Ob Hotelturm, Friedhof oder Architektenwohnhaus: Jedes Jahr kommen besondere Bauwerke auf die bayerische Denkmalliste. Sie stehen damit unter einem besonderen Schutz. Diesen Status hat jetzt auch ein Pfarrzentrum im südlichen Landkreis Augsburg erhalten.
Das Evangelische Pfarrzentrum am Fliegerhorst Lechfeld wurde 1965/1966 nach Plänen des Münchner Architekten Theodor Henzler erbaut. Die Versöhnungskirche war die erste Garnisonskirche der evangelischen Militärseelsorge in Bayern. Sie verkörpert den Wandel im Kirchenbau hin zu einem Einheitsraum aus Altar- und Gemeindebereich. Der markante Glockenturm mit steilem Zeltdach dient als Eingangstor und setzt zusammen mit dem Faltdach der Kirche einen besonderen städtebaulichen Akzent. Der farbig gepflasterte Innenhof verbindet Kirche und Gemeindezentrum. Als Bindeglied zwischen Kaserne und Wohngebiet geplant, war das Pfarrzentrum ein Treffpunkt für Soldaten, ihre Angehörigen und die Zivilbevölkerung.
Erste evangelische Garnisonskirche in Bayern
Am 19. September 1965 wurde in Lagerlechfeld der Grundstein für diese erste evangelische Garnisonskirche in Bayern gelegt. Das Gotteshaus, das den Namen „Versöhnungskirche“ erhielt, sollte eine Stätte der Begegnung für Soldaten und Zivilpersonen werden. Bis zum Bau dieser Kirche wurden die evangelischen Soldaten auf dem Lechfeld bereits ab dem Jahre 1879 vom Pfarramt Königsbrunn aus betreut. Gottesdienste fanden in Baracken statt, auch Taufen von Soldatenkindern sind in den Kirchenbüchern eingetragen. Da im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Soldaten im Lechfeld ihren Wohnsitz nahmen, entwickelte sich auch ein ziviles evangelisches Gemeindeleben. Diese „zivile“ Gemeinde wurde bis zur Gründung der eigenständigen Kirchengemeinde Lechfeld im Jahr 1969 ebenfalls vom Pfarramt Königsbrunn betreut.
Der Bund übernahm die Kosten
Für die Soldaten wurde im Zuge des Aufbaus der Bundeswehr ab 1957 ein Standortpfarrer der Militärseelsorge bestellt. Als Gottesdiensträume standen nur ein Lehrsaal, die Turnhalle oder der Fliegersaal zur Verfügung. Deshalb erklärte sich schließlich der Bund in Form des Verteidigungsministeriums bereit, die Kosten für den Bau einer Kirche mit Gemeindezentrum und Pfarrhaus zu übernehmen.

Nach etwas mehr als einjähriger Bauzeit wurde am 3. November 1966 die „Versöhnungskirche Lechfeld“ geweiht. Die Namensgebung „Versöhnungskirche“ geht vermutlich auf eine Initiative des damaligen Militärpfarrers Heinz-Joachim Remus zurück, der das Versöhnungswerk der im Zweiten Weltkrieg am 14. November 1940 von der deutschen Luftwaffe zerstörten Kathedrale von Coventry aufnehmen und weiterführen wollte. Die Soldatengemeinde hatte damals schon Beziehungen zu den anglikanischen Pfarrern der Kathedralgemeinde von Coventry aufgenommen.
Aus den Resten der zerbombten Kathedrale von Coventry
Bei der Einweihung überbrachte Reverend Wilson im Auftrag der anglikanischen Kirche von Coventry eine Nachbildung des ersten Nagelkreuzes, das in Coventry aus den Resten der zerbombten Kathedrale gebildet worden war. Die Kopie steht bis heute in der Mitte des Altars. Eine größere Nachbildung ziert das Dach des Eingangsturms. Damit gehört die Kirche zu den weltweit über 160 ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaften. In Deutschland gibt es 63 Orte mit regelmäßigem Versöhnungsgebet.

Im Januar 1967 wurde dann die Militärkirchengemeinde Lagerlechfeld gegründet. Bis zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lechfeld dauerte es nochmals fast drei Jahre. Der evangelische Militärpfarrer erhielt den Auftrag, die Ortskirchengemeinde ebenfalls zu betreuen – einmalig in der Bundesrepublik und ein Novum in der Geschichte der evangelischen Kirche.
Weitere Bauwerke in der Denkmalliste
In die Denkmalliste neu aufgenommen wurden auch der Bergfriedhof in Lindenberg im Allgäu im Landkreis Lindau, der Augsburger Hotelturm und die Villa Maria in Marktoberdorf. „Die Denkmäler in Bayern spiegeln die Vielfalt unseres Kulturstaates wider. Sie erzählen Geschichten vom dörflichen Alltag bis hin zu bedeutenden Weltereignissen. Diese kulturellen Reichtümer für nachkommende Generationen zu bewahren, ist Aufgabe unserer Zeit“, sagt Generalkonservator Mathias Pfeil, der Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
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