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Untermeitingen: „Bin erschrocken, als mich alle auf der Straße gegrüßt haben“

Untermeitingen

„Bin erschrocken, als mich alle auf der Straße gegrüßt haben“

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    Ilona Popova hat viel Erfahrung in der Beratung von geflüchteten Menschen.
    Ilona Popova hat viel Erfahrung in der Beratung von geflüchteten Menschen. Foto: Bettina Jödicke

    Nach der Geburt ihres ersten Kindes zog Ilona Popova mit ihrer kleinen Familie aufs Lechfeld. Beim Kinderturnen und Taekwondo im Sportverein SV Untermeitingen fühlten sie sich von Anfang an sehr wohl. Sie selbst hat auch eine ungewohnte Erfahrung gemacht: „Ich habe mich am Anfang richtig erschrocken, als mich auf der Straße alle gegrüßt haben. Einfach so, obwohl die mich gar nicht kannten, das fand ich cool.“

    Sie spricht mit Flüchtlingen aus der Ukraine auch über schöne Dinge

    Nach der Geburt ihres zweiten Kindes 2019 wechselte die gebürtige Ukrainerin, die 2003 im Alter von elf Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland gekommen war, zu einem Träger. Der coacht in Kooperation mit der Agentur für Arbeit vor allem Geflüchtete, um sich auf dem Arbeitsmarkt orientieren und eine Stelle oder einen Ausbildungsplatz finden zu können. Ilona Popova berät dort Menschen, von denen sie weiß, wie sie sich fühlen. Denn 90 Prozent der Teilnehmer am Coaching kommen aus der Ukraine. Seit Beginn des Krieges würden es immer mehr. Damit könne sie gut umgehen, denn sie habe lange genug mit Flüchtlingen zu tun gehabt. „Das Wichtigste für diese Menschen ist, dass sie mit jemandem, der sie und ihre Situation versteht, auch mal über schöne Dinge reden oder einfach erzählen können, was ihnen passiert ist.“ Aus den Gesprächen mit den Geflüchteten hat sie erfahren, dass sich nicht jeder Ukrainer nach seiner Flucht Deutschland ausgesucht hat. Viele, deren Stadt in Trümmern liegt, seien nach Berlin evakuiert und dann mit Bussen nach Bayern gefahren worden.

    Auch nach Wohnungen für Ukrainer gesucht

    Die Wohnung und die Garage von Ilona Popova in Untermeitingen glichen manchmal einem Lagerzentrum für die Verteilung gespendeter Gegenstände wie Möbel, Haushaltswaren und andere Dinge des täglichen Lebens. Diese benötigten sowohl ukrainische Flüchtlinge vor Ort als auch Ukrainer, die in ihrem Land geblieben sind. Die gelernte Einzelhandelskauffrau hat auch gelernt, Anderes zu managen. „Ich habe mich für viele um die Versorgung des Haushalts gekümmert, habe Wohnungen besorgt, Spenden gesammelt und Hilfspakete gepackt und verschickt.“ Sie half Ukrainern bei Anträgen für Kindergeld oder bei der Zusammenstellung von Dokumenten für das Job-Center. Sie sammelte auch für Soldaten in der Ukraine. Bei konkreten Anfragen wie nach Winterboots musste sie jeweils überlegen, welche ihrer vielen Kontakte sie nutzen könnte. Sie steht auch weiterhin in engem Kontakt mit dem Ukrainischen Verein Augsburg. „Zusammen haben wir fuhrenweise Spenden in die Ukraine gebracht.“

    Für ihr Engagement hat sie viel Unterstützung und Anerkennung erfahren

    Vom Gemeinderat Untermeitingen wurde ihr mehr Platz zur Verfügung gestellt, um die Hilfsgüter lagern und sortieren zu können, bevor sie mit einem Lastwagen in die Ukraine oder auch zu einem Kinderheim in Ulm gebracht wurden. Die Nachbarschaftshilfe hat außerdem für den Deutschunterricht durch Nachbarschaftshelfer ein Gebäude zur Verfügung gestellt. Die Flüchtlingskinder dürfen bei vielen Veranstaltungen auf dem Lechfeld umsonst teilnehmen und es gibt viele Multi-Kulti-Veranstaltungen. „Private Leute hier im Umkreis haben wirklich super geholfen. Viele haben gespendet, obwohl sie mich gar nicht kannten. Sie haben mir einfach vertraut.“ Ein Lechfelder habe sogar ein Haus für Wohnungen für insgesamt elf Ukrainer eingerichtet. Vorübergehend hatte sie mit ihrer Familie ein 18-jähriges Pflegekind aus der Ukraine aufgenommen, bis in Augsburg eine Wohnung gefunden war. „Auch das ist das Lechfeld – das wäre in einer Stadt wahrscheinlich gar nicht möglich.“ Für ihren Einsatz hat sie bereits viel Anerkennung erfahren. Vom Untermeitinger Bürgermeister gab es einen Gutschein, und sie war beim Neujahrsempfang des Bayerischen Ministerpräsidenten in der Residenz in München.

    Menschen in Not brauchen Hilfe

    Mittlerweile sei der Bedarf für die Ukrainer auf dem Lechfeld gedeckt, erklärt Ilona Popova. Sie will sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterhin engagieren. Ob es um Spenden geht oder einfach nur ums Zuhören – aus ihrer Sicht ist es eine Selbstverständlichkeit, Menschen in Not zu helfen.

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