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Medienkonsum: Immer mehr Forderungen nach einer Altersbegrenzung für Social Media

Medienkonsum

Immer mehr Forderungen nach einer Altersbegrenzung für Social Media

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    Die Bildschirmzeit des Kindes ist in vielen Familien ein Streitthema.
    Die Bildschirmzeit des Kindes ist in vielen Familien ein Streitthema. Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    Wer auf Instagram oder Tiktok unterwegs sein will, muss mindestens 13 Jahre alt sein. So schreiben es die Plattformbetreiber zumindest in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen vor. Viel Fantasie braucht man allerdings nicht, um die Schranke zu umgehen. Und überprüft wird das tatsächliche Alter in der Realität kaum. Mehrere CDU-Politikerinnen und -Politiker forderten daher jüngst eine gesetzlich verankerte Altersverifikation. Dafür sprach sich nun auch Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) aus.

    Bundesjustizministerin Hubig fordert gesetzliche Altersgrenze für soziale Medien

    „Kinder und Jugendliche brauchen Schutz statt Selbstdarstellungsdruck“, sagte Hubig der Nachrichtenagentur dpa. Eine klare und wirksame Altersgrenze für die Nutzung sozialer Netzwerke schütze die Privatsphäre von Kindern und fördere eine gesunde Entwicklung. Erste Erfahrungen aus anderen Ländern hätten gezeigt, dass sich eine solche Altersbeschränkung positiv auf Kinder und Jugendliche in Schulen auswirkt. Zum Beispiel in Form von „weniger Mobbing, mehr Konzentration“ und einem „sozialeren Miteinander“. Dass viele Kinder und Jugendliche in Deutschland soziale Medien in einem ungesunden Maß konsumieren, zeigte kürzlich eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

    Bei mehr als einem Viertel der 10- bis 17-Jährigen gilt die Mediennutzung als „riskant“; betroffen seien rund 1,3 Millionen junge Menschen. Bei der Bildschirmzeit gehören Jugendliche in Deutschland zudem zu den Spitzenreitern, wie eine Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ergeben hat. Fast drei Viertel der 15-Jährigen verbringen demnach mehr als zwei Stunden pro Schultag mit digitalen Medien zur Unterhaltung. Nur in vier der 36 untersuchten OECD-Länder lagen die Werte noch höher, etwa in Polen und Estland.

    Medienkonsum führt häufig zu Streit zwischen Eltern und Kind

    Hohe Bildschirmzeiten können unter anderem die kognitive Entwicklung von Kindern verschlechtern und zu Schlafstörungen führen. Damit Kinder und Jugendliche einen gesunden Umgang mit digitalen Medien finden, stehen besonders Eltern in der Verantwortung. Auch für sie wäre eine Altersbeschränkung für soziale Medien nach Einschätzung der Justizministerin eine Erleichterung, da sie dann nicht mehr täglich mit ihren Kindern diskutieren müssten.

    „Eltern und sorgeberechtigte Personen geben in unseren Ambulanzen und Stationen an, einem problematischen Medienkonsum ihrer Kinder ‚hilflos und ohnmächtig‘ ausgeliefert zu sein“, berichtet auch Eva Möhler, Professorin und Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der Fachzeitschrift der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz (BzKJ). Eine staatlich vorgegebene Altersgrenze könnte verunsicherten Eltern Orientierung geben und sie entlasten, argumentiert sie. Sehen das die Kinder auch so?

    „Eine pauschale Altersgrenze allein wird dem komplexen Thema nicht gerecht“, sagt Tilda Skerra von der Bundesschülerkonferenz (BSK) auf Anfrage. Die BSK ist die ständige Konferenz der Landesschülervertretungen der Bundesländer. Sie arbeitet überparteilich und setzt sich für die Mitbestimmung von Schülerinnen und Schülern ein – auch, wenn es um soziale Medien geht. Statt zusätzlicher Verbote fordert die BSK „eine echte digitale Aufklärungskultur, die Kinder und Jugendliche einbezieht – statt über sie hinweg zu entscheiden“, sagt Skerra. Wer Jugendlichen die Teilhabe an digitalen Räumen pauschal verwehrt, verwehre ihnen auch einen Teil gesellschaftlicher Teilhabe.

    Mehrere Länder fordern ein Social-Media-Verbot auf EU-Ebene

    Im Koalitionsvertrag hatten CDU, CSU und SPD vereinbart, die Auswirkungen langer Bildschirmzeiten und sozialer Medien „schnellstmöglich“ wissenschaftlich zu bewerten und ein Maßnahmenpaket zu erarbeiten. Als Vorreiter gilt Australien: Als erstes Land überhaupt wurde dort im vergangenen Jahr ein Gesetz zur Nutzung von sozialen Medien beschlossen. Seit ein paar Monaten ist dort ein Social Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren in Kraft, das Medienberichten zufolge bisher aber noch leicht umgangen werden kann. Mittlerweile fordern auch europäische Staaten eine verbindliche Regelung zur Altersüberprüfung auf EU-Ebene, darunter Frankreich, Griechenland, Belgien und Spanien.

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    3 Kommentare
    Franz Xanter

    Ich kann es nicht glauben! Glaubt man den ernsthaft, ein offizielles Verbot, mag es noch so wie auch immer kontrolliert werden, würde sich nicht problemlos umgehen lassen. Und dies von einer Bevölkerungsgruppe, welche wahrscheinlich mehr von IT versteht wie unsere Politiker? Aber natürlich erst einmal groß tönen und angeblich notwendige Gesetzte verabschieden zu wollen. Auch Australien hat schon begriffen bzw. ist auf den Weg dazu, dass solch ein Verbot ohne Kontrolle nutzlos ist. Und wenn Kontrolle, dann gibt es gerade in der IT problemlos Mittel und Wege um dies zu umgehen.

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    Thomas Keller

    Nein, nur weil es junge Leute sind und auf Geräte herumdrücken entsteht daraus keine Technik-Kompetenz, im Gegenteil. Das Elternhaus wäre gefragt, ein Ansatz wäre zu vermitteln: Dumme Kinder schauen sich dummes Zeug an, die Schlauen beschäftigen sich mit Sachen die ihnen nützen(werden).

    Wolfgang Boeldt

    Man kann ja maches leicht umgehen ... . Aber das dürfte hyper-einfach werden. Vorschriften machen doch nur Sinn wenn sie einigermaßen wasserdicht sind.

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