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Krieg in Nahost: Anschläge und Raketen: So ist aktuell die Lage im Nahen Osten

Krieg in Nahost

Anschläge und Raketen: So ist aktuell die Lage im Nahen Osten

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    Bei einem Anschlag im israelischen Jaffa haben zwei Palästinenser am Dienstagabend sieben Passanten getötet.
    Bei einem Anschlag im israelischen Jaffa haben zwei Palästinenser am Dienstagabend sieben Passanten getötet. Foto: Ilia Yefimovich, dpa

    Der Iran ist die vielleicht größte Gefahr für Israel – die größte Tragödie aber spielt sich am Dienstagabend nicht unter dem Raketenhagel der iranischen Revolutionsgarden ab, mit dem sie ganz Israel überziehen, sondern an einer Straßenbahnhaltestelle in Jaffa, einem Vorort von Tel Aviv.

    Zwei Palästinenser aus Hebron im Westjordanland greifen mit einem Gewehr und einem Messer wahllos Fahrgäste und Passanten an und töten sieben von ihnen. Dass die Lage nicht noch weiter eskaliert, verdankt Jaffa dem beherzten Eingreifen eines Polizisten und eines Zivilisten in Badelatschen, der eine Waffe bei sich trägt - ein Überlebender des Nova-Festivals, an dem Taerrorsiten der Hamas am 7. Oktober vergangenen jahres mehr als 300 Menschen ermordet haben . Sie „neutralisieren“ die Attentäter, wie es in der Polizeisprache heißt. Es ist einer der blutigsten Anschläge, die Israel in den vergangenen Jahren erlebt hat. Unter anderem stirbt dabei eine 33-jährige Frau. Ihr neun Monate alter Sohn, mit dem sie unterwegs ist, überlebt. 

    181 Raketen hat Iran am Dienstagabend auf Israel geschossen

    Israel zwei Tage danach. 181 iranische Raketen hat das Militär am Dienstagabend gezählt. Nicht alle von ihnen konnte die legendäre Luftabwehr, der Iron Dome, abfangen. Unter anderem wurden eine Schule und mehrere Häuser in einem Dorf im Zentrum des Landes getroffen. Fernsehbilder zeigen Krater von Einschlägen, verglichen mit dem Anschlag in Jaffa bleibt die Zahl der Opfer allerdings überschaubar: Ein Palästinenser starb, als er in Jericho im Westjordanland von einem verirrten iranischen Schrapnell getroffen wurde, zwei Israelis in Tel Aviv wurden leicht verletzt.

    Iranische Raketen am Dienstagabend am Himmel über Israel.
    Iranische Raketen am Dienstagabend am Himmel über Israel. Foto: Majdi Mohammed, AP/dpa

    Das israelische Militär führt das vor allem darauf zurück, dass es fast zehn Millionen Menschen rechtzeitig in Bunker und Schutzräume geschickt hat.

    Netanyahu: „Dafür werden sie bezahlen“

    Das Mulla-Regime in Teheran habe einen großen Fehler begangen, betonte Premierminister Benjamin Netanjahu, ehe sich sein Sicherheitskabinett am Mittwochmorgen in einem Bunker in der Nähe von Jerusalem traf. „Dafür werden sie bezahlen.“ Die Achse des Bösen, wie er den Iran, die Hamas, die Hisbollah und die Huthi-Rebellen im Jemen gerne nennt, sei auf dem Rückzug und Israel auf dem Vormarsch. So greift das israelische Militär weiter gezielt Stellungen der Hisbollah im Süden des Libanons an, die ihrerseits wieder Raketen auf den Norden Israels abfeuert. UN-Generalsekretär António Guterres hat Israel am Mittwoch zur „unerwünschten Person“ erklärt. „Jeder, der den Iran für seinen heimtückischen Angriff auf Israel nicht eindeutig zu verurteilen imstande ist, verdient es nicht, seinen Fuß auf israelischen Boden zu setzen“, betonte Außenminister Israel Katz. Guterres habe schon das Massaker der Hamas am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels nicht verurteilt und auch keine Bemühungen unternommen, um die Hamas zur Terrororganisation zu erklären.

    Wie genau der israelische Gegenschlag gegen den Iran aussehen könnte und wann er beginnt, ist nach wie vor unklar. Netanyahus Vorgänger Naftali Bennett plädierte dafür, nun das iranische Atomprogramm anzugreifen und zu zerstören. „Israel hat jetzt die größte Gelegenheit seit 50 Jahren, das Gesicht des Nahen und Mittleren Osten zu verändern“, sagte er. Das Nachrichtenportal Axios spekuliert unter Berufung auf israelische Sicherheitskreise, die Armee könnte auch die Ölförderung des Iran attackieren und versuchen, weite Teile davon lahmzulegen. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Öl sind die wichtigste Einnahmequelle des Landes.

    Tausende feiern im Iran den Raketenangriff auf Israel

    Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei wurde nach Angaben iranischer Behörden bereits vor dem Angriff auf Israel an einen sicheren Ort gebracht. Sollte Israel einen Vergeltungsschlag starten „wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen“, drohte der iranische Außenminister Abbas Araghchi auf der Internetplattform X. „Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschließt, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen.“

    Iranische Staatsmedien bejubeln den Raketenangriff auf Israel als Anfang vom Ende des jüdischen Staates. Doch auf einen Krieg gegen den jüdischen Staat ist der Iran nicht wirklich vorbereitet. Jahrelang verließ er sich in der Auseinandersetzung mit Israel auf Verbündete wie die Hisbollah, ohne selbst einzugreifen. Nun aber hat Israel die Hisbollah mit wochenlangen Luftangriffen und der gezielten Tötung von Milizenchef Hassan Nasrallah und weiteren Kommandeuren geschwächt und damit der iranischen Strategie die Grundlage entzogen.

