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Trump greift Atom-Anlagen in Iran an und droht Mullahs – schlägt Teheran zurück?

Kommentar

Der Krieg zwischen Iran und Israel ist jetzt auch Trumps Krieg

Peter Müller
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    US-Präsident Donald Trump droht dem Iran mit weiteren Angriffen, falls der Iran angreift.
    US-Präsident Donald Trump droht dem Iran mit weiteren Angriffen, falls der Iran angreift. Foto: Carlos Barria/Reuters Pool via AP, dpa

    Im notorisch von Innenpolitik geprägten US-Wahlkampf hatte Donald Trump immerhin zwei außenpolitische Ansagen von Belang gemacht: Der heutige Präsident wollte, erstens, den Krieg Putins gegen die Ukraine binnen 24 Stunden beenden. Trumps zweites Versprechen: Militärische Abenteuer, „fremde Kriege“, wie sie seine Vorgänger von Irak bis Afghanistan angestoßen hatten, sollten der Vergangenheit angehören. Stattdessen wollte der Verfasser von „Die Kunst des Erfolgs“ auf die amerikanische Wirtschafts- und Verhandlungsmacht setzen.

    Nicht mal ein halbes Jahr nach Start seiner Präsidentschaft muss man feststellen: Trump hat das eine Versprechen – Frieden in der Ukraine – (noch?) nicht erfüllt, und das andere gebrochen. Israels Krieg gegen den Iran ist seit Samstagabend nun auch Trumps Krieg.

    US-Militär fliegt Angriffe auf Fordo – aber: Was folgt danach? Was ist Trumps Ziel?

    Sicher, man kann die Leistung des US-Militärs bewundern. Mehrere Tarnkappenbomber flogen, mehrfach in der Luft betankt, vom Mittleren Westen der USA an den Golf, um dann bunkerbrechende Bomben von einer Sprengkraft, die nur die USA besitzen, über der tief im Erdreich vergrabenen Atomanreicherungsanlage Fordo abzuwerfen. Wie schon Israels Luftwaffe stießen die USA dabei offenbar auf so gut wie keinen Widerstand.

    Die USA greifen in den Krieg zwischen Israel und den USA ein – und haben die Atomanreicherungsanlage in Fordo bombardiert. Laut Trump ist die Atomanlage völlig zerstört.
    Die USA greifen in den Krieg zwischen Israel und den USA ein – und haben die Atomanreicherungsanlage in Fordo bombardiert. Laut Trump ist die Atomanlage völlig zerstört. Foto: Uncredited/Maxar Technologies via AP, dpa (Archivbild)

    Das Problem ist nur, dass man sich deutlich wohler fühlen würde, wenn ein US-Präsident diese Entscheidung getroffen hätte, dem man unterstellen könnte, dass er das Für und Wider eines solchen Angriffs gründlich abgewogen hat. Und der vor allem einen Plan hat, der über ein paar markige Zeilen in den sozialen Medien hinausgeht. Was ist Trumps Ziel? Ein Ende des iranischen Atomprogramms oder der Sturz des Mullah-Regimes? Und dann? „Frieden oder eine Tragödie für Iran“, sagt Trump in seiner Fernsehansprache nach den Angriffen bloß.

    Krieg gegen den Iran – Wendepunkt in der US-Außenpolitik

    Von Israels Premier Benjamin Netanjahu weiß man, wie sehr er – nicht nur bei seinem brutalen und von Notwehr längst nicht mehr gedeckten Vorgehen im Gaza-Streifen – von rechtsextremen Mitgliedern seiner Regierung getrieben ist. Und Trump? Viel spricht dafür, dass der US-Präsident vor allem deshalb mit dem isolationistischen Versprechen an seine Make-America-Great-Again-Anhänger gebrochen hat, weil er einfach auf der Seite der Gewinner stehen wollte. Noch vor wenigen Wochen hatte Trump auf Verhandlungen mit dem Iran gesetzt und dessen Führung einen „neuen Weg in eine deutlich hoffnungsvollere und bessere Zukunft“ in Aussicht gestellt. Mit Israels spektakulär erfolgreichen Angriffen hat sich das geändert.

    Netanjahu warnt seit Jahrzehnten vor dem Iran – und ist gleichzeitig ein intimer Kenner der amerikanischen Innenpolitik. Gut möglich, dass er Trump genau in die Position locken wollte, in der er sich jetzt befindet: Der US-Präsident ist nun Kriegsherr am Golf. Und er hat genau den Angriff befohlen, den Netanjahu von ihm haben wollte.

    Trump befiehlt Angriff auf Iran: Machtspiele am Golf

    Zur Wahrheit gehört aber auch: Sollte das iranische Atomprogramm nun auf Jahrzehnte hin zerstört sein, ist das eine gute Nachricht – auch dann, wenn sie auf eine Entscheidung Trumps zurückgeht. Denn selbst nach dem Atomabkommen von 2015, das vor allem die Europäer nach jahrelangen zähen Verhandlungen mit Teheran erreicht hatten, war offenbar nicht restlos geklärt, ob das Mullah-Regime – auch sonst nicht sparsam bei der Unterstützung von Terror – nicht doch heimlich an der Bombe bastelte.

    Trumps Angriff ist daher auch eine Machtdemonstration gegenüber den Europäern. Statt abzuwarten, ob deren aktuelle Verhandlungsbemühungen in Genf etwas bringen, hat der US-Präsident den Angriff befohlen. Schon stellen erste Experten die Frage, ob Trump zum Nato-Gipfel mit den europäischen Verbündeten am Mittwoch in Den Haag überhaupt noch anreisen werde.

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    10 Kommentare
    Franz Xanter

    Wenige scheinen die wirklichen Intensionen Irans und seiner derzeitigen Machthaber zu verstehen. Natürlich geht es nicht nur um die Problematik Atombombe, nein es geht im Kern um die durch den Islamismus religiös ausgelegten und verfolgten Ziele, die Ungläubigen und allen voran Israel und die USA, gefolgt von der sonstigen westlichen Welt, auszulöschen. Denn nur der wahre Glaube wird durch Allah erreicht. Auch wenn es derzeit nicht mehr so extrem gepredigt wird, nach wie vor wird dieses Ziel durch die extreme Auslegung und Interpretation des Koran verfolgt. Scheinbar ist man bei vielen in der westlichen Welt mittlerweile jedoch schon so "befriedet", dass man diese Ziele nicht mehr sieht - sehen möchte -.

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    Martin Goller

    Also derzeit gibt es vor allem ein Land im Nahen Osten, das mit genozidalen Taten auffällt. Und meinen Sie ernsthaft, dass das iranische Regime durch den Krieg langfristig geschädigt wird ohne die ganze Region ins Chaos zu stürzen? Welche Diktatur konnte denn in den letzten Jahrzehnten durch militärische Intervention gestürzt werden ohne danach noch größeres Chaos zu hinterlassen?

    Rainer Kraus

    Diese Attacke auf den Iran durch die Amerikaner ist doch nur konsequent und ehrlich. Jahrzehntelang Hochleistungswaffen, Kriegsspezialisten und die Atombombe an Israel geliefert und weder bestätigt noch zugegeben, jetzt ist die Maske weggezogen und der Weltkrieg kann beginnen. Es wird erst lustig, wenn der Chinese mitmischt, aber der bekommt dann Taiwan geschenkt, damit er sich bei einigen militärischen Aktionen raushält.

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    Robert Miehle-Huang

    "Diese Attacke auf den Iran durch die Amerikaner ist doch..." ... einfach nur ein weiterer, eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht seitens der USA! Was sie ja auch schon beim Golfkrieg gezeigt haben... Sorry für's Quotemardern...

    Wolfgang Boeldt

    Jetzt wirds interessant. Spekulationen traue ich mir jetzt noch nicht zu. Sicher aber scheint: das Ungleichgewicht im Nahen Osten wurde verstärkt. Ein Blick zurück: das Gleichgewicht im Kalten Krieg basierte doch auf der Abschreckung durch Atomwaffen auf beiden Seiten... . Die deutliche Kräfteverschiebung gen Israel wird den Nahen Osten weiter aufheizen.

    Franz Xanter

    Angeblich wüssten die Damen und Herren Fachleute ja, wie der Stand zu den bisherigen Verhandlungen, Gesprächen, Bittgesuchen etc. mit dem Iran wären. Nur in der Praxis, rückblickend auf die letzten Jahre ja Jahrzehnte ist doch definitiv kein Fortschritt erzielt worden, ja im Gegenteil, jegliche Möglichkeit zum eigenen iranischen Vorteil wurde genutzt und insbesondere die Europäer hatten das Nachsehen. Insbesondere auch Israel hat schon seit langem auf die entsprechenden Gefahren und negativen Auswirkungen hingewiesen, "zurückgepfiffen" von UN-Empfehlungen, welche in der Praxis ausnahmslos kontraproduktiv waren. Und die europäische Seite hat scheinbar bis heute nicht verstanden, wie und was der Iran beabsichtigt und bezweckt. Die Zeit für belanglose, wirkungslose aber tituliert als politische Gespräche ist doch schon lange vorbei. Und generell, warum sollte ein amerikanischer Präsident die uneinige und nicht mit einer Stimme sprechende EU über etwas informieren?

    Jochen Hoeflein

    Mit dem doch überraschenden US Angriff auf befestigte Stellungen der iran. Atomindustrie haben die USA den Beweis erbracht, dass für Grossmächte regelbasierte Aussenpolitik im Zweifelsfall nicht angebracht ist. Die USA hat in den letzten Wochen Versuche gemacht Teheran zu einem neuen Atomabkommen zu bewegen, aber wohl ohne signifikante Fortschritte. Die harsche Reaktion war deswegen zu erwarten. Warum sollte die USA erst noch ellenlange Diskussionen mit Europa führen, ob der Zweckmäßigkeit eines massiven US Angriffs, wie jetzt geschehen.

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    Peter Zimmermann

    Er musste in seinen Augen jetzt handeln weil der Iran begonnen hatte sein Zeug dort wegzuschaffen, denn der Iran hatte befürchtet, dass es dazu kommen würde.

    Martin Goller

    Warum musste denn der Iran zu einem neuen Atomabkommen bewegt werden? Was ist der Grund dass das vorherige geplatzt ist? Ach ja - die USA haben sich mutwillig zurückgezogen und dadurch den Iran animiert die Bombe anzustreben!

    Maria Reichenauer

    Genau so ist es, Herr Goller. man hat 12 Jahre (!) verhandelt, ein Abkommen erreicht und Trump hat es vom Tisch gefegt, als er zum erstenmal Präsident wurde. Das war ein schwerer Fehler, der ihn nun eingeholt hat. Die Folgen wird die ganze Region auszubaden haben. Denn weder Netanjahu noch Trump haben seriöse Pläne, wie es in der Region weitergehen soll. Die Hamas wurde im übrigen nicht nur vom Iran finanziert, sondern maßgeblich auch von Katar, das auch den amerikanischen Präsidenten nun mit großzügigen Geschenken bauchpinselt. Aber wie Herr Hoeflein sagt – für Großmächte ist eine regelbasierte Aussenpolitik nicht angebracht. Pfui Teufel.

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