
FCA gegen Werder: Sensation statt Wunder


Der SV Werder Bremen sieht den Final-Einzug als Grundrecht an. Irren ist menschlich. Zwischen Werder und Berlin steht mehr als nur ein ambitionierter Zweitligist namens FC Augsburg. Von Tilmann Mehl
Der SV Werder Bremen sieht den Final-Einzug als Grundrecht an. Irren istmenschlich. Zwischen Werder und Berlin steht mehr als nur einambitionierter Zweitligist namens FC Augsburg.
Selbstverständlich mahnen Trainer, Spieler und Umfeld vor den Augsburgern. Bloß nicht unterschätzen dürfe man die. Was man halt auch so sagt, wenn man in der ersten Runde auf dem weiten Land antritt. Zu dieser Laufkundschaft hat der FC Augsburg vor wenigen Jahren auch noch gehört. Da verlor man gegen Vereine aus Dasing und Aindling. Das ist so, als würde Bremen gegen den TSV Melchiorshausen oder die SG Aumund-Vegesack scheitern.
Lizenzentzug, Aufstieg, Abstieg - der Klub, der sich als Traditionsverein gibt, klüngelte und schwirrte zwischen dritter und vierter Liga hin und her. Erst als Walther Seinsch zu Beginn des Jahrtausends als Präsident beim FCA einstieg, nahm der Verein Fahrt auf, etablierte sich in der zweiten Liga und spielt nun um den Aufstieg mit. Seinsch hat sein Geld als als Mitbegründer der Textilfirmen kik und Takko gemacht - und Teile davon auch dem FC Augsburg zur Verfügung gestellt. Der FCA würde ohne Seinsch wahrscheinlich immer noch gegen Dasing und Aindling verlieren.
Statt Aindling spielt man nun gegen Bremen. Mit dem Erfolg kam das Selbstbewusstsein. Ein Sieg gegen Werder wäre eine Sensation, als ein Wunder würde man es nicht verbuchen. Für Wunder an der Weser ist ja sowieso von jeher der Heimverein verantwortlich. Den Wahnsinn ohne Wunder gegen Valencia hat man in Augsburg interessiert verfolgt.
Große Gedanken, wie man den Bundesligisten schlagen kann, hat man sich zumindest öffentlich noch nicht gemacht. Natürlich hat sich die permeable Defensive bis nach Augsburg herumgesprochen. Ebenso wie man in Bremen weiß, dass vor allem auf Michael Thurk und das Flügelduo Ibrahima Traore/Marcel Ndjeng acht zu geben sein wird. Taktische Überraschungen wird es kaum geben.
Der Verweis aus Bremen, dass man mit Kaiserslautern und St. Pauli bereits zwei ambitionierte Zweitligisten ausgeschaltet hat, wird in Augsburg lächelnd wahrgenommen. St. Pauli wurde auch aus der Augsburger Impuls-Arena mit einer Niederlage nach Hause geschickt. Das 4:1-Spektakel gegen Kaiserslautern war das bisher beste Zweitligaspiel der Saison. Die Mannschaft, die das sonst etwas sperrige bayerische Schwaben vertritt, fühlt sich am wohlsten, wenn es zügellos auf dem Feld wird. Trainer Jos Luhukay lässt sein Team dabei nur allzu gern gewähren.
Früher spielte man vor wenigen hundert Fans gegen Dasing. Den Schwaben wird häufig und auch ein wenig zurecht ein Minderwertigkeitskomplex unterstellt. Das große München wirft seine Schatten. Mittlerweile laufen Fans mit FCA-Trikots durch die Stadt.Bis zu 3.000 Anhänger begleiten den FC Augsburg nach Bremen. Das Glauben an die Sensation ist da. Ein Wunder braucht es nicht. Tilmann Mehl
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