    Die iranische Luftwaffe ist veraltet

    Nun sucht die iranische Führung nach einem neuen Rezept. Andere proiranische Gruppen in Nahost wie die Huthis im Jemen sind militärisch wesentlich schwächer, als es die Hisbollah bis vor Kurzem war. Hilfe von Ländern in der Region kann Teheran auch nicht erwarten. Die Golf-Staaten halten sich heraus, und selbst der Verbündete Syrien will sich nicht in den Konflikt mit Israel hineinziehen lassen. Der Iran sei nicht bereit für einen Krieg gegen Israel, sagt der Iran-Experte Arman Mahmoudian von der US-Universität Süd-Florida. Defizite wie das Versagen der Geheimdienste und die Schwäche der Verteidigungssysteme seien offensichtlich, sagte Mahmoudian unserer Redaktion.

    Der Iran besitzt keine moderne Flugabwehr, und seine Luftwaffe ist veraltet: Viele Jets stammen noch aus der Zeit des Schah-Regimes vor der islamischen Revolution von 1979. Teheran wartet bisher vergeblich auf die Lieferung moderner Kampfflugzeuge aus Russland. Aus Sicht der iranischen Führung kommt es nach Einschätzung von Mahmoudian darauf an, eine möglichst starke Abschreckung gegen Israel aufzubauen, denn sonst würden die israelischen Angriffe bis zur „Lähmung“ des Regimes zunehmen. Die Islamische Republik würde in diesem Fall einem „langsamen Verfall“ entgegengehen

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    7 Kommentare
    Wolfgang Leonhard

    Warum unterschlägt Rudi Wais bei seiner Berichterstattung, dass der Iran seinen gestrigen Angriff nicht überraschend durchgeführt, sondern ihn Stunden vorher durch informelle Kanäle angekündigt hat? Nur dadurch war es den Israelis möglich, die eigene Bevölkerung rechtzeitig zu warnen. Der Terrorangriff in Jaffa mit sieben Toten ist natürlich schrecklich, "verheerend" ist aber das, was die Israelis in Gaza und im Libanon mit tausenden Toten derzeit anrichten. Wie weit will Netanjahu die Gewaltspirale noch treiben?

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    Maria Reichenauer

    ICh würde mir schon sehr wünschen, dass man Rudi Wais mal ins Westjordanland schickt und er über die Palästinenser berichten muss, die durch militante Sieder zu Schaden gekommen sind. Davon hört man nie etwas. Dass es den Palästinensern im Westjordanland nicht gut geht, ist keine Entschuldigung für die grausame Tat in Jaffa, aber die Berichterstattung sollte beide Seiten zeigen.

    Franz Xanter

    Jahrelang, ja jahrzehntelang, hat man Iran und Terrororganisationen wie Hisbollah, Hamas und andere mit quasi Samthandschuhen angefasst. Scheinbar waren eigene, wie auch immer gelagerte Interessen, wesentlich wichtiger als eindeutige und unmissverständliche Fakten zu schaffen. Auch durch z.B. EU-Vertreter bzw. EU-Verantwortliche waren solche Reaktionen erkennbar. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis sich solch ein weiterer Terrorangriff gegen Israel einstellt. Betrachtet man z.B. den UN-Generalsekretär, Herrn Guterres, mit seinen Aussagen der letzten Monate, so ist schon eine latente Zustimmung Richtung Iran, Hamas etc. zu erkennen.

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    Martin Dünzl

    Wie von Guterres ja schon zum Terror vom 7.Oktober richtig festgestellt wurde - das findet alles nicht im luftleeren Raum statt. Von einer Zweitstaatenlösung als langfristig für eine friedliche Koexistenz einziger und international anerkannter Weg ist man durch die stetig wachsenden oder neu gegründetem illegalen Siedlungen im Westjordanland weiter weg als je zuvor...

    Wolfgang Boeldt

    Wehe - das Unschuldslamm bekommt mal Gegenwind.

    Marianne Böhm

    Wer sich gestern im Fernsehen die Sendung Auslandsjournal Doko, gefangen im Zorn.. " Jugend im Westjordan Land. " Es kommt eine Jugend nach die heute schon instrumentalisiert wird zu Krieg, Hass, Töten.. ein Mädchen aus dem Flüchtlingslager im Westjordanland mitten im Zentrum des Palästinensischen Wiederstand wurde gefragt was ihr größter Wunsch ist.. sie sagte " Märtyrerin zu sein" Mit einen Schlag sind bei mir Tränen geflossen. Kinder von jüdischen Siedlern, vor allen ein Mädchen sagte.. sie würden diese Affen (Palästinenser) töten.. es ist ihr Land und sie werden nehmen was ihnen gehört, sie will Kämpfern werden und alle töten um den Tod ihres Vaters zu rächen, sie reden von Frieden und denken wenn sie den anderen Töten wird der kommen. Es reicht nicht dass die Welt denkt, dass der Hass den diese Nachkommen im nahen Osten von klein auf eingeredet bekommen, wen sie dann frei wären weg wäre, da täuscht man sich. Diese Kinder werden von klein auf zu Krieger, Kämpfer erzogen..

    Georg Kannler

    Ist schon verwunderlich!! Alle reden über tote Israelis aber Niemand redet über die 50 000 unschuldigen Zivilisten die die Israelische Armee liquidiert hat!! Sind es keine Menschen???

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