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Bayerns Remis in Leverkusen: Wie Glück und Moral gegen starke Leverkusener den Punkt retten

FC Bayern

Münchner Remis in Leverkusen: Kaum zu glauben

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    Harry Kane, Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich reagieren ungläubig. Wahrscheinlich wegen eines Schiedsrichterpfiffs. Es könnte sich aber auch um die eigene Leistung handeln.
    Harry Kane, Aleksandar Pavlovic und Joshua Kimmich reagieren ungläubig. Wahrscheinlich wegen eines Schiedsrichterpfiffs. Es könnte sich aber auch um die eigene Leistung handeln. Foto: Tim Grrothuis, Wittes

    Anders als es eine der bekannteren Phrase aus der Welt des Sports vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein Alleinstellungsmerkmal des Fußballs. Der sei nämlich ein Ergebnissport, sagen Spieler, Trainer und Vereinsbosse gerne, wenn sich ihre Mannschaft durch nichts als absurdes Glück zu einem 1:0-Erfolg gestolpert hat. Damit soll verdeutlicht werden, dass Schönspielerei und Ästhetik, eine ausgeklügelte Taktik und Kreativität vielleicht ganz nett sind – aber nicht wirklich bedeutsam. Am Ende komme es rein auf das Ergebnis an. Das ist allerdings in sämtlichen anderen Sportarten ebenso. Selbst im Eiskunstlaufen. Den Kufenkurvern entspringt die Unterscheidung zwischen Pflicht und Kür, Zweckgebundenem und Schönheit als Selbstzweck. Was Quatsch ist. Schließlich gibt es ja auch für die Kür Wertungen, die am Ende über Platzierungen entscheiden.

    Für den FC Bayern gehört die Meisterschaft, beziehungsweise deren Gewinn, zum alljährlichen Pflichtprogramm. Vergangene Saison scheiterte die Mannschaft daran, was zu allerlei Aufgeregtheiten führte und am Ende den Trainer eines englischen Absteigers an die Münchner Seitenlinie spülte. Vincent Kompany versucht, das Ergebnis durch wuchtigen, den Gegner beinahe erdrückenden Fußball zu seinen Gunsten zu gestalten. Darin unterscheidet er sich von seinem Vorgänger Thomas Tuchel, der einen eher pragmatischeren Weg wählt. Als die Münchner am Samstagabend bei Bayer Leverkusen antraten, saß Tuchel auf der Tribüne. Mittlerweile ist er Trainer der englischen Nationalmannschaft, was für ihn den Vorteil hat, dass er es nicht mit der aus seiner Sicht dem Schwachsinn anheimgefallenen deutschen Expertenschar zu tun hat. Als Nachteil freilich könnten sich die englischen Experten entpuppen. Die aber taten nichts zur Sache, als Tuchel beobachtete, wie die von seinem Nachfolger eingestellten Münchner versuchten, die Serie gegen Leverkusen zu brechen. Immerhin fünf Spiele in Folge hatten sie gegen die Bayer-Elf nicht mehr gewonnen. Am Ende der Partie waren sie froh, dass sie nicht die zweite Niederlage nacheinander gegen die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso kassiert hatten.

    Der FC Bayern hatte keine Chance gegen Bayer Leverkusen

    Bayerns Sportvorstand Max Eberl sprach nach dem 0:0 davon, dass es diesmal vor allem der Moral geschuldet gewesen sei, dass man nicht verloren habe. Hinzuzufügen wäre: und gehörigem Glück. Derart unterlegen kennt man in Bayern normalerweise nur die SPD. „Wir haben gefightet, haben uns den Punkt erkämpft. Das war das Maximum, was heute drin war gegen eine richtig gute Leverkusener Mannschaft“, analysierte Sportdirektor Christoph Freund. Weil Fußball eben auch ein Ergebnissport ist, konnten die Bayern mit dem einen Zähler gut leben. Ihr Vorsprung auf die Leverkusener beträgt immer noch acht Punkte. Zwölf Spieltage vor Schluss sollte der nationale Titel und somit die Erfüllung der Pflichtaufgabe nicht in Gefahr geraten.

    Was nun folgt, ist die Kür. Am 31. Mai steigt in München ein Fußballspiel, das die Bayern nicht nur gerne als Gastgeber verfolgen würden. Sie wären schon auch gerne Teilnehmer des Champions-League-Finals. Immerhin haben sie sich durch das 2:1 bei Celtic Glasgow eine vernünftige Basis erspielt, um am Dienstag im Rückspiel den Achtelfinaleinzug klarzumachen. Die möglicherweise in leichter Übertreibung als „Woche der Wahrheit“ deklarierte recht kurze Saisonphase lässt aber zwei unterschiedliche Sichtweisen zu. Auf der einen Seite haben die Münchner in zwei wichtigen Partien zusammen nur ein Tor kassiert, haben die Meisterschaft so gut wie sicher und beste Aussichten, Glasgow zu bezwingen. Andererseits ließen es die Münchner in beiden Partien an einer Souveränität und Klasse vermissen, die es braucht, um im internationalen Wettbewerb gegen Teams gehobener Qualität zu gewinnen.

    Gegen Glasgow gerieten die Münchner nach dem Anschlusstreffer ihres Gegners gehörig in die Bredouille und so imposant auch der Auftritt der Leverkusener war: In der Champions League warten noch etliche Mannschaften von mindestens gleicher Qualität. Manuel Neuer wies allerdings auch zurecht darauf hin, dass die Münchner in den vergangenen Partien gegen Bayer trotz eigener Überlegenheit auch keinen Sieg erringen konnten (was auch an einer Roten Karte des Schlussmanns im Pokal lag). Möglicherweise erhalten die beiden Mannschaften demnächst erneut die Chance, die Spitzenposition des deutschen Fußballs in direkten Duellen auszuspielen. Die Auslosung der Champions League macht ein Aufeinandertreffen von Bayern und Bayer im Achtelfinale möglich. Niemals ist Fußball mehr Ergebnissport als in K.-o.-Runden.

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