Brenner Frau Reichenauer, auch ich sagte sofort, ich kaufe keine US-Produkte mehr, um dann festzustellen, dass ich soundso nicht weiß, was ich aus den USA kaufen würde. Weh tun würde es dem US-Markt wenn der Kauf von Iphones und die Nutzung von Amazon, Facebook und Co. boykottiert würde. Ob dies in der EU gelingt, wage ich zu bezweifeln.

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    Wolfgang Boeldt

    Aber Frau(?) oder Herr(?) Brenner. Glaubern Sie im Ernst, daß die weltbesten Unternehmen auf ihrem jeweiligen Gebiet boykottiert werden? Für die meisten zählt bei Erwerb eines Produktes die ideale Verbindung zwischen Qualität und Preis. Andere Einflüsse sind langfristig, vielleicht nicht kurzfristig, stark vernachlässigbar.

    Anton Rieger

    Nicht boykottieren, Besteuern 😉 20% auf Google & Co., dieses Geld nehmen, und den Firmen geben, die darunter leiden.

    Wolfgang Boeldt

    Seltsam, daß sich niemand die Arbeit gemacht hat, mal nachzusehen, was andere Länder so an Import-Zöllen erheben. Einige wären ganz schön überrascht... .

    Rainer Kraus

    Das Bild über Donald Trump, das in Deutschland vermittelt wird entspricht nicht der Situation Vorort in den USA und man sollte nicht vergessen, dass er von mehr als 50% der Amerikaner zum Präsidenten gewählt wurde. Donald Trumps Habitus und Aussagen sind ungewöhnlich und polarisieren, dabei ist er mehr Geschäftsmann als Politiker und er versucht die derzeitigen und großen Probleme dieser Welt mit geschäftlichen Transaktionen zum Vorteil seines Landes zu lösen. Sein Plan ist es 200 zu fordern und versucht mit diesem Geschäftsgebaren mindestens das Ziel von 100 zu erreichen. Ob er mit dieser „America-first-Taktik“ die Probleme weltweit lösen kann wird sich zeigen. Jedenfalls hat Trump im Ukraine-Konflikt erstmals öffentlich gemacht um was es da letztendlich geht: Schürfrechte von Bodenschätzen in der Ostukraine. Wenn Trump es schafft diesen Krieg geschäftlich mit Lieferverträgen zu lösen, hat der Donald einen Friedensnobelpreis verdient - tot oder lebendig.

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    Martin Dünzl

    Friedensnobelpreis für Trump :-))) na klar, sofort. Allein schon für seine Bestärkungen eines aggressiven Handels der rechtsextremen Regierung Israels und seine friedvollen partnerschaftlichen Ansprachen zu Kanada, Panama-Kanal und Grönland! Gleichzeitig nominiere ich ihn auch noch für den ein oder anderen Oskar , Grammy und für die nächste Rheinland-Pfälzische Weinkönigin!!

    Maria Reichenauer

    Trump wird KEIN Problem lösen, er IST das Problem. Ich weiß nicht, mit welchem Weichspüler Sie Ihren Blick getrübt haben – die Realität sieht anders aus. Ob die Situation vor Ort der Wahrheit entspricht – das lässt sich nicht sagen, denn in Institutionen, Behörden, an den Unis, bei der Presse und in den Wohnvierteln gehen Unsicherheit bis Angst um – das berichten Korrespondenten des STERN beispielsweise, die ständig vor Ort sind und das Land bereisen. Das Parlament findet nicht mehr statt. International wird Verunsicherung, Aggression, und Kolonialherren-Mentalität verbreitet und die Wiege für neuen Terror und Krieg gelegt – dafür bekommt man keinen Friedensnobelpreis, so jemand gehört entmündigt oder ins Geffängnis. Zumindest gehört Trump der Stift für Dekrete entzogen und das Mikro abgedreht.

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