Reden gehören zum Alltag eines Monarchen – ebenso wie die Pflicht, den Zusammenhalt zu fördern, besonders wenn die Zeiten schwierig sind. Es ist eine Aufgabe des Königshauses, die seit Jahrzehnten von großer Bedeutung ist, etwa als Königin Elizabeth II. während der Pandemie vor knapp fünf Jahren die Nation zum Durchhalten ermutigte und mit den Worten „We will meet again“ („Wir werden uns wiedersehen“) vielen Menschen Hoffnung spendete. Angesichts der Vielzahl globaler Krisen bemüht sich auch König Charles III., der das Amt im September 2022 nach dem Tod seiner Mutter übernommen hat, den Fokus auf Zusammenhalt statt auf Unterschiede zu legen.
Besonders deutlich wurde das in den vergangenen Wochen: Er habe sich inmitten eskalierender internationaler Spannungen als „stabilisierende Kraft“ erwiesen, und darüber hinaus seine „Soft Power“ eingesetzt, „um in turbulenten Zeiten eine wichtige diplomatische Rolle zu spielen“, sagte die Royal-Expertin Pauline Maclaran von der Royal Holloway University of London, der Zeitung The Times. Und das, obwohl der Monarch auf Außenstehende bisweilen eher spröde wirkt.
Ein besonders eindrückliches Beispiel für den Einfluss des Königs war laut Maclaran dessen Einladung an US-Präsident Donald Trump zu einem zweiten Staatsbesuch, überreicht durch Premierminister Keir Starmer Ende Februar in Washington. Der von Charles persönlich unterzeichnete Brief sei von Trump „sehr positiv aufgenommen worden“. Der König habe so einem weiteren Austausch mit London über mögliche Handelszölle und den Krieg in der Ukraine „den Weg geebnet“. Auch das Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Anfang März im englischen Sandringham sei von großer Bedeutung gewesen, „um die hohe Wertschätzung zu demonstrieren“, die das Staatsoberhaupt des kriegsgebeutelten Landes in Großbritannien genieße.
König Charles gilt als charmanter Gesprächspartner
Zu den Stärken des Königs gehöre, dass er zum einen eine lange Tradition verkörpert, und zum anderen auf seine „zwischenmenschlichen Fähigkeiten“ setzen könne, sagte Maclaran. Er sei „sehr charmant und verstehe es, mit den Menschen, die er trifft, interessante Gespräche zu führen, unabhängig von ihrem Hintergrund“. Überdies sei es immer noch eine besondere Ehre, zu einem Treffen mit ihm eingeladen zu werden. Charles wiederum kann auf diese Weise Beziehungen knüpfen, die sich auch auf Regierungsebene widerspiegeln könnten. Eine große Herausforderung sei für ihn jedoch, „die Gesprächsthemen neutral zu halten“. Denn seine verfassungsgemäße Rolle sieht vor, dass er als König für alle da ist, unabhängig von politischen Lagern. Vorsicht sei nicht nur in Bezug auf die Ukraine und die USA geboten, wo er „seine Aufmerksamkeit auf Trump und Selenskyj gleichermaßen verteilen“, beide mit „dem gleichen Respekt behandeln“ müsse; auch der Umgang mit Kanada, dessen Staatsoberhaupt er ist, erfordere aufgrund unterschiedlicher Interessen Fingerspitzengefühl. Aus Palastkreisen hieß es, Charles sei besorgt über das Zerwürfnis zwischen Ottawa und Washington.
Dieser Tage setzt der Monarch jedoch nicht nur auf Gespräche, sondern auch auf Musik, um Brücken zu schlagen. Er enthüllte seine persönliche Playlist und sorgte damit für Überraschung, da auch moderne Hits wie „Crazy in Love“ von der Sängerin Beyoncé zu hören waren. Laut Maclaran spiegele die Auswahl jedoch nicht „unbedingt seine persönlichen Vorlieben“, sondern „vielmehr die Vielfalt an Geschmäckern und Kulturen“ des Commonwealth.
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