Es ist einer der heißesten Stühle, die die Weltpolitik gerade zu bieten hat. Zwar ist das Holz, das dahinter im goldverzierten Kamin gestapelt ist, eher Deko denn Brennmaterial. Doch wer hier Platz nimmt, der läuft Gefahr, gegrillt zu werden. Wolodymyr Selenskyj weiß das. Und nun weiß es auch Cyril Ramaphosa. Der südafrikanische Präsident machte Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses seine Aufwartung, wollte die zuletzt recht stürmischen Wogen zwischen den beiden Ländern beruhigen. Doch der US-Präsident machte das, was er immer wieder macht: Er führte seinen Gast vor. Der Vorwurf, den der Republikaner erhob, ist massiv: Südafrika betreibe einen Genozid an weißen Bauern.
Das Licht wurde gedimmt. Um seine Anschuldigungen zu veranschaulichen, präsentierte Trumps Team Videoaufnahmen. Die Bilder zeigten Gräber am Rande einer Straße. „Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen“, raunte Trump. Ramaphosa entgegnete: „Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.“ Es blieb unklar, woher die Aufnahmen stammten. Er werde dem nachgehen, versprach der Südafrikaner. Trump hielt schließlich ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: „Tod, Tod, Tod.“
Großteil des Landes ist im Besitz der Weißen
Es ist eine Erzählung, die Trump mit Vorliebe bedient – und damit mindestens haarscharf an der Wahrheit vorbeischrammt. Die Theorie: Südafrika verfolge gezielt weiße Farmer, so genannte Afrikaaner, die Nachfahren europäischer Einwanderer während der Kolonialzeit. Als Beleg dient ihm unter anderem die Landreform, mit dem die Regierung in Pretoria versucht, das Land gerechter aufzuteilen. Denn auch mehr als 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid liegt ein überwältigender Großteil des Farmlandes im Besitz der weißen Minderheit. Im Rahmen von Zwangsverkäufen soll das geändert werden. Doch das (umstrittene) Projekt kommt nur schleppend voran. „In kaum einem anderen Land der Welt sind Einkommen und Vermögen so ungleich verteilt wie in Südafrika“, schreibt das deutsche Entwicklungshilfeministerium. Auch die Gewalt im Land bewegt sich auf hohem Niveau – die meisten Opfer sind gleichwohl Schwarze.
Doch Trump hat sich auf das Land am Kap eingeschossen und bedient damit eine Erzählung seiner rechten Wählergruppen. Auch Elon Musk gilt in dieser Frage als Einflüsterer – er ist in Südafrika geboren. Die Kampagne der amerikanischen Regierung geht inzwischen so weit, dass die USA ein Programm gestartet haben für weiße südafrikanische „Flüchtlinge“. 49 von ihnen kamen im Mai in den USA mit einem eigens gecharterten Flugzeug an, mehr als 900 weitere sollen folgen. Auf dem Rollfeld wurden sie von hochrangigen amerikanischen Beamten begrüßt. Sie dürfen nach ihrer Ankunft arbeiten und haben Anspruch auf Sozialleistungen. In Südafrika löste die Aktion vor allem Spott aus. Zur Erinnerung: Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und dem Kongo haben in den USA kaum mehr eine Chance auf Anerkennung, Migranten aus Venezuela werden abgeschoben. Erst am Mittwoch hat die Justiz kurzfristig verhindert, dass Migranten aus Vietnam und Myanmar in den Südsudan ausgeflogen wurden.
Die USA nehmen jetzt südafrikanische Flüchtlinge auf
Auch sonst hält Trump wenig von einheitlichen Maßstäben. In der vergangenen Woche besuchte er Saudi-Arabien, das Land, das den Journalisten Jamal Khashoggi wohl in Säure hat auflösen lassen. Eine weitere Reise-Station war Katar. Das Emirat – immer wieder in der Kritik wegen der Missachtung von Menschenrechten - hatte den USA einen Jumbojet geschenkt. Ramaphosa versuchte es mit einem Scherz: „Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe.“ Der 72-Jährige gilt als erfahrener Stratege. Schon Ende der 80er Jahre war er Unterhändler für Nelson Mandela, als es darum ging, eine demokratische Verfassung aufzusetzen und die Apartheid zu beenden.
Tatsächlich aber ist das wirtschaftlich gebeutelte Südafrika auf Wirtschaftspartner angewiesen – auch wegen jahrzehntelanger schlechter Regierungsführung. Das Land ist zwar die größte Volkswirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent, zudem das am stärksten industrialisierte Land. Doch die Energieinfrastruktur ist marode, die Korruption bleibt ein Dauerproblem und die Kreditwürdigkeit gilt als verspielt. Trump hatte Anfang Februar die Entwicklungshilfe für Südafrika eingefroren. Einen schwächelnden Handel kann sich das Land nicht leisten. Doch auch die USA profitieren. Hunderte amerikanische Firmen sind in Südafrika tätig, das Land ist zudem Lieferant wichtiger Rohstoffe wie Platin. Auch politisch wurde Afrika zuletzt zunehmend umgarnt. Europäer, Russen und Chinesen gaben sich die Klinke in die Hand – in Zeiten einer sich neu ausrichtenden Weltordnung sind Verbündete wichtig.
Der Titel „Trump stellt Südafrikas Präsident Ramaphosa bloß“ ist etwas irreführend, denn Trump hat mit seinen Lügen und Halbwahrheiten nur seinen rassistischen Anhängern gefallen wollen. Jedes Jahr werden in den USA über 20.000 Menschen ermordet, die meisten sind Nichtweiße. Das interessiert den Trump aber nicht. Er liebt seine Show und sucht nur seinen Profi. Er ist vollkommen Verantwortungslos, genauso wie die AfD, die Herrn Trump ja bewundern und lieben.
Herr Storr, und Trump hat sich und seine phänomenale Unkenntnis der Lage und seine Unwissenheit zur Schau gestellt. Blamabel für einen Mann, der der Mächtigste der Welt sein will. Einfach peinlich.
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