Xabi Alonso hat es schon wieder gemacht. Der Trainer Bayer Leverkusens verzichtete im Hinspiel des Achtelfinals erneut auf einen Mittelstürmer. Der Coach hatte das zuletzt bereits zweimal mit recht anschaulichem Erfolg gegen den FC Bayern getan. Die Leverkusener schalteten die Münchner im Dezember im Pokal aus und dominierten ihren Gegenüber zuletzt in beeindruckender Manier in der Liga. Dass die Bayern im Februar mit einem 0:0 davonkamen, war einer der Launen des Spiels geschuldet. Alonso hatte jedenfalls beide Male auf Patrik Schick sowie Victor Boniface verzichtet und stattdessen mit flinken Mittelfeldspielern die Münchner Abwehr gestresst. Am Mittwoch in der Allianz-Arena sollte diesen Job Amine Adli übernehmen. Diesmal allerdings misslang Alonsos taktischer Kniff, die Bayern gewannen mit 3:0.
Bayern wirkt im Champions-League-Duell deutlich wacher als Leverkusen
Die März-Bayern sind nämlich nur schwerlich mit den Februar-Bayern zu vergleichen. Auch das ist eine der Sonderbarkeiten dieses wundervollen Spiels. Liefen beim vergangenen Aufeinandertreffen die Münchner noch in jede der ausgelegten Pressingfallen ihres Gegners, präsentierten sie sich diesmal sowohl geistig als auch körperlich ausgeruhter.
Dazu stellte Harry Kane unter Beweis, weshalb es dann und wann ein Vorteil sein kann, einen gelernten Mittelfeldspieler auf dem Platz zu haben. Nach neun Minuten schlug Michael Olise eine Flanke in den Strafraum, der sämtliche flinke Mittelfeldspieler der Welt nur staunend hätten über sie hinwegsegelnd zuschauen können. Kane aber setzte sich geschickt vor Gegenspieler Nordi Mukiele, stieg gekonnt in die Luft und köpfte den Ball zum 1:0 ins Tor. Der Angreifer der Münchner hatte zuvor vier Spiele lang nicht getroffen, was Anhänger der Bayern befürchten ließ, der Engländer falle zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in ein Formtief. Es sieht nicht danach aus.
Die Fans zeigen Pyro-Show in der Allianz-Arena
Die Fans hatten bereits vor dem Spiel verdeutlicht, was sie in diesem Spiel von ihrer Mannschaft erwarteten. Ehe Michael Oliver die Partie anpfiff, entzündeten sie eine massive Pyro-Show, die als nachträgliche Feier des 125. Vereinsjubiläums gewertet werden darf. Ähnlich hitzig verliefen die ersten Minuten auf dem Feld. Die Münchner machten früh klar, dass sie um Klarstellung bemüht waren, wer denn nun die Nummer eins im deutschen Fußball ist. Da sich die Bayer-Elf diesen Status freilich nicht kampflos entreißen lassen wollten, entwickelte sich eine rassige Partie – der es lediglich an technischen Höhepunkten fehlte.
Für Derartiges sind normalerweise Jamal Musiala und Florian Wirtz vorgesehen. Doch die beiden Hochbegabten konnten sich nur selten in Szene setzen. Die Kreise des Leverkuseners engte oft Joshua Kimmich ein, der nach ausgestander Sehnenreizung im Oberschenkel in die Mannschaft zurückkehrte. Neben der Bewachung von Wirtz kümmerte er sich zudem gekonnt um Struktur im Münchner Spiel. So waren die Bayern über weite Strecken der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft und hielten die Leverkusener bis auf einen Patzer Dayot Upamecanos, den Neuer stark gegen Jeremy Frimpong ausbügelte, weg vom eigenen Tor.
Bayern dominiert, Bayer ratlos - das gilt auch in der zweiten Halbzeit
Das Bild änderte sich auch in der zweiten Hälfte kaum. Die Münchner hingegen spielten konsequent den Weg nach vorne. Der Treffer zum 2:0 entsprang allerdings keinem fein orchestrierten Spielzug, sondern einem Fehler des Leverkusener Keepers Matej Kovar, der eine harmlose Kimmich-Flanke fallen ließ, Musiala musste nur noch einschieben (54.) Direkt im Anschluss musste sich allerdings der angeschlagene Neuer auswechseln lassen, sodass Winter-Neuzugang Jonas Urbig zu seinem ersten Einsatz kam. Wenige Minuten später fällte der bereits vorgewarnte Mukiele unnötigerweise Coman in der gegnerischen Hälfte und wurde folgerichtig mit Gelbrot vom Platz geschickt. Die Münchner witterten nun die Chance, sich eine herausragende Ausgangsposition für das Rückspiel zu erarbeiten – und erhielten Unterstützung von Edmond Tapsoba, der Kane bei einer Ecke festhielt. Nach Ansicht der Videobilder entschied Schiedsrichter Oliver auf Strafstoß. Kane verwandelte sicher zum 3:0 (75.) Die Leverkusener waren endgültig geschlagen – und sollten die Münchner beim Rückspiel am kommenden Dienstag keinen erheblichen Leistungseinbruch erleben, dürfen sie sich wieder als beste deutsche Mannschaft fühlen.
FC Bayern Neuer (58. Urbig)– Laimer (68. Stanisic) , Upamecano, Kim (89. Dier), Davies – Goretzka (89. Palhinha), Kimmich – Olise, Musiala, Coman (68. Sané) – Kane Bayer Leverkusen Kovar – Mukiele, Tah, Hermoso, Hincapie – Xhaka (81. Garcia), Palacios – Frimpong (81. Arthur), Wirtz (81. Schick), Grimaldo (87. Buendia) – Adli (68. Tapsoba)
Tore 1:0 Kane (9.), 2:0 Musiala (54.), 3:0 Kane /75./FE)
Gelbrote Karte Mukiele (62.)
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