
Wer ist in Deutschland ein Reservist?

Die Bundeswehr ist wieder in den Fokus gerückt und Reservistinnen und Reservisten sind einer Einberufung näher als vor einem Jahr. Doch wer gilt in Deutschland als Reservist?

Vor einem Jahr hätte man sich das wohl kaum vorstellen können, doch die Bundeswehr steht derzeit tatsächlich im Zentrum von weitreichenden Entscheidungen, Diskussionen und Debatten. Der Krieg in der Ukraine hat vieles verändert und Überlegungen und Szenarien hervorgeholt, die in eine andere Zeit zu gehören schienen. Einige Menschen fragen sich, ob es an der Zeit für die Rückkehr der Wehrpflicht ist. Und die Reservisten fragen sich, ob sie bald von der Bundeswehr eingezogen werden könnten. Ein Szenario, welches viele Menschen betrifft.
Wer ist in Deutschland ein Reservist?
In Deutschland sind alle Menschen Reservistinnen und Reservisten, die mindestens einen Tag in der Bundeswehr gedient haben und mittlerweile aus dem allgemeinen Dienst ausgeschieden sind. Das bedeutet, dass auch alle Personen zu dem Kreis gehören, welche die allgemeine Wehrpflicht bei der Bundeswehr absolviert haben. Seit dem 1. Juli 2011 ist die Wehrpflicht ausgesetzt, abgeschafft wurde sie jedoch nicht. Innerhalb der Reserve wird zwischen drei Gruppen unterschieden.
- Allgemeine Reserve: Zu der allgemeinen Reserve gehören alle Personen, welche aus dem Dienst in der Bundeswehr ausgeschieden sind. Oftmals haben sie kaum oder keinen Kontakt zur Truppe. Das trifft vor allem auf ehemalige Wehrdienstleistende zu. Allgemeine Reservisten haben aber jederzeit die Möglichkeit, sich bei der Bundeswehr ausbilden oder fortbilden zu lassen.
- Truppenreserve: In diese Gruppe fallen beorderte Reservistinnen und Reservisten. Das bedeutet, dass sie einen festen Posten haben, auf den sie zurückkehren. Die Truppenreserve verstärkt die aktiven Streitkräfte regelmäßig in verschiedensten Bereichen. Beispielsweise bei der Marine, beim Heer, bei der Luftwaffe oder dem Sanitätsdienst. Laut Angaben der Bundeswehr besteht die Truppenreserve aktuell aus etwa 31.500 Reservistinnen und Reservisten.
- Territoriale Reserve: Zur territorialen Reserve gehören ebenfalls beorderte Reservistinnen und Reservisten. Sie wird vor allem bei Naturkatastrophen und humanitärer Hilfe eingesetzt.
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Wie viele Reservisten gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es rund 10,2 Millionen ehemalige Soldatinnen und Soldaten. Das geht aus Schätzungen des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr hervor. Darunter fallen 6,8 Millionen Menschen, welche einen Grundwehrdienst geleistet haben. Es kommen 2,4 Millionen ehemalige Zeit- und Berufssoldaten und etwa eine Million Absolventinnen und Absolventen des Freiwilligen Wehrdienstes hinzu.
Von den gut zehn Millionen möglichen Reservistinnen und Reservisten sind allerdings nur rund 900.000 wehrrechtlich verfügbar. Das liegt an einigen Kriterien, derentwegen ehemalige Soldatinnen und Soldaten für den Dienst ungeeignet sind und nicht mehr zur Reserve zählen. Es können beispielsweise Personen nicht mehr wehrrechtlich eingezogen werden, welche gesundheitliche Probleme oder körperliche Beeinträchtigungen haben. Außerdem zählen alle ehemaligen Soldatinnen und Soldaten nicht mehr zur Reserve, die ihr 65. Lebensjahr vollendet haben.
Wann können Reservisten in die Bundeswehr einberufen werden?
Soldatinnen und Soldaten, die kürzlich aus dem Dienst ausgeschieden sind, können grundsätzlich zu jeder Zeit grundbeordert, also wieder in die Bundeswehr einberufen, werden. Diese Regelung gilt bis sechs Jahre nach dem Dienstende. So kann die Bundeswehr sicherstellen, dass im Ernstfall schnell Reservistinnen und Reservisten zur Verfügung stehen. Die Regelung betrifft aktuell alle Absolventinnen und Absolventen des freiwilligen Wehrdienstes, aus dem Dienst ausgeschiedene Berufssoldatinnen und Berufssoldaten und ehemalige Soldatinnen und Soldaten auf Zeit.
Bislang hat die Bundeswehr in diesem Fall aber auf Freiwilligkeit gesetzt. Es wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten nur Reservistinnen und Reservisten eingezogen, welche ihre Einwilligung gegeben hatten und eine Einverständniserklärung des aktuellen Arbeitgebers vorlegten.
Im Ernstfall könnten allerdings alle Reservistinnen und Reservisten eingezogen werden. Auch ohne Einwilligung. Das gilt vor allem, wenn eine militärische Alarmstufe ausgerufen wird. Von Bedeutung sind in diesem Zuge der Spannungsfall und der Verteidigungsfall. Sollte eine der Stufen ausgerufen werden, würden wohl alle Reservistinnen und Reservisten eingezogen werden, welche wehrrechtlich verfügbar sind. Im Kriegsfall kann die Bundeswehr ohnehin alle Wehrpflichtigen einberufen, welche das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Welche Aufgaben übernehmen Reservisten im Kriegsfall?
Die aktive Truppe ist bei einem Kriegsfall zunächst für die Hauptkampfhandlungen verantwortlich. Reservistinnen und Reservisten würden dann wohl sogenannte Spiegeldienstposten besetzen. Das bedeutet, dass sie die Stellen einnehmen, welche durch den Einsatz der aktiven Soldatinnen und Soldaten freiwerden. Im Kriegsfall könnten Reservistinnen und Reservisten, je nach Verlauf, auch der Verstärkungsreserve der aktiven Truppe zugeführt werden und zur Hilfeleistung im Inneren dienen.
Reservisten in Deutschland: Anzahl und Alter – wichtige Daten auf einen Blick
- Ehemalige Soldatinnen und Soldaten: rund 10,2 Millionen
- Reservisten, die wehrrechtlich verfügbar sind: etwa 900.000
- Altersgrenze für Reservisten: 65 Jahre