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Die fünf Gründe für das Scheitern des deutschen Eishockeyteams

Eishockey-WM

Fünf Gründe für das Scheitern der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft

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    Die Eishockey-WM endet für die deutsche Nationalmannschaft früh und mit einer herben Enttäuschung.
    Die Eishockey-WM endet für die deutsche Nationalmannschaft früh und mit einer herben Enttäuschung. Foto: Bo Amstrup, dpa

    Auf ihre Schläger gestützt verfolgten die deutschen Nationalspieler die Ehrungen nach dem Match. Enttäuschung und Müdigkeit waren in den Gesichtern zu lesen. Das Turnier war für die Mannschaft nach dem 1:2 nach Penaltyschießen gegen Dänemark beendet. Anstatt nach Stockholm zu reisen, wo die Viertelfinals am Donnerstag steigen, hieß es die Koffer zu packen für die Heimreise. Die Euphorie der letzten Jahre hat einen Dämpfer bekommen. Von einem Moment auf den anderen wird allen Beteiligten bewusst, dass doch noch ein großes Stück fehlt, um mit den Eishockey-Großmächten wie Tschechien, Schweden, Kanada oder Finnland mithalten zu können. Erstmals seit 2018 hat die Auswahl des Deutschen Eishockey Bundes die Runde der besten Acht verpasst. Die Gründe für das frühe Scheitern:

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    Das Personal

    Harold Kreis hatte in Dänemark nicht die bestmögliche Mannschaft auf dem Eis, was jedoch nicht nur an Ausfällen lag. Der langjährige Kapitän Moritz Müller wollte zwar angeschlagen mitkommen. Das Trainerteam verzichtete jedoch auf den Führungsspieler. In der Abwehr ebenfalls schmerzlich vermisst wurde der Berliner Kai Wissmann, der an der Hand operiert wurde. NHL-Stürmer Lukas Reichel fiel nach einem der wenigen fairen Checks der Norweger mit einer Schulterverletzung aus. In der Abwehr wussten nur der Berliner Jonas Müller und NHL-Profi Moritz Seider völlig zu überzeugen. Im Angriff war überdeutlich, dass die internationale Karriere des Münchner Kapitäns Patrick Hager vorüber ist. In den jüngsten beiden Partien saß der 36-Jährige auf der Tribüne. Warum verzichtete Kreis auf die Kölner Maxi Kammerer, 28, und Parker Tuomie, 29, die eine starke Saison spielten?

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    Die Noebels-Posse

    Kurz vor der WM schickte das Trainerteam den Stürmer von Meister Berlin wieder nach Hause. Praktisch vom Sofa weg - Marcel Noebels hatte drei Wochen zuvor sein letztes Spiel bestritten - beorderte Kreis den 33-Jährigen nach Dänemark. Gegen die Dänen saß der Vize-Weltmeister von 2023 anfangs jedoch fast nur auf der Bank und kam erst zu nennenswerten Eiszeiten, als sich Marc Michaelis verletzte. Insgesamt eine verunglückte Rückholaktion.

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    Der Einsatz

    Ein Credo von Trainer Kreis lautet: „Wir müssen in jedem WM-Spiel vollen Einsatz bringen, wenn wir gewinnen wollen.“ Es reichte in Herning jedoch nur zu Siegen gegen die kleinen Nationen wie Ungarn (6:1), Kasachstan (4:1) und Norwegen (5:2). Ein Erfolg gegen die keineswegs überragenden Dänen wäre möglich gewesen, wenn die Mannschaft bedingungslos gekämpft und sich an die Trainer-Vorgaben gehalten hätte. Noebels kritisierte noch vor dem Dänemark-Match seine Kollegen. „Momentan haben wir das Problem, dass zwei Spieler mit der Scheibe arbeiten, drei gucken nur zu“, erklärte der 33-Jährige. „Wenn einer die Scheibe hat, verlässt er sich darauf, dass der andere etwas Besonderes macht und zwei Leute stehen lässt. Unsere Stärke ist es, zu laufen.“ Gegen die Top-Nationen Schweiz (1:5), die USA (3:6) und Tschechien (0:5) war die deutsche Mannschaft weit entfernt von einer Siegchance. „Das war zu wenig. Da haben wir nur ein Drittel performt, zwei Drittel nicht. Auf diesem Niveau reicht das natürlich nicht“, monierte Stürmer Dominik Kahun.

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    Die Führungsspieler

    Nach dem Ausfall des Kölner Kapitäns Moritz Müller übertrug Harold Kreis seinem NHL-Profi Moritz Seider die Führung der Mannschaft. Der Profi der Detroit Red Wings ist sportlich und körperlich in seiner Entwicklung sehr weit und ein kompletter Verteidiger. Die Doppelbelastung als Teamleader und Abwehrchef war für Seider dann aber vielleicht doch ein Rucksack zu viel. Auch Tim Stützle setzt sich selbst zu sehr unter Druck. Immer wieder versuchte es der Stürmer mit der Brechstange und scheiterte mit Alleingängen. In der NHL erzielte er für Ottawa 24 Treffer. Bei der WM ging Stützle leer aus: Fünf Spiele, null Tore. Neben Moritz Müller oder Wissmann wurde Nico Sturm vermisst. Der 30-Jährige Augsburger, der bei seiner ersten WM-Teilnahme 2023 Silber holte, spielt mit den Florida Panthers in den NHL-Play-offs. Sturm ist auf dem Eis kämpferisches Vorbild und seine Arbeit hört in der Kabine nicht auf. In Herning fehlten die Leader im Team.

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    Die Special Teams

    Es ist eine Binsenweisheit, dass Eishockey-Partien meist in Über- und Unterzahl entschieden werden. Hier fanden die Coaches keine funktionierenden Einheiten. In numerischer Überlegenheit wurde kaum Druck aufgebaut. Im Powerplay (WM-Rang 12) und Penaltykilling (15) landet das deutsche Team weit hinten. Über- und Unterzahl sind Trainer-Aufgaben. Dieser Kritik muss sich Kreis stellen.

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