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Familienbande statt Starkult: Wie Paris-Trainer Luis Enrique PSG ins Finale der Champions League führte

Champions League

Team statt Star-Zirkus: Wie Paris St. Germain sich unter Luis Enrique neu erfand

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    Trainer Luis Enrique ist mit Paris Saint-Germain schon Meister geworden - in München kann er den ersehnten Titel in der Champions League holen.
    Trainer Luis Enrique ist mit Paris Saint-Germain schon Meister geworden - in München kann er den ersehnten Titel in der Champions League holen. Foto: Matthieu Mirville/ZUMA Press Wire, dpa

    Fast genau ein Jahr ist es her, dass der Wechsel von Kylian Mbappé zu Real Madrid offiziell verkündet wurde. Angekündigt hatte sich dieser Schritt indes schon lange vorher. Schon kurz nach Saisonstart hatte der Angreifer gesagt, seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Der Abschied des besten französischen Spielers – für den besten französischen Verein, Paris St. Germain, schien er einem Debakel gleichzukommen. Denn Mbappé ist in Frankreich weit mehr als eben nur der beste Fußballspieler, er ist eine nationale Ikone: Staatspräsident Emmanuel Macron hatte sich zuvor dafür eingesetzt, dass der Stürmer bei PSG bleiben soll. Mbappés Abschied markierte das Ende des Superstar-Trends bei PSG – und ein Jahr später scheint es, als ob dem Klub gar nichts Besseres hätte passieren können. Wenn am Samstagabend in München (21 Uhr, ZDF) das Finale der Champions League angepfiffen wird, kann PSG gegen Inter Mailand den sehnlichst erhofften Titel der Königsklasse holen.

    Mbappé muss mit seinem neuen Klub Real Madrid ebenso zusehen wie der FC Bayern, der auf ein „Finale dahoam“ gehofft hatte. Bei den Buchmachern geht Paris leicht favorisiert in das Spiel – und das, obwohl im Gegensatz zu früheren Jahren die ganz großen Stars im Kader fehlen. Noch vor zwei Jahren hatte der mit Millionen aus Katar finanzierte Klub sich Stars wie eben Mbappé, aber auch Lionel Messi, Neymar und Sergio Ramos geleistet. Schillernde Spieler, die noch keine Mannschaft waren – wie das Ausscheiden im Achtelfinale der Champions League belegte. Beim 0:1 und 0:2 gegen den FC Bayern wurde innerhalb der Pariser Mannschaft zwar nach den Gegentoren eifrig diskutiert, eine nennenswerte Chance aufs Weiterkommen hatten die Franzosen aber nicht.

    Luis Enrique übernahm 2023 das Traineramt bei Paris St. Germain

    Der eher biedere Trainer Christophe Galtier, der der launischen Superstar-Truppe die Flausen austreiben sollte, musste nach der Saison gehen – und für ihn kam 2023 ein Mann an die Seitenlinie, der PSG auf Kurs bringen sollte. Der Spanier Luis Enrique, der zuvor beim FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft mit Stars zusammengearbeitet hatte, verzichtete auf neue Altstars und formte stattdessen eine Mannschaft. Natürlich: Geld wird in Paris, das vom katarischen Staatsfonds alimentiert wird, immer noch fleißig ausgegeben. Alleine in dieser Spielzeit waren es 240 Millionen Euro. Im Gegensatz zu früheren Jahren wurde das aber nicht für großen Namen gezahlt, sondern für junge Spieler: 60 Millionen Euro flossen an Benfica für den 19-jährigen Joao Neves, 50 Millionen bekam Stade Rennes für den gleichaltrigen Désiré Doué, 40 Millionen erhielt Frankfurt für den 22-jährigen William Pacho. Im Winter folgten 70 Millionen für Khvicha Kvaratskhelia (24) nach Neapel.

    Der oft kauzig und sperrig wirkende Luis Enrique stellte den ehemaligen Dortmunder Ousmane Dembelé ins Sturmzentrum, wo er mit 21 Treffern Torschützenkönig der Ligue 1 wurde. Zweitbester Torschütze ist mit 14 Treffern der 22-jährige Bradley Barcola, der bei Luis Enriques Amtsantritt von Olympique Lyon verpflichtet worden war. Der spanische Coach spricht zwar immer noch eher schlecht als recht Französisch, hat sich nach einem etwas verhaltenen Start aber längst etabliert und kann nun der siebte Trainer werden, der mit zwei unterschiedlichen Klubs die Champions League gewinnt. 2015 hatte er den Pott mit Barcelona geholt. Schon in der vergangenen Saison fehlte nicht viel zur Finalteilnahme. Im Halbfinale schied Paris aber gegen Dortmund aus. Der Spielverlauf darf angesichts mehrerer Aluminium-Treffer ans Dortmunder Gehäuse und zweier knapper 1:0-Siege des BVB getrost als unglücklich bezeichnet werden. Schon in der Vorsaison hatte Paris alle drei nationalen Titel geholt – nur der ersehnte Henkelpott sollte es mal wieder nicht sein.

    Außenverteidiger Achraf Hakimis vielsagend: „Wir sind wie eine Familie. Vorher war es anders.“

    Schon vor fünf Jahren stand Paris im Finale. Bekanntlich gewann damals der FC Bayern durch ein Tor des gebürtigen Parisers Kingsley Coman. Pariser Trainer war damals Thomas Tuchel, den Sturm bildeten Neymar, Mbappe und der Argentinier Angel die Maria. Kapitän war der Brasilianer Thiago Silva. Hohe Stardichte, andere Zeiten. Was sich nun gegenüber früheren Jahren gewandelt hat? Außenverteidiger Achraf Hakimi, seit 2021 und damit für PSG-Verhältnisse eine halbe Ewigkeit im Kader, erklärte die Wandelung nach dem Finaleinzug so: „Die größte Veränderung ist jetzt gerade, dass wir wie ein Team sind. All die Spieler, die gespielt haben und auch nicht gespielt haben, wir sind alle zusammen. Wir rennen füreinander und wir sind wie eine Familie. Vorher war es anders.“ Es sind Qualitäten, die gegen das eingespielte und kompakte Inter Mailand wichtig sein werden. Und es sind Worte, die bei Kylian Mbappé mit Interesse vernommen worden sein dürften.

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