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FC Bayern: Leon, der Musterprofi

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Leon, der Musterprofi

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    Leon Goretzka war beim 3:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg der entscheidende Mann des FC Bayern.
    Leon Goretzka war beim 3:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg der entscheidende Mann des FC Bayern. Foto: Tom Weller/dpa

    Die Freude der Menschen folgt nicht immer logischen Gesichtspunkten. Ein in der Jackentasche gefundener Zehn-Euro-Schein sorgt manchmal für mehr Glückshormone als ein um 20 Cent pro Liter fallender Benzinpreis. Oder preislich reduzierter Senf beim Discounter. Außer man heißt Lohse und kauf hier ein. Das aber wiederum ist Humor, der sich vor allem jener Generation erschließt, die heutzutage als „Boomer“ bekannt ist und zudem ein Faible für Vicco von Bülow („Loriot“) hat. Manch Fußballfan dürfte sich am Wochenende besonders über die Tore von Leon Goretzka gefreut haben - selbst dann, wenn man es nicht unbedingt mit dem FC Bayern München hält.

    Goretzka nämlich hat sich das Motiv des unerwarteten Comebacks zu eigen gemacht. Zugleich hat der das alte Boomer-Mantra bestätigt, wonach sich harte Arbeit immer auszahle. Irgendwas wird da schon dran sein. Immerhin haben auch Personal-Coaches der neuen Generation Wand-Tattoos, die davon künden: „Hard Work Pays Off“, steht dann da. Was ja schließlich auch genau das Gleiche bedeutet. Das freut dann eben auch den neutralen Anhänger, wenn da einer in einer schwierigen Situation war, sich nicht beklagt hat und das Möglichste dafür getan hat, wieder vollwertiges Mitglied der Mannschaft zu werden. Dann spielt das plötzlich auch keine Rolle mehr, dass es sich hier um einen Multimillionär handelt, der auch bei einem Scheitern seiner Arbeitsbeziehung keine materiellen Sorgen würde leiden müssen.

    Leon Groetzka ist ein Musterprofi

    Goretzka hat sich immer als ein Arbeitnehmer gezeigt, wie ihn sich die Vorgesetzten wünschen. Strebsam, ohne aufmüpfig zu sein. Mit einem wachen Geist ausgestattet - sich deswegen aber nicht über andere erhebend. Und was für einen Fußballer möglicherweise nichts ganz unwichtig ist: Er versteht es formidabel, gegen den Ball zu treten. Gegen den VfL Wolfsburg tat er das auf derart zielführende Weise, dass der 3:2-Erfolg eng mit seinem Namen verbunden ist, schließlich erzielte der Mittelfeldspieler zwei Treffer. Beim ersten trieb er den Ball energisch durch die gegnerische Hälfte, um ihn kompromisslos ins Tor zu schießen. Die Kombination aus schnörkellosem Lauf samt satten Abschluss bedeutet ein Alleinstellungsmerkmal im Kader des FC Bayern, weshalb sich Goretzka Hoffnung auf weitere Einsätze machen kann. Bei seinem zweiten Tor zeigte er nach einer Freistoßflanke von Michael Olise wundervolles Timing und setzte den Ball mit dem Kopf ins Netz.

    Deswegen ist Goretzka nun natürlich plötzlich nicht unersetzbar. Im kommenden Champions-League-Spiel am Mittwoch in Rotterdam wird wohl wieder Aleksandar Pavlovic an der Seite von Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld spielen. Dass Goretzka mittlerweile aber auch dann zum Einsatz kommt, wenn sein Konkurrent spielfähig ist, zeigt seine gesteigerte Bedeutung. „Er hat auf die richtige Art reagiert, mit den Füßen, nicht mit Worten. Ich würde das jedem Profi empfehlen“, lobte ihn Trainer Vincent Kompany. Auch von Sportvorstand erhält der in der Vorrunde noch lange Zeit verschmähte Goretzka anerkennende Worte. „Er gibt uns die Möglichkeiten zu agieren und zu reagieren auf dem Platz“, sagte Max Eberl und bezeichnete Goretzka als „Musterprofi“. Leon, der Musterprofi nun also. Die Generation Golf wird es schon verstehen.

    Goretzka befindet sich seit einem Jahr in der schwierigsten Phase seiner Karriere. Schon Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel baute nicht durchgehend auf den 29-Jährigen. Julian Nagelsmann nominierte ihn nicht für die Heim-EM und anschließend machten die Bayern keinen Hehl daraus, dass sie nichts gegen einen Abgang des Gutverdieners einzuwenden hätten und setzten ihm auch noch den Portugiesen Joao Palhinha als zusätzlichen Konkurrenten vor. Goretzka ertrug das alles, ohne sich öffentlich zu beklagen. Eine Seltenheit, in dem ansonsten recht schnatter- und natterhaften Geschäft. So schwieg er auch nach dem Erfolg gegen Wolfsburg und ließ lieber die anderen über sich reden. Selbstverständlich aber wird er sich gefreut haben - und viele andere mit ihm.

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