Der Riesen-Rumms vom vergangenen August hallt bei der Rocket Factory Augsburg (RFA) nicht mehr nach. Damals, als der Raketentest in Schottland in einem Desaster endete. Längst blickt Augsburgs prominentestes Startup wieder nach vorne. Neues Jahr, neues Glück.
Im August war es auf dem SaxaVord Spaceport auf der Insel Unst im äußersten Norden der Shetlandinseln zum Unglück gekommen. Verletzt wurde niemand, aber auch die Pläne für den Erststart der RFA One gingen in Flammen auf. Was war geschehen: „Im Verlauf des Tests“, so erklärt ein RFA-Sprecher, kam es „zu einem Sauerstofffeuer in der Turbopumpe eines Helix-Triebwerks, das sich ausbreitete und mit den vorhandenen Löschsystemen leider nicht mehr kontrolliert werden konnte. In der Konsequenz haben wir leider unsere Erststufe verloren. Der Startplatz blieb jedoch nahezu unbeschädigt“. Noch aus der Ferne war damals ein Feuerball zu sehen gewesen.
Die Rocket Factory wurde 2018 von den Ingenieuren Jörn Spurmann und Stefan Brieschenk gegründet. Die New-Space-Firma will mit ihren Kleinraketen die Raumfahrt kommerzialisieren. Man will mit den Raketen beispielsweise Satelliten in den Orbit befördern. Der Bedarf daran wird größer. Für das Internet der Dinge, die Industrie 4.0, um Landwirtschaftsrobotern auf dem Feld den Weg zu weisen, oder um Klimaschäden, Waldbrände und Überflutungen zu dokumentieren.
Der Startup-Konkurrent in Bayern ist Isar Aerospace in Ottobrunn bei München. Es geht auch darum, wer schneller und billiger sein wird. RFA will zudem "datengenerierende Geschäftsmodelle im Weltraum ermöglichen, um unseren Planeten Erde besser zu überwachen, zu schützen und zu vernetzen". Beteiligt ist daran auch das Bremer Luft- und Raumfahrtunternehmen OHB.
Große Ambitionen der Rocket Factory
Große Ambitionen, die man vergangenes Jahr zurückstecken musste. Der RFA-Sprecher blickt zurück: „Die Tage nach dem Verlust der ersten Stufe waren nicht einfach für das Team. Wir wissen nun aber, woran es lag, und was wir das nächste Mal anders und besser machen können. Man darf nicht vergessen, dass es unsere allererste Erststufe war.“ Nun habe man die Chance, mit den gewonnen Erkenntnissen und der Erfahrung von zwei erfolgreichen Tests mit dieser Erststufe „eine noch leistungsstärkere, verlässlichere und bessere Stufe zu bauen“. Das sei genau der Sinn von diesen Tests.
Vergangene Woche gab es dann neuen Schub. RFA erhielt von der britischen Zivilluftfahrtbehörde offiziell die Lizenz für den Start der RFA One. Chief Commercial Officer Spurmann sagt dazu: „Dies ist ein bahnbrechender Moment für RFA und für die europäische Raumfahrtindustrie. Der Erhalt der allerersten Startlizenz außerhalb des ESA-Standorts Kourou ist nicht nur ein regulatorischer Meilenstein, sondern auch eine starke Bestätigung unserer technischen Exzellenz und ein Wendepunkt für die europäische Raumfahrtinnovation.“
Fehlt eben nur noch, dass die Rakete fliegt. Zunächst soll dieses Jahr die Erststufe „qualifiziert“ werden. Dann soll der Testflug erfolgen. Der hat sich indes immer mal wieder verschoben. Ende 2020 hatte es geheißen: Die erste Rakete soll 2022 starten. Anfang 2023 lautete die Sprachregelung "Ende 2023" könnte der erste Countdown zu hören sein. Es folgte der Vorfall im August vergangenen Jahres. Nun also 2025, und wenn es erst an Silvester ist.
Das Bremer Luft- und Raumfahrtunternehmen OHB ist strategischer Hauptinvestor der RFA. Darüber hinaus hat auch die deutsche Bundesregierung insgesamt 95 Millionen Euro in einem Programm für Microlauncher wie RFA zur Verfügung gestellt. In Sachen Finanzierung versichert das Unternehmen auf Nachfrage: „Wir sind für 2025 gut aufgestellt.“
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