Der Bagger rollt langsam an die alte Hochtief-Halle heran. Statt Schaufel trägt er einen massiven Stahlstachel. Mit ruhiger Präzision setzt der Fahrer an – ein Stoß, der Dachbalken bricht. Beton kracht und ein Teil des Dachs stürzt ein. „Das ist eines der größeren Projekte“, sagt Daniel Hafner, Geschäftsführer der Hafner Baumgartl GmbH & Co. KG, über die Arbeiten am alten Hochtief-Betonfertigteilwerk zwischen der Guldenstraße und der Hunnenstraße in Königsbrunn.

Sein Unternehmen ist eine feste Institution im Augsburger Land und in der Region, wenn es um Abrissarbeiten geht. „Uns gibt es seit 1992“, erzählt Hafner. Der letzte große Abriss war in Lechhausen beim ehemaligen Bahnschwellenwerk. Parallel laufen aktuell vier weitere Abbrüche. „Wir sind ein mittelständischer Betrieb.“ Sechs der 18 Mitarbeiter sind Maschinisten, sechs Lkw-Fahrer. Dazu kommen Büromitarbeiterinnen und Helfende.
Zuvor hatten sie ein Verwaltungsgebäude auf dem Königsbrunner Areal abgerissen
„Das Projekt ist sehr kurzfristig in den Auftragsbestand gekommen“, sagt Hafner. Vor einer Woche begannen sie am Werk, danach soll der alte Dehner-Markt folgen. Bereits vor zwei Jahren wurde das Verwaltungsgebäude in der Guldenstraße abgerissen – dort ist ein Park-and-Ride-Platz geplant.
Am früheren Reno-Gelände entsteht ein Kreisverkehr mit Zubringerstraße. Danach wollen Globus und Dehner bauen. Da die Straße über das Gelände des Betonwerks führt, muss der Abriss zügig erfolgen. „Wir haben sechs Wochen“, sagt er. Für die anderen Gebäude habe man dann mehr Zeit.
Etwa 62 olympische Schwimmbecken voller Bausubstanz werden abgerissen.
Auf dem Gelände werden rund 155.000 Kubikmeter Bauraum abgebrochen. Das entspricht etwa 62 olympischen Schwimmbecken voller Bausubstanz. Die Gesamtfläche umfasst rund 80.000 Quadratmeter, die teilweise durch einzelne Gebäude, Pflaster und Asphaltflächen versiegelt sind.

„Wenn du weißt, was du machen musst, geht es relativ zügig“, sagt Hafner. Gute Planung sei entscheidend – vor allem bei älteren Gebäuden, da oft Schadstoffe enthalten sind. Beim alten Betonwerk war es eine asbesthaltige Dachhaut. Deshalb wird vor dem Rückbau in der Regel ein Gutachten erstellt. „Je nach Umfang der Schadstoffe im Gebäude wird ein Projekt länger und teurer“, sagt Hafner. „In dem Fall war nichts Weltbewegendes.“

Aber auch die restlichen Bestandteile müssen ausreichend analysiert werden, erzählt er. „Denn das Ziel ist, so viel wie möglich wiederzuverwerten.“ Beton, Ziegel und andere mineralische Stoffe können recycelt werden. „Das geht dann in den Straßenbau oder wieder zurück in die Baumaßnahmen.“ Die Stahlkonstruktionen aus dem Dehner-Markt werden demontiert, zwischengelagert und später wiederverwendet.
Rund 90 Prozent der Bausubstanz können wiederverwertet werden.
„Aber Stoffe wie Kalkstein oder Ytong, können Sie in einem anderen Bau nicht wiederverwenden.“ Ytong, Bausteine aus Porenbeton, sind frostempfindlich. „Die kann man nicht in einer Straße einbauen, weil diese dann aufquellen würde.“ Bei der aktuellen Baustelle ist der Anteil nicht wiederverwendbarer Materialien gering, sagt Hafner – rund 90 Prozent können recycelt werden.

Wenn der Entsorgungsplan steht, Versorgungsleitungen wie Strom und Gas gekappt und alle losen Gegenstände aus dem Gebäude entfernt wurden, beginnt der Abriss. Alles, was händisch abgetragen werden kann, wird entfernt. Dann geht es an das Mauerwerk: „Ohne Bagger kommst du nicht weit.“ Früher arbeitete man mit der Abrisskugel. Heute ist durch die Wertstofftrennung ein selektiver Rückbau erforderlich.
Die modernen Bagger haben hydraulisch wechselbare Aufsätze
„Wir sind aktuell mit vier Maschinen vor Ort“, führt Hafner aus. Die Bagger besitzen unterschiedliche Aufsätze, wie Abbruchhammer, Greifarm oder Magnet, die hydraulisch gewechselt werden können. Dahinter steckt nicht nur Power, sondern auch viel Geld. „Da bist du gleich mal bei 800.000 bis 900.000 Euro.“ Nach den Gebäuden folgen Fundament und versiegelte Bodenflächen, das dauert oft länger als der eigentliche Abriss.

Das moderne und vielseitige Equipment ist wichtig, betont der Geschäftsführer. Noch wichtiger seien aber seine Mitarbeiter. „Die Erfahrung vom Baggerfahrer ist das A und O.“ Für die Nutzung der Maschinen benötigt man eine entsprechende Qualifikation: „Heutzutage werden die Maschinen von der Technik her immer umfangreicher.“ Außerdem müsse man die Bagger souverän und sicher bedienen sowie die Risiken, die es an jeder Baustelle gibt, einschätzen können. An dieser Baustelle verlaufen Hochspannungsleitungen sehr nah am Abbruchbereich.
„Es ist nicht nur der Abbruch, der schwierig ist, sondern auch die Auflagen.“ Die meisten seien natürlich sinnvoll, betont er. Durch die Bürokratie, wie die sehr umfangreiche Dokumentation, gebe es aber einen Mehraufwand, der eine Vollzeitstelle beschäftigt.
Daniel Hafner schätzt die Arbeit in seinem Abbruchunternehmen sehr
Damit hört die Kritik an seiner Arbeit aber auch auf. „Der Beruf an und für sich ist wirklich interessant. Du hast tolle Geräte und einen tollen Arbeitsplatz. Du erlebst jeden Tag etwas anderes.“ schwärmt er. Besonders schätzt er aber die Auswirkungen, die die Arbeit seines Unternehmens hat. Wir haben jetzt die letzten drei, vier Jahre in Augsburg rund 90 Prozent der großen Abbrüche gemacht, sagt er. „Wir verändern die Ansichten einer ganzen Stadt.“
